Heimsieg gegen Kaiserslautern Das waren die Lilien-Kniffe für den Turnaround
Nach zwei Niederlagen am Stück gab es für den SV Darmstadt 98 gegen Kaiserslautern wieder einen überzeugenden Sieg. Den richtungsweisenden Erfolg ebneten mehrere kleine Kniffe der Südhessen.
Zwei Niederlagen hintereinander waren dem SV Darmstadt 98 in der aktuellen Saison eigentlich unbekannt. Nach der ernüchternden Pleite bei Arminia Bielefeld stellte sich damit die Frage, wie die Lilien mit der kleinen Delle umgehen würden. Die Antwort lieferten die Südhessen am Samstagabend gegen den Verfolger aus Kaiserslautern mit Nachdruck. 2:0 (2:0) gewannen die Darmstädter gegen den FCK mit Ex-Lilien-Coach Dirk Schuster. Ein Erfolg, der auf vielen kleinen Bausteinen und Kniffen basierte.
Die Lilien waren gegen die Pfälzer von der ersten Minute an giftig, gallig, gingen in jeden Zweikampf, als ginge es dort schon um alles. Eine Einstellung, die auch aus der Trainingswoche nach der Bielefeld-Pleite resultierte. "Wir haben die Woche etwas anders gestaltet", verriet Coach Torsten Lieberknecht nach dem Sieg dem hr-sport.
Ein Monolog vor der Aussprache
Was er meinte: Nach der späten Ankunft aus Bielefeld in Darmstadt war am Samstag vor einer Woche mitnichten ein schnelles Adieu angesagt - ganz im Gegenteil. "Wir haben direkt eine Sitzung gehalten, in der es auch um ein paar andere Dinge ging", berichtete Lieberknecht.
Der Lilien-Coach hielt eine deutliche Ansprache vor der gesamten Truppe. "Ein Monolog", präzisierte der Lilien-Coach. Und dann: "Habe ich die Jungs alleine gelassen und ihnen gesagt, dass sie sich selbst aussprechen sollen. Das haben sie gemacht", so Lieberknecht weiter. "Danach war der Sonntag frei."
Stojilkovic wurde tatkräftig unterstützt
Einmal Aussprache mit reichlich Tacheles wurde am Böllenfalltor serviert. Und zwar deftig. Ein Auftritt wie in Bielefeld, so normal er in jeder Saison bei jedem Team ist, sollte nicht noch einmal passieren. Das kollektive Meinung-Geigen zeigte Früchte, in der Trainingswoche ging es danach am Böllenfalltor zur Sache. Diese Lust aufs Bessermachen bekam der FCK am Samstagabend dann von Minute eins an zu spüren.
Matchwinner war dabei Doppel-Torschütze Filip Stojilkovic. Und auch beim Winter-Neuzugang gab es unter der Woche eine mentale Hilfe, damit der junge Schweizer genau die Leistung abrufen konnte, die er gegen Kaiserslautern zeigte. "In Bielefeld hat er das 2:0 liegen gelassen", berichtete Lieberknecht. "Aber alle Mitspieler haben ihn komplett gestützt und ihm gesagt, dass er den nächsten wieder reinmacht." Am Spieltag selbst sprach ihm Manager Carsten Wehlmann obendrauf noch Mut zu, flachste mit ihm, dass er heute zwei Tore machen würde.
Tietz auf der Zehner-Position
Gesagt, getan. Stojilkovic brachte die Lilien mit genau diesen zwei Treffern auf die Siegerstraße und ist schon jetzt komplett im Team angekommen. Der Angreifer, der für fast zwei Millionen Euro nach Darmstadt gewechselt war, könnte im Aufstiegs-Rennen am Ende vielleicht der entscheidende Faktor für die Lilien sein. "Ich bin schnell und gut aufgenommen werden", berichtete er nach dem Doppelpack und frohlockte nach Standing Ovations und Ehrenrunde: "Das war mein bislang bester Tag in Darmstadt."
Es gab neben diesen Aspekten aber auch einen kleinen Taktik-Kniff der Darmstädter, der gegen die Pfälzer komplett aufging. Lieberknecht beorderte Sturm-Spitze Phillip Tietz auf die Zehner-Positon hinter Braydon Manu und Stojilkovic, ließ seinen Angreifer Nummer eins viele Bälle im Mittelfeld abholen und machte ihn zum Ballverteiler der Lilien. Eine Aufgabe, die der 25-Jährige, auf den dem Vernehmen nach auch schon ein paar Bundesliga-Clubs ein Auge geworfen haben, mit Übersicht meisterte.
"Das Umfeld wurde ein bisschen unruhig"
"Wir wollten vorne mit zwei wendigen Stürmern agieren und haben deswegen Phillip auf die Zehn gesetzt", erklärte Lieberknecht hinterher den Schachzug, der auch deswegen aufging, weil Tietz die Rolle clever annahm, viele Bälle sicherte und somit mehrere Lilien-Angriffe initiierte. Neben den mentalen Kniffen gab es gegen den FCK also auch einen taktischen Kniff.
Dies alles führte dazu, dass die Südhessen auch nach diesem Spieltag von der Tabellenspitze grüßen. "Das Umfeld wurde ein bisschen unruhig", wusste auch Lieberknecht. Beim Blick auf die Tabelle ist aktuell aber mehr als klar, dass die drei Teams, die aktuell oben in der Tabelle stehen, auch die ersten drei Plätze unter sich ausmachen werden. Der Worst Case der Darmstädter ist mittlerweile also tatsächlich der Relegationsrang. Und mit weiteren Kniffen in den nächsten Spieltagen sollte dieser aus Lilien-Sicht doch sicher zu vermeiden sein.