Zehnter nach Ausrutscher von Regensburg Lilien bleiben im Matsch stecken

Zum Abschluss der Hinrunde reißt die Erfolgsserie von Darmstadt 98 doch noch. Die Lilien können damit im neuen Jahr den Angriff auf die Zweitligaspitze aus dem Hinterhalt angehen - auch wenn Trainer Kohfeldt bremst.

Darmstadts Marco Thiede steckt den Kopf ins wenige Gras.
Darmstadts Marco Thiede steckt den Kopf ins wenige Gras. Bild © Imago Images
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Highlights: Regensburg – Darmstadt

Fotocollage: zwei Vereinslogos nebeneinander: links Regensburg, rechts Darmstadt 1898. Im Hintergrund unscharf ein Symbolbild des Darmstädter Fußballstadions.
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Elf Freunde müsst ihr sein – und Stürmer. Nach diesem abgewandelten Motto verfuhr Zweitligist Darmstadt 98 am Sonntag in der hektischen und bald achtminütigen Nachspielzeit eines zuvor 90 Zeigerumdrehungen lang lahmen Fußballspiels. Niemanden hielt es mehr hinten bei den Südhessen, schon gar nicht den Torwart Marcel Schuhen.

Der Mann im grünen Sweater mischte sich fleißig im gegnerischen Sechzehner unter seine zehn in blau gekleideten Kollegen und machte nicht den Anschein, jemals wieder auf seinen angestammten Posten zurückkehren zu wollen. Flanke von rechts, hohe Hereingabe von halblinks, Schuhen stets dabei, Ecke, geblockter Schuss, noch eine Ecke, der Abpfiff.

Nach zuvor neun ungeschlagenen Spielen in Serie verließen Schuhen und seine Darmstädter Kameraden bei Jahn Regensburg einen Zweitligarasen mal wieder als Verlierer (1:2), wobei es Rasen an dieser Stelle nicht richtig traf. Das Geläuf erinnerte dann doch eher an eine der unzähligen bayerischen Wiesen, auf denen Kühe grasen.

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PK Jahn-Darmstadt
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Fußballarbeiter ringen Fußballspieler nieder

Wenn man so will: Die Ambitionen der Lilien, die mit einem Sieg beim Tabellenschlusslicht auf Rang sieben hätten kraxeln können, blieben im Matsch von Regensburg stecken. Statt nur einem Pünktchen Rückstand auf den Hamburger SV, den Dritten, sind es jetzt eben als Zehnter deren vier. "Man muss dem Jahn gratulieren. Sie haben uns ihr Spiel aufgezwungen – und nicht umgekehrt", sagte der Darmstädter Trainer Florian Kohfeldt und bezeichnete die Hausherren als "verdiente Sieger".

In einem von Zweikämpfen geprägten Spiel schoss Kai Pröger die Regensburger Führung (65.), ehe Noah Ganaus mit dem 2:0 in der ersten Minute der Nachspielzeit für die Entscheidung zu sorgen schien. Darmstadts Kai Klefisch verkürzte jedoch noch einmal (90.+3).

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Entsprechend wild ging es zur Sache in den finalen Sequenzen – auf und abseits des Platzes. In den Coaching Zones war in der Nachspielzeit bald mehr los, als zuvor in der regulären Spielzeit auf dem Feld. Da stellten die Darmstädter zwar die klar besseren Fußballspieler, nicht aber die besseren Fußballarbeiter.

"Wir haben es nicht geschafft, die zweiten Bälle aufzusaugen, die Zweikämpfe zu gewinnen und waren zudem läuferisch nicht da, wo wir sein wollten", benannte Klefisch die die Niederlage bringenden Defizite der Gäste. Defizite, die in dieser Ausprägung eher nicht zu erwarten waren, galten die Lilien vor dem Anpfiff doch zu Recht als formstärkste Mannschaft der Liga.

Kohfeldt: "Haben dreieinhalb Monate begeistert"

Wenngleich Trainer Kohfeldt den Ausrutscher von Regensburg natürlich gerne vermieden hätte, passte ihm eines offenbar dennoch in den Kram: Die zuletzt immer lauter werdenden Zwischenrufe, die Darmstadt 98 zu einem Aufstiegsanwärter machten, dürften im nun anstehenden Winterpäuschen erstmal einmal verstummen.

Erneut rief Kohfeldt am ARD-Mikro als Ziel daher lediglich "eine stabile Entwicklungssaison" aus, in der es darum gehe, zum einen als gesamte Gruppe diverse Fortschritte zu machen, zum anderen aber auch die einzelnen Spieler weiterzuentwickeln. Bei diesem Vorhaben, so Kohfeldt, "sind wir auf einem herausragenden Weg".

Der Coach erinnerte erneut an seine Anfänge im September, als sich die Südhessen auf eine ungemütliche Saison tief im Tabellenkeller hatten einstellen müssen. Und nun – 13 Ligapartien, sechs Siege, fünf Remis und zwei Niederlagen später – stehen die Lilien im gesicherten Mittelfeld, "haben dreieinhalb Monate begeistert", wie Kohfeldt es formulierte, und können in der Rückrunde den Angriff auf die Spitze aus dem Hinterhalt wagen. Gewiss nicht die allerschlechteste Ausgangsposition.