Deutscher Olympischer Sportbund Klares Bekenntnis für Weikert und den Olympia-Traum
Der Limburger Thomas Weikert ist für vier Jahre im Amt des DOSB-Präsidenten bestätigt worden. Zudem sprach sich die Mitgliederversammlung einstimmig für die Olympia-Strategie aus.
Nach seiner Wiederwahl bekam der nette Herr Weikert ein paar mahnende Worte mit auf den Weg. "Lieber Thomas, du darfst ruhig mal etwas strenger zu uns sein", sagte Vize-Präsidentin Verena Bentele, die mit ihrem "Teamkapitän" Thomas Weikert den organisierten Sport durch herausfordernde Zeiten und zu einer Olympia-Bewerbung führen soll. Der Traum von Olympischen und Paralympischen Spielen lebt - zumindest bei den Mitgliedern des DOSB.
Die gaben auf der Vollversammlung in Baden-Baden einstimmig ihr "Go" für den Strategieprozess, der nach Debatten im Jahr 2023 und einem Bürgervotum 2024 in einem neuen Anlauf gipfeln soll, Sommer- oder Winterspiele nach Deutschland zu holen. Kaum weniger Zustimmung bekam der Limburger Weikert, der den Dachverband vor einem Jahr in turbulenten Zeiten übernommen hatte: 434 der 438 Delegierten sprachen dem Präsidenten das Vertrauen aus - nach dem chaotischen Ende der Ära Alfons Hörmann kehrt beim DOSB wieder Stabilität ein.
"Mehr Gänsehautmomente, die wir live erleben können"
Allerdings liegen schwierige Aufgaben vor Weikert (61) und seinem Team. Die Energiekrise bedroht die Vereinslandschaft, die Pandemiefolgen sind noch nicht komplett aufgefangen. Im Spitzensport bleiben international die Medaillen aus, die sechs Jahre alte Leistungssportreform habe "nicht die nötige Wirkung entfaltet", sagte Weikert. Eine Reform der Reform soll deutschen Sportlerinnen und Sportlern zu altem Glanz verhelfen, doch das Grobkonzept steht in der Kritik. Ob bei diesen vielfältigen Hausaufgaben die Arbeit an einer Olympia-Bewerbung Sinn ergibt - zumal die Skepsis gegenüber Welt-Sportorganisationen wie FIFA oder IOC durch durch die Fußball-WM in Katar nicht kleiner geworden ist?
Ja, lautet die Antwort der DOSB-Mitglieder. Wie die wiedergewählte Vize-Präsidentin Miriam Welte, Bahnrad-Olympiasiegerin, wollen sie anscheinend "mehr Gänsehautmomente, die wir nicht nur im Fernsehen sehen, sondern live erleben können". IOC-Präsident Thomas Bach bekam das Bekenntnis aus seiner oft kritischen Heimat nicht hautnah mit. Der Ehrenpräsident des DOSB fehlte im Kurhaus wegen einer Corona-Erkrankung.
"Wunden der Vergangenheit"
Thomas Weikert war in seinem ersten Amtsjahr immer wieder nach Lausanne gereist, um das belastete Verhältnis zum IOC zu verbessern, es war Teil seiner Aufräumarbeiten nach Hörmanns Amtszeit, die den Dachverband noch immer nicht loslässt. "Die Wunden der Vergangenheit", wie sie Weikert nannte, sind noch nicht verheilt. Auch nach der Brief-Affäre ("Kultur der Angst"), die zum Sturz Hörmanns führte, flatterten in der Frankfurter Zentrale des organisierten Sports anonyme Schreiben ein, in denen auch die neue Führung mit Weikert und dem Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester belastet wurde.
Die Ethik-Kommission tagte häufiger als gewünscht - und kam zum Schluss: alles in Ordnung. Der Trend zu anonymen Briefen wunderte aber den Vorsitzenden Thomas de Maiziere. Kritik sollte mit "offenem Gesicht, Namen und Hausnummer" möglich sein, sagte der frühere Bundesinnenminister. Seine Kommission berate sich mit Präsidium und Vorstand, wie in Zukunft mit anonymen Briefen umgegangen werden soll. In dieser Zukunft will Weikert, der einziger Kandidat für das Spitzenamt war, seiner Linie treu bleiben, auch wenn harte Entscheidungen anstehen.
"Dialog und Interessenausgleich"
"Ein DOSB-Präsidium unter meiner Führung ist immer eines des Dialogs und des Interessenausgleichs", sagte der Familienanwalt. Damit hat der den DOSB zumindest wieder in "ruhige Gewässer" geführt, in denen das Träumen erlaubt ist.