Lilien-Kapitän im Interview Hier würde der Trainer Holland den Spieler Holland aufstellen
In der vergangenen Saison schlüpfte Lilien-Kapitän Fabian Holland in eine neue Rolle auf dem Feld. Der Linksfuß wurde mehr und mehr zum Dirigenten im Mittelfeld. Im Interview spricht er über seine neue Rolle und seinen Vater als Vorbild.
Er spielte schon zwei Saisons mit dem SV Darmstadt 98 in der Bundesliga und führt die Lilien in der neuen Spielzeit als Kapitän auf den Platz. Fabian Holland hat bei den Südhessen schon einiges erlebt. Seit dem Ende der vergangenen Saison taucht der mittlerweile 33-Jährige aber immer wieder auf einer neuen Position auf. Ein Gespräch über den Faktor Flexibilität, Qualitäten, die man für die Bundesliga braucht und Vorbilder.
hessenschau.de: Fabian Holland, was waren eigentlich Ihre Fußball-Idole, als Sie jung waren?
Fabian Holland: Das war eigentlich immer mein Vater. Er hat mich zu den Spielen gefahren und auch trainiert. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Es war als kleiner Junge immer mein Ziel, dort im Verein in der ersten Mannschaft zu spielen. Es ist am Ende ja doch ein bisschen mehr geworden …
hessenschau.de: Was hat Ihr Vater denn für eine Position gespielt?
Holland: Er hat erst im zentralen Mittelfeld gespielt und später im Alter dann als Libero.
hessenschau.de: Als Sie älter wurden, haben Sie sich da mehr an Spielern auf Ihrer Position orientiert? Wenn ja, wer war das?
Holland: Ich hatte viele Fußballer, die ich interessant fand und bei denen ich mir etwas abgeschaut habe. Zinedine Zidane zum Beispiel. Als ich dann häufiger links gespielt habe, war es auch Marcelo. Das sind inspirierende Fußballer.
hessenschau.de: Würden Sie sich selbst als flexiblen Spieler beschreiben?
Holland: Auf jeden Fall. Man hat schon gesehen, dass ich immer wieder woanders spielen kann. Es ist im Fußball wichtig, solche Spieler zu haben. Es hilft mir natürlich, dass ich mehrere Positionen spielen kann.
hessenschau.de: Was zeichnet denn flexible Spieler aus?
Holland: Zum Beispiel, dass man sich in der Jugend nicht festlegt auf eine bestimmte Qualität, sondern immer wieder etwas Neues ausprobiert. Darüber bin ich auch froh.
hessenschau.de: Womit wir beim Thema wären. Sie haben in der Vorbereitung und schon in der vergangenen Saison oft im zentralen Mittelfeld gespielt. Man hatte das Gefühl, dass das erst aufgrund der Verletzungs-Thematik zustande kam – dann aber gewollt war. Wie war für Sie selbst diese Umstellung?
Holland: Es war für mich eigentlich keine große Umstellung. Als ich aus der Jugend herauskam, war das bei der U23 von Hertha BSC meine normale Position. In den ersten Profijahren habe ich dann vermehrt hinten links gespielt. Ich freue mich auch, wenn ich zentral spielen kann, weil man dort viel mehr Einfluss auf das Spiel nehmen kann.
hessenschau.de: Was macht das Spiel in der Zentrale vielleicht "attraktiver" als auf der Außenbahn?
Holland: Es kann Spiele geben, in denen man viel mehr eingebunden ist als hinten links. Man kann auch mehr Einfluss auf die Mannschaft nehmen und mehr dirigieren. Das gefällt mir als Kapitän natürlich ein bisschen besser, weil man auch mehr Verantwortung übernehmen und das Spiel lenken kann.
hessenschau.de: Hat Torsten Lieberknecht schon mit Ihnen gesprochen, auf welcher Position er Sie in der neuen Saison sieht?
Holland: Er weiß, dass ich mehrere Positionen spielen kann. Wo es dann am Ende ist, ist mir egal. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es wieder häufiger im Zentrum sein wird. Ich lasse mich mal überraschen.
hessenschau.de: Und wenn Sie selbst entscheiden dürften: Wo würde denn der Trainer Holland den Spieler Holland aufstellen?
Holland: Wenn ich mich entscheiden muss, würde ich die Zentrale nehmen.
hessenschau.de: Kommen wir mal von Ihnen zum restlichen Team. Der Kader hat, wie fast immer in den vergangenen Jahren, wichtige Säulen verloren. Dieses Mal waren das Patric Pfeiffer und Phillip Tietz. Wie schafft es das Team, immer wieder solche Spieler zu ersetzen?
Holland: Das sind natürlich immer wieder wichtige Spieler gewesen. Aber da sind wir nicht die einzige Mannschaft. Das bleibt bei uns auch nicht aus. Das macht uns aber auch stolz, weil wir Jungs verbessern, die dann den nächsten Schritt machen können. Jetzt müssen sich eben neue Jungs in den Vordergrund spielen. Unsere Teamchemie macht das vielleicht ein wenig leichter, hier gönnt jeder dem anderen alles.
hessenschau.de: Bedeutet im Umkehrschluss, dass es genau das ist, warum das immer wieder aufgefangen werden konnte: die Teamchemie. Oder?
Holland: Ich glaube schon, dass das ein riesiges Plus ist. Die neuen Spieler kommen hier immer sehr schnell an. Sie merken, dass wir eine gute Truppe sind, die es auch schafft, den Mix zwischen Ernst und Spaß in den Einheiten herzustellen. Deswegen haben es die Neuzugänge hier auch einfacher anzukommen.
hessenschau.de: Worauf wird es ganz generell ankommen, um in der Bundesliga zu bestehen?
Holland: Wir müssen wieder in der Defensive sehr fokussiert sein – und uns in dem Zuge weiterhin bewusst sein, dass unsere Stärke auch das Pressing ist. Wir hatten im vergangenen Jahr die beste Defensive und wollen damit auch in der neuen Saison punkten. Da legen wir großen Wert drauf.
hessenschau.de: Sie haben es schon einmal geschafft, mit den Lilien den Klassenerhalt zu meistern. Was für Erfahrungen aus dieser Saison haben Sie von damals mitgenommen?
Holland: Dass man ziemlich schnell ankommen muss in der Liga. Es gibt keine Zeit, reinzukommen und sich einfach die Stadien anzusehen. Wir müssen direkt eklig sein für die Gegner und dürfen keinen großen Respekt vor den anderen Teams haben. Wir müssen die Spiele wie die Pokal-Spiele in der vergangenen Saison angehen. Das wollen wir vom ersten Spieltag an zeigen.
hessenschau.de: Sind die beiden Spielzeiten überhaupt vergleichbar?
Holland: Das finde ich schwer. Wir hatten aber immer eine gute Teamchemie ohne große Superstars. Das ist ein großer Unterschied zu den anderen Mannschaften. Deswegen wird bei uns jeder Vollgas geben. Das ist vergleichbar mit damals.
hessenschau.de: Sie sind einer der wenigen im Kader, die über Bundesliga-Erfahrung verfügen. Haben Sie dennoch etwas, auf das Sie sich in der neuen Saison besonders freuen?
Holland: Es sind natürlich viele tolle Spiele, die auf uns warten. Der erste Spieltag in Frankfurt wird für alle, uns Spieler und die Fans, etwas Besonderes. Es gibt in der Bundesliga aber keine unattraktiven Spiele. Jede Partie wird etwas Besonderes. Ich hätte natürlich gerne gegen die Hertha gespielt, aber das hat nun einmal nicht geklappt.
Das Gespräch in Herxheim führte Nico Herold.