Zwischenfazit zu Darmstadt 98 Lilien drücken nach Bruchlandung den Reset-Knopf

Der SV Darmstadt 98 muss sich nach dem Fehlstart im DFB-Pokal und der Bundesliga einmal kräftig schütteln und in allen Mannschaftsteilen steigern. Panik ist weiter nicht spürbar, es muss sich aber etwas ändern.

Die Spieler von Darmstadt 98 bedanken sich bei den Fans
Kopf hoch, weiter geht's: Darmstadt 98 ist weiter zuversichtlich. Bild © Imago Images
  • Link kopiert!
Videobeitrag
Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Bayer 04 Leverkusen und rechts das Logo von SV Darmstadt 98
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Zumindest die Laune ist beim SV Darmstadt 98 weiter sonnig. Obwohl die Lilien mit dem Aus im DFB-Pokal und drei Niederlagen in drei Bundesliga-Partien denkbar schlecht in die Saison gestartet sind, hören die noch immer berauschten Fans der Südhessen einfach nicht auf zu feiern. Nach der 1:5-Klatsche am Samstag bei Bayer Leverkusen – die siegreichen Hausherren waren da schon lange in der Kabine – schallten auch weit nach Abpfiff aufmunternde Fangesänge in Richtung Rasen. Botschaft: Kopf hoch, weitermachen.

"Was die Mädels und Jungs im Block heute gemacht haben, das war überragend und absolut Bundesliga", fasste Abwehrchef Christoph Zimmermann später zusammen. Die Fans der Lilien haben sich also bereits akklimatisiert und sind im Fußball-Oberhaus abgekommen. Die Frage ist nur: Wann gelingt das den Spielern?

Lilien erleben Bundesliga-Bruchlandung

Die nüchternen Fakten drücken aktuell nämlich genau das aus, was viele prognostiziert hatten. Die Lilien, die fast schon erwartungsgemäß erst einmal ganz am Ende der Tabelle stehen, sind mit nur zwei Toren vorne zu harmlos und mit insgesamt zehn Gegentreffern hinten zu anfällig. Hier und da gab es zwar durchaus brauchbare Ansätze, insgesamt zahlte das Team von Trainer Torsten Lieberknecht aber ordentlich Lehrgeld.

Die Kurz-Zusammenfassung: Im Auftaktspiel bei Eintracht Frankfurt (0:1) machte ein einziger Stellungsfehler einen möglichen Punktgewinn zunichte, gegen Union Berlin (1:4) wurde den Südhessen eine eklatante Schwäche bei Defensiv-Standards zum Verhängnis, in Leverkusen war schlicht der Qualitätsunterschied in allen Mannschaftsteilen zu groß. So liest sich eine Bruchlandung.

Darmstadt 98 ist der krasse Außenseiter

Dass genau das einem Aufsteiger passieren kann, ist jedoch logisch. Dass bei den Südhessen deshalb niemand in Panik verfällt, genau die richtige Reaktion. "Vor der Saison hat jeder gesagt, dass es schwer für uns wird. Jetzt bin ich überrascht, wenn diese Leute nun verwundert sind, dass es wirklich so eintritt", betonte Manager Carsten Wehlmann. Die Lilien bleiben erst einmal gelassen.

Denn trotz aller Euphorie, die der zweite Bundesliga-Aufstieg innerhalb weniger Jahre ausgelöst hat, können die Lilien sich und die Herausforderung weiter richtig einschätzen. Intern wird der Klassenerhalt mit dem Gewinn der Meisterschaft gleichgesetzt und noch höher eingestuft als der ebenfalls bereits sehr überraschende Aufstieg. Die Lilien, die weiter nur mit einem besseren Zweitliga-Budget unterwegs sind, sind neben Heidenheim der ganz große Außenseiter der Liga. In genau dieser Rolle fühlen sich die Südhessen aber weiter sehr wohl.

Lilien müssen sich steigern

Den Lilien, die – auch aus finanziellen Gründen – anders als beim letzten Aufstieg keine abgeklärten Bundesliga-Haudegen verpflichteten und eher auf Entwicklungspotenzial als auf Erfahrung setzen, versuchen das Jahr zu genießen und wollen dabei möglichst viele Große ärgern. Für den Nichtabstiegs-Coup, das wissen und betonen auch die Verantwortlichen, muss aber vieles zusammenkommen und quasi jeder Spieler einen großen Schritt nach vorne machen. Die Lilien müssen möglichst schnell die Scheu ablegen und zudem von Verletzungen verschont bleiben. Eine echte Startelf hat sich bislang nicht herauskristallisiert, das muss sich ändern.

Klar ist zudem auch, dass die bisherigen Gegner keine Gradmesser für das Team von Trainer Lieberknecht sein dürfen. Gegen die Eintracht, die gegen die Lilien noch mit Randal Kolo Muani spielte, Champions-League-Teilnehmer Union Berlin und Titelkandidat Leverkusen waren Punkte nicht zwingend eingeplant. Die Spiele sollten in der Nachbetrachtung eher als Bundesliga-Crashkurs gesehen werden und zu einem Lerneffekt führen.

Lilien müssen Reset-Knopf drücken

Die Lilien müssen sich in der Länderspielpause nun einmal kräftig schütteln, die Fehler klar ansprechen, vor allem die Defensive stabil bekommen und dann neu durchstarten. Noch ist der Funke von den Rängen auf den Rasen nicht übergesprungen, gegen die nächsten Gegner Gladbach, Stuttgart, Bremen und Augsburg muss aber genau das endlich passieren.

Wenn die Lilien gegen diese vier Teams ein paar Punkte einfahren, kann sich schnell eine Eigendynamik entwickeln. Wenn nicht, könnten alle Pessimisten Recht behalten.

Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller