Darmstadt 98 gegen Kiel Geschlauchte Lilien setzen auf Fans und Flutlicht
Der Pokal-Coup gegen Borussia Mönchengladbach ist noch gar nicht richtig verarbeitet, da steht für Darmstadt 98 schon das nächste Heimspiel an. Da es personell immer kniffliger wird, muss jetzt die Magie des Böllenfalltors helfen.
Für eine angemessene Pokal-Party war bei den Lilien am Dienstag keine Zeit. Trotz der überragenden Leistung gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach und dem furiosen Einzug ins Achtelfinale blieben die südhessischen Kehlen weitgehend trocken. "Ich habe mir ein Glas Wein gegönnt. An feiern war aber nicht zu denken", skizzierte Trainer Torsten Lieberknecht am Donnerstag nüchtern das eher ernüchternde Party-Protokoll von Darmstadt 98. Der Spitzenreiter der 2. Bundesliga hat aktuell einfach Besseres zu tun – und bereits am Freitag (18.30 Uhr) wieder ein Heimspiel gegen Kiel vor der Brust. Holstein statt Holsten.
Darmstadt 98 im Terminstress
Nur drei Tage nach dem Highlight im DFB-Pokal sind die Lilien also schon wieder im Liga-Alltag gefordert und wollen dabei die Tabellenführung verteidigen. Rein auf dem Papier gehen die Südhessen gegen den Tabellen-Sechsten, der mit der zweitschlechtesten Abwehr der Liga anreist, als Favorit in die Partie. Die kurze Pause zwischen den beiden Heimspielen macht die Sache aber deutlich komplizierter. "Es ist schon eine Wucht, dass wir am Freitag schon wieder ranmüssen", echauffierte sich Lieberknecht bereits am Dienstag am ARD-Mikrofon über den straffen Spielplan.
An echtes Training, das erklärt sich von selbst, ist vor dem Duell mit Kiel nicht zu denken. Bereits kurz nach Abpfiff des kräftezehrenden Pokal-Fights begannen die ersten Regenerations-Maßnahmen. Für die Stammspieler standen dann auch am Mittwoch und am Donnerstag nur sehr dosierte Einheiten auf dem Programm, wie Lieberknecht erklärte. "Wir haben das Stadion am Dienstag abgeschlossen und schließen es am Freitag wieder auf. Jetzt müssen wir es schaffen, in der Kürze der Zeit wieder Frische in die Füße und in die Köpfe zu bekommen."
Die Verletztenliste wird immer länger
Klar ist nämlich auch: An eine Rotation ist bei den Lilien aufgrund der vielen Verletzten aktuell nicht zu denken. Aaron Seydel, der gegen Gladbach nach seiner Einwechslung das Siegtor erzielte und kurz später verletzungsbedingt wieder ausgewechselt werden musste, hat sich einen Faszien-Einriss im Oberschenkel zugezogen und fällt mindestens zehn Tage aus. Hinter dem Einsatz von Innenverteidiger Christoph Zimmermann steht ein großes Fragezeichen.
Für Klaus Gjasula, Fabian Schnellhardt, Matthias Honsak und Magnus Warming ist die Hinrunde ohnehin beendet. "Es ist bitter, dass die Personaldecke immer dünner wird", fasste Lieberknecht zusammen. Bei den Lilien geht sportlich zwar sehr viel, die Lilien gehen aber am Stock.
Lieberknecht appelliert an die Fans
Umso wichtiger ist deshalb die Hilfe von den erneut vollbesetzten Rängen im Stadion am Böllenfalltor. Die elf Mann auf dem Rasen müssten zwar erneut den Hunger entwickeln, auch in diesem Spiel an die Schmerzgrenze zu gehen, betonte Lieberknecht. Der sprichwörtliche zwölfte Mann in der Fankurve sei bei dieser Belastung aber ein großer Faktor.
"Alle, die die Lilie auf der Brust haben, müssen uns massiv unterstützen. Wir brauchen diese Energie", appellierte Lieberknecht an den eigenen Anhang. Und sollte selbst das noch nicht reichen, müsse auch die Magie eines Abendspiels ihren Teil zum Erfolg beitragen. "Es ist wichtig, dass wir unter Flutlicht spielen, auch das bringt noch mal ein paar Prozent."
Lilien wollen Woche vergolden
Fußballerische Qualität, lautstarke Unterstützung und Flutlicht. Diese Kombination soll also dabei helfen, dass die Lilien auch im 14. Spiel in Folge ungeschlagen bleiben und die Verfolger in der 2. Liga auf Distanz halten. "Ein Sieg wäre der perfekte Abschluss einer perfekten Woche", so Lieberknecht. Und da die nächste Partie erst am kommenden Samstagabend (20.30 Uhr) beim FC St. Pauli steigt, bliebe dieses Mal sogar Zeit für mindestens einen weiteren Wein.