Finale auf dem Karolinenplatz Blista Marburg greift in Darmstadt nach der Blindenfußball-Meisterschaft
Die Blindenfußballer feierten bei den Paralympics eine spektakuläre Party unterm Eiffelturm. Die Bilder gingen um die Welt. In Darmstadt steht nun das Bundesliga-Finale an. Mit guten Titelchancen für Blista Marburg.
Die Paralympics räumten den Blindenfußballern die prächtige Bühne unter dem Eiffelturm frei, in Deutschland kämpft die Sportart weiter um Aufmerksamkeit. Der letzte Bundesliga-Spieltag mit der Entscheidung um die Meisterschaft soll am kommenden Samstag (ab 9 Uhr) auf dem Karolinenplatz in Darmstadt bei freiem Eintritt weitere Aufmerksamkeit für die Sportart schaffen.
Um ihren Sport überhaupt zu betreiben, müssen die Blindenfußballer viel Aufwand betreiben. Selbst Nationalspieler müssen Überstunden machen und unbezahlten Urlaub nehmen, um Zeit für Training und Matches zu haben, sagt Bundestrainer Martin Mania und fordert: "Athleten müssen besser entlastet und unterstützt werden, um mehr trainieren und ihr Land vertreten zu können."
Bundesliga-Finale soll mehr Aufmerksamkeit bringen
Das Bundesliga-Finale soll auf dem Darmstädter Karolinenplatz die Breitenwirkung erhöhen. Im letzten Spiel trifft der aktuelle Meister und Tabellenführer SF BG Blista Marburg auf Verfolger FC St. Pauli. Die Mittelhessen haben gute Chancen auf die Titelverteidigung.
Unter anderem dank des 17 Jahre alten Nationalspielers Emilio Eichler. Er ist seit einem Autounfall im Alter von vier Jahren vollständig erblindet und war erst Leistungsschwimmer, bevor er sich vor sieben Jahren für den Fußball entschied. Zum Blindenfußball kam er über die Schule.
Der Abiturient möchte auch mit der Nationalmannschaft hoch hinaus und zu den nächsten Paralympics nach Los Angeles: "Das ist auf jeden Fall das größte Ziel." Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Zunächst müsse das Team Europameister bei der nächsten EM werden oder zumindest unter die Top vier kommen, um sich über die WM zu qualifizieren. Gar nicht einfach, wenn eine so große Lücke zwischen sich selbst und der Konkurrenz klafft. Die Qualität des Fußballs sei etwa in Brasilien oder Argentinien eine ganz andere als in Deutschland, erzählt Eichler.
Die Regeln des Blindenfußballs
Doch wie funktioniert Fußball überhaupt, wenn die Augen nicht mitspielen können? Pro Mannschaft gibt es einen sehenden Torwart und vier erblindete oder zum Teil erblindete Feldspieler. Damit es fair bleibt, bekommen alle eine Dunkelbrille auf, die das Sehen wirklich komplett ausschaltet. Und dann wird gekickt: Wer sich einem anderen Spieler nähert, muss sich durch ein Ausrufen des spanischen Wortes "Voy" ("Ich komme") bemerkbar machen. Damit die Spielenden den rasselnden Ball auch gut hören und sich an ihm orientieren können, muss der Jubel der Zuschauenden allerdings ausbleiben.
Jedes Team hat zudem auch drei Guides. Einer von Ihnen ist der Torwart, ein weiterer steht an der Mittellinie und der letzte hinter dem Tor des gegnerischen Teams. Der sagt zum Beispiel, wie weit die Spieler vom Tor entfernt sind. Das Feld ist 20 mal 40 Meter groß. Ein Spiel dauert 30 Minuten plus zehnminütiger Halbzeit. Und noch etwas ist besonders am Blindenfußball: Männer und Frauen spielen gemeinsam, auch wenn die überwiegende Mehrheit der Bundesligaspieler Männer sind.
Bundestrainer Mania wünscht sich, dass die Förderung des Nachwuchses weiter ausgebaut wird. Aktuell gebe es nur eine Förderung der Nationalmannschaft und der Bundesliga. Es brauche Trainings- und Wettbewerbsmöglichkeiten, um Kinder und Jugendliche früh zu begeistern und fördern zu können. Hinzu komme, dass es keinen zentralen Trainingsstandort für die Nationalmannschaft gebe.
Junge Sportart aus dem Mutterland Spanien
Als Geburtsland des Blindenfußballs gilt Spanien, wie Bundestrainer Mania erklärt. Die erste nationale Meisterschaft wurde jedoch in Brasilien gespielt. 1996 wurde der Sport offiziell von der "International Blind Sports" Federation in den Sportkanon aufgenommen. Es folgten die ersten Europa- und später Weltmeisterschaften, berichtet Mania. In Deutschland ist der Sport erst 2006 so richtig angekommen. Damals fand im Rahmenprogramm der Fußball-WM in Berlin das erste große internationale Turnier im Blindenfußball auf deutschem Boden statt.
Bei den Paralympics gehört Blindenfußball schon seit 2004 zum Programm. In Paris setzte sich im Schatten des Eiffelturms Gastgeber Frankreich im Finale gegen Argentinien durch. Deutschland hatte bei der WM im Vorjahr das Paralympics-Ticket verpasst - in Los Angeles 2028 will Emilio Eichler sich diesen Traum erfüllen.