E-Sport-Profi Leon Kirilin "Ich habe durch Gaming wieder ins Leben gefunden"
Der Wiesbadener Leon Kirilin ist einer der bekanntesten Profi-Gamer Deutschlands. In einer ARD-Doku spricht er nun über Depressionen in der Jugend, wie ihn Computerspielen gerettet hat und welchen Preis E-Sport-Profis für ihren Traum zahlen müssen.
So viel Computerspielen wie man will und dafür auch noch viel Geld verdienen: Für viele Jugendliche lebt Leon Kirilin einen Traum. Der 26-Jährige aus Wiesbaden ist einer der besten DOTA2-Spieler der Welt. Doch der Gaming-Star hat eine schwere Jugend mit Depressionen hinter sich – und am Fall von "Nine", wie er in der Szene heißt, ist auch erkennbar, welche Belastungen Profi-Zocker auf sich nehmen müssen.
All das zeigt die Doku "Spiel um Millionen – Das größte E-Sport-Turnier der Welt", die ab 20.8.2024 in der ARD-Mediathek zu sehen ist. Der Film begleitet zwei deutsche Spieler, Kirilin und Daniel Schoetzau, zum DOTA2-Turnier "The International" 2023 nach Seattle und blickt dabei hinter die Kulissen der E-Sport-Szene.
Depressionen und ein Deal mit der Mutter
Beindruckend erzählt Kirilin dabei in der Dokumentation, wie Gaming ihm ihn seiner Jugend half. "Ich habe einfach mein Leben nicht ausgehalten und Gaming hat mir einfach eine Alternative geboten und ich würde schon sagen, dass ich nur durch Gaming wieder ins Leben gefunden habe." Als sein alter PC dann kaputt geht, hat Kirilin sogar Selbstmordgedanken.
Doch der junge Wiesbadener geht trotz der angespannten finanziellen Situation der Familie mit seiner Mutter einen Deal ein: "Ich habe sie darum gebeten, dass sie mir einen Computer kauft und wenn ich in sechs Monaten damit kein Geld verdiene und ihr das Geld nicht zurückgeben kann, dann mache ich, was sie will."
Hohes Preisgeld, aber auch ein hoher Preis
Der Rest ist E-Sport-Geschichte. Kirilin wird in kürzester Zeit in DOTA2 erfolgreich, tritt einem Profi-Team bei und gewinnt 2022 sensationell mit seinem Team "The International". 8,5 Millionen Dollar Preisgeld gab es dafür laut Fachkreisen für die insgesamt fünf Mitglieder seines Teams. "Irgendwann habe ich mein Konto angekuckt und da war auf einmal eine ziemlich große Zahl", erzählt Kirilin. Das erste, was ich getan habe, ist mir Bücher über Finanzen zu kaufen, weil ich davon absolut keine Ahnung hatte."
Die Schattenseiten des Gamings
Auf jeden Fall Ahnung hat Kirlin davon, wie viel man leisten muss, um Profi-Gamer zu sein. 12 bis 14 Stunden pro Tag spielen die Teams zusammen oder alleine, um sowohl ihre individuellen Fähigkeiten als auch die Teamkoordination zu verbessern. Das hat natürlich gesundheitliche Auswirkungen: Wochenlang nur vor dem PC, das bedeutet Rückenprobleme oder Augenschmerzen.
Aber vor allem spürt man es auch im sozialen Alltag. "Bei DOTA2 ist es ziemlich normal, dass die meisten Spieler wirklich fast kein soziales Leben haben. Ich war letztes Jahr von zwölf Monaten vielleicht zwei daheim. Da war einfach kein Platz für so persönliche Beziehungen", sagt Kirilin in der Doku und gewährt damit einen ehrlichen Einblick, dass der Traum vom Profi-Gamer auch viele Schattenseiten hat.