Lilien lassen Cleverness vermissen Nicht das Gelbe vom Ei
Der SV Darmstadt 98 hat in Magdeburg 60 Minuten alles im Griff und stellt sich dann selbst ein Bein. Cleverer wäre es natürlich gewesen, hätten die Südhessen dem Gegner ein Bein gestellt.
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Eine 1:4-Niederlage ist für gewöhnlich nur knapp an einer Klatsche vorbei. Wer 1:4 verliert, kann sich nur selten über die Niederlage beschweren, maximal darüber, ob das Ding nicht einen Treffer zu hoch ausgefallen ist.
Beim SV Darmstadt 98 wollte man nach dem 1:4 am Sonntag in Magdeburg aber selbst das nicht tun. "1:4 ist am Ende natürlich sehr hoch, das haben wir uns aufgrund der letzten halben Stunde aber selbst zuzuschreiben", ließ Lilien-Trainer Florian Kohfeldt wissen.
Hornby besorgt die verdiente Führung
Die Südhessen, das muss man sagen, machten 55 Minuten ein ordentliches Spiel bei einem Aufstiegskandidaten. Schon in den ersten Minuten schnupperten die Gäste gleich mehrfach an der Führung. Dass Fraser Hornby genau die in der 29. Minute sehenswert besorgte, war dem Spielgeschehen angemessen.
"Wir haben es in der ersten Halbzeit super gemacht", befand Mittelfeldspieler Andreas Müller am ARD-Mikrofon. Hinten standen die Lilien kompakt, vorne setzten sie immer wieder Nadelstiche.
Wer vorne nicht trifft...
Auch nach dem Seitenwechsel waren sie das gefährlichere Team. "Herausragend", nannte Kohlfedt die Darmstädter Leistung bis dahin. Allein ein weiteres Tor wollte den Gästen partout nicht gelingen. "Wenn wir unsere Chancen konsequent nutzen, dann können wir 3:0, vielleicht sogar 4:0 führen", so der Coach.
Stattdessen kam es, wie es kommen musste: Die Lilien waren einmal unaufmerksam und wurden von effizienten Magdeburgern umgehend bestraft. Livan Burcu trieb den Ball in einer Umschaltsituation gleich an mehreren Darmstädtern vorbei, bediente den mitgelaufenen Xavier Amaechi, der mühelos ins lange Eck einschob (56).

Das Polster ist fast aufgebraucht
"Da verteidigen wir nicht gut. Da muss einfach jemand den Mann umreißen und sich die gelbe Karte abholen", schimpfte Müller nach Abpfiff. Eine cleverere Mannschaft hätte den Konter sicherlich frühzeitig mit einem taktischen Foul an Burcu unterbunden. Die Lilien aber stellen sich derzeit nicht immer clever an. Nach dem 1:1 verlor das Team vollends die Ordnung und bekam von abgebrühten Hausherren die Quittung serviert. Statt einer gelben Karte kassierten die Gäste vier Gegentore.
Es ist, um im Farben-Thema zu bleiben, nicht gerade das Gelbe vom Ei, was der SVD derzeit auf den Platz bringt. Dass es besser geht, hat die Mannschaft in der Hinrunde zwar bewiesen, das Polster, das man sich 2024 in Richtung Tabellenkeller angefuttert hatte, ist aber nahezu aufgebraucht.
Nur ein Spiel konnten die Südhessen 2025 gewinnen, der Vorsprung auf Relegationsrang 16 beträgt nur noch sechs Punkte. Die Angst, dass man in Darmstadt schon bald rot statt gelb sieht, sie ist zumindest nicht komplett irrational.