Erneutes Playoff-Aus Zurück ans Zeichenbrett! Die Huskies brauchen Antworten statt Erklärungen

Wieder mal erleben die Kassel Huskies auf dem Weg nach oben eine Bruchlandung. Dass es am Ende in Dresden nicht mal knapp war, wird schon bald keine Rolle mehr spielen. Es braucht einen neuen Plan für den nächsten Anlauf.

Enttäuschte Huskies-Spieler nach dem Playoff-Aus in Dresden.
Enttäuschte Huskies-Spieler nach dem Playoff-Aus in Dresden. Bild © Imago Images
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Manchmal ist am wichtigsten, was nicht gesagt wird. Wer am Morgen danach die Website der Kassel Huskies besuchte, wurde von einer klaffenden Leerstelle begrüßt. In großen Buchstaben wird dort ganz oben das nächste Match angekündigt. Links und rechts des "vs" stand dort an diesem Samstag aber nur ganz viel Weiß und zwei dünne Spiegelstriche.

Es wird kein nächstes Match mehr geben, nicht in dieser Saison. Nach einer 0:4 (0:1, 0:0, 0:3)-Niederlage im sechsten Spiel der Halbfinal-Serie bei den Dresdner Eislöwen am Freitagabend kann das Eis abgetaut werden. Die rücksichtslose Faktenlage weist den Huskies zahlreiche Wege in die Niedergeschlagenheit. Besonders taub dürfte sich dieser Samstag aber anfühlen, weil eine bis dahin so hart umkämpfte und hochklassige Serie von einer entwaffnend klaren Niederlage beendet wurde.

Huskies präsentieren sich als gute Verlierer

Die Nordhessen wussten am Ende des Abends, dass sie allenfalls noch als gute Verlierer gewinnen konnten. Trainer Todd Woodcroft versäumte es deshalb nicht, den Eislöwen zu ihrer hervorragenden Halle zu gratulieren, gar zu ihrer tollen Stadt, ihrem Team. Dieses sei am Freitagabend zweifellos das bessere gewesen – und zwar "von Anfang bis Ende".

Dass beide Kandidaten einen würdigen Finalisten abgeben würden, hatten sie in den vorherigen Spielen bereits vorgeführt. Fünfmal machte nur ein Tor den Unterschied, zweimal fiel die Entscheidung über Sieg und Niederlage erst in der Overtime. Beste Playoff-Ware. "Alle fünf vorherigen Spiele der Serie hätte jedes der beiden Teams gewinnen können", bekannte Woodcroft. Am Freitag aber war etwas grundlegend anders: "Diesmal habe ich mich nicht so gefühlt. Dresden war hungriger, sie hatten mehr Energie", erkannte der Huskies-Coach.

Spiel drei war der psychologische Knackpunkt

Niklas Sundblad versuchte sich bereits an einer psychologischen Aufarbeitung: "Das dritte Spiel war das entscheidende in der Serie", urteilte der Eislöwen-Trainer. "Wenn du das verlierst, hättest du zwei Spiele hintereinander in der Overtime verloren. Dann wird es schwierig. Das war der Knackpunkt, um Selbstvertrauen und Glauben reinzubringen." Nach einer 3:4-Niederlage auf eigenem Eis gewannen die Sachsen Spiel drei in Kassel mit 2:1 und legten anschließend mit einem 4:3-Heimsieg den Grundstein für den Finaleinzug.

Sundblads Analyse ließ wenig Raum für Widerspruch. Allenthalben herrscht nach diesen sechs Halbfinalspielen Einigkeit darüber, dass sich hier zwei Teams auf Augenhöhe begegneten. Viel interessanter für die Huskies ist es, die Ursache zu finden, warum es im entscheidenden Spiel nicht mal knapp war. Woodcroft versuchte es in einem ersten Ansatz, an den Unterschiedsspielern festzumachen: "Ihre Topspieler haben geliefert. Ohne einige unserer Topspieler hatten wir keine Antwort." Das Fehlen von Leistungsträgern wie Joel Keussen, Hunter Garlent, Tristan Keck und Henri Kanninen konnte Kassel nicht kompensieren.

Fünfter Fehlversuch im Aufstiegsrennen

Dabei hatten sich die Nordhessen mit den Statement-Transfers von David Wolf und Yannik Seidenberg argumentativ bereits viele Rückzugsmöglichkeiten verbaut. Alles andere als Meisterschaft und DEL-Aufstieg bleibt hinter den Zielen der Schlittenhunde zurück. Ein Tiefschlag wie die Finalniederlage im vergangenen Jahr gegen Regensburg sollte um fast jeden Preis verhindert werden. Im Ergebnis ging es nun noch eine Runde früher raus. Der fünfte missglückte Anlauf seit Wiedereinführung des Aufstiegs.

Wenn sich in den Momenten danach aus irgendetwas wieder Zuversicht ableiten lässt, dann wohl daraus, dass die Huskies Routine im Umgang mit derartigen Rücksetzern entwickelt haben. Auch wenn die Uhren nach jeder Saison wieder genullt wurden, gelang es dann doch mit einer gewissen Hartleibigkeit und freilich auch dem Einsatz erheblicher finanzieller Mittel, immer wieder sehr weit oben zu landen, nur eben nicht am Gipfel.

Kapitän Weidner blickt nach vorn

Kapitän Jake Weidner fand es zwar auch "schwer, das in Worte zu fassen", wie er im Interview mit Sportdeutschland.TV vorausschickte. Das Team habe bis zum Ende einen riesigen Kampf geboten, jeden Tag immense Bereitschaft an den Tag gelegt. Dann fand er aber vielleicht doch die passendste Vokabel für den Augenblick. Dies sei nun ein "Zurück-ans-Zeichenbrett-Moment". Es gilt nun einen weiteren Plan zu entwerfen, in der guten Hoffnung, dass irgendwann einer aufgeht. Die letzte Skizze kann in den Papierkorb.

Redaktion: Aaron Knopp

Quelle: hessenschau.de