Aufsteiger reist nach München Der forsche Lilien-Weg und die Konsequenzen
Der SV Darmstadt 98 hat die Anfangs-Nervosität in der Liga abgelegt und bietet forschen und attraktiven Fußball. Das hat für die ersten Punkte gesorgt, sorgt aber auch für Lücken in der Defensive. Gegen Bayern München soll der Weg aber nicht verlassen werden.
Eines ist für Torsten Lieberknecht klar. "Das wird der weitere Weg sein", erklärte der Lilien-Coach nach der 1:3-Niederlage seiner Elf am Samstag gegen RB Leipzig. Kein Zurück mehr, der eingeschlagene Weg wird fortgeführt. Und der bedeutet: keine Passivität, sondern Aktivität. Nicht hinten einigeln, selbst Gas geben. Das führte in den vergangenen Wochen dazu, dass die Lilien durch mitreißenden Fußball die ersten Punkte der Saison einfuhren. Es führte aber auch dazu, dass die Südhessen mittlerweile gemeinsam mit Schlusslicht Mainz die schlechteste Defensive der Liga stellen.
Nach acht Spieltagen haben die 98er schon 22 Gegentreffer kassiert. "Wir gehen sehr viel Risiko ein mit unserer Spielweise", erklärt auch Verteidiger Matej Maglica. Aber: Es hilft den Südhessen in der Bundesliga. Denn: "Das liegt uns als Mannschaft aber am besten. Dass wir vorne draufgehen, dass wir eklig sind und in der gegnerischen Hälfte schon verteidigen."
Kurs-Korrektur nach VfB-Spiel
Besonders beim Auswärts-Auftritt in Stuttgart am 5. Spieltag wurde genau das vermisst, als sich die Darmstädter zu sehr nach dem Gegner richteten und das Spiel dadurch klar verloren. Es folgte eine Kurs-Korrektur, die Wirkung zeigte. Nach dem VfB-Spiel gab es das furiose 4:2 gegen Bremen und das enorm wichtige 2:1 in Augsburg. Auch beim 1:3 gegen Leipzig waren die Lilien durch diese Spielweise auf Augenhöhe. Die Darmstädter kreierten gegen das Spitzenteam aus Leipzig eine Vielzahl an Chancen.
Besonders gegen RB wurde aber auch deutlich, dass der Gegner so mehr Räume bekommt. "Bei der Spielweise kann es natürlich passieren, dass man in der Defensive mal eins-zu-eins verteidigt", weiß auch Maglica. Dazu kommt die Qualität der Gegner. Ein Fehler wird in der Bundesliga viel schneller bestraft als im Fußball-Unterhaus. Aber: Die Sachsen nutzten das im zweiten Abschnitt nicht aus, Keeper Marcel Schuhen hielt mehrfach sensationell, womit es bei "nur" drei Gegentreffern blieb.
Maglica: Müssen ekliger werden
Deswegen betont auch Maglica: "Natürlich wollen wir das verbessern. Wir holen mehr Punkte, wenn wir weniger Tore kassieren." Der Linksfuß, der sich bei den Lilien sofort zum Stammspieler gemausert hat, weiß auch, was genau verbessert werden muss: "Wir müssen noch einen Tick ekliger werden in den Zweikämpfen, uns einfach nichts gefallen lassen."
Am besten schon am Samstag. Denn da wartet auf die Lilien eine besonders schwere Aufgabe: Es geht zum Rekordmeister nach München. An der Marschroute soll aber auch dort nichts geändert werden. Den berühmt berüchtigten Bus wollen die Lilien freilich auf keinen Fall vor dem eigenen Tor parken. Nein, wenn schon aktiv statt passiv, dann auch in jedem Spiel.
"Wenn wir so Spiele angehen, werden wir Spiele gewinnen", betonte auch Lieberknecht nach dem Spiel gegen Leipzig. Gegen München könnte das aus mehreren Gründen schwer werden. Für den Rest der Saison könnte das aber sehr gut stimmen. Bei allen Konsequenzen, die dieser Ansatz mit sich bringt.