Darmstadt 98 stellt Anschluss an Spitze her In der Demut liegt die Kraft

Darmstadt 98 besiegt auf fremden Platz den bisherigen Tabellenführer Hannover, findet Anschluss an die Spitzenpositionen und ist von etwaigen Aufstiegsansagen dennoch meilenweit entfernt.

Lilien-Trainer Florian Kohfeldt (links) und Philipp Förster scheinen einen guten Draht zueinander zu haben.
Lilien-Trainer Florian Kohfeldt (links) und Philipp Förster scheinen einen guten Draht zueinander zu haben. Bild © Imago Images
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Der Dribbler des Tages, Philipp Förster von Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98, bewies seine Fähigkeiten gleich doppelt - auf und neben dem Rasen. Ebenso geschickt wie der Mittelfeldspieler vor der hessischen Führung zwei Hannoveraner Gastgeber im Sechzehner auswackelte, tänzelte er auch im Anschluss an den 2:1 (0:0)-Erfolg beim bisherigen Spitzenreiter um die Ambitionen der wiedererstarkten Lilien herum. Nein, nein, bedeutete Förster, lieber nicht zu große Reden schwingen, denn "wir sind gut beraten, nur auf das nächste Spiel zu schauen, gerade weil wir wissen, in welcher Situation wir zu Saisonbeginn waren".

Seit der Ankunft von Florian Kohfeldt hat sich einiges geändert bei den Darmstädtern, nicht nur der Trainer, sondern vor allem das Selbstverständnis der Spieler. Der Bundesliga-Absteiger kickt nicht mehr wie ein künftiger Zweitliga-Absteiger, was er zwischenzeitlich tat, sondern – mal Försters Zurückhaltung ausgeklammert - wie ein potenzieller Aufsteiger. Drei Spiele am Stück haben die Darmstädter nun gewonnen, in neun Ligaspielen unter Kohfeldt 18 Punkte geholt – Bestwert in diesem Zeitraum.

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Lilien bleiben demütig

In der Tabelle spült dieser Erfolgslauf die Südhessen bis auf Rang acht nach vorne, was auf den ersten Blick nicht besonders berauschend klingt, auf den zweiten aber bedeutet: Die Darmstädter sind angekommen in der erweiterten Spitzengruppe der zweiten Liga. Fünf Zähler hinter Tabellenführer Paderborn, drei hinter der drittplatzierten SV Elversberg.

Es ist nachvollziehbar wie authentisch, dass die Beteiligten nun nicht in Aufstiegsansagen verfallen, noch vor einigen Wochen prognostizierten die Bosse schließlich eine schwierige Saison. Gerade Kohfeldt verkörpert derzeit glaubhafte Bodenständigkeit.

Darmstadt spürt das Momentum

Auch nach dem Sieg in Hannover, das bisher eine bockstarke Runde gespielt hat, nahm der Darmstädter Coach eine treffende Einschätzung vor: "Es war kein Spiel, nach dem ich sage, hier muss immer Darmstadt 98 gewinnen. Aber es ist auch kein unverdienter Sieg." Die Mannschaft habe zurzeit das positive Momentum auf ihrer Seite.

In der Tat bewegten sich die Teams auf Augenhöhe, mal waren die einen besser, mal die anderen, oft neutralisierten sie sich. Gerade die erste Hälfte bot wenige Höhepunkte. Nach dem Seitenwechsel aber sorgte Förster für das Highlight des Matches. Als ein Darmstädter Konter von links nach rechts schwappte und den aus der Arbeitslosigkeit geholten Ex-Bochumer an den Ball brachte, zog er nach innen, ließ zwei Gegner stehen und schoss ein (62. Minute).

Defensive steigert sich von Woche zu Woche

Zwar glich Hannover infolge einer Ecke aus, Hyun-Ju Lee traf (68.), ein ebenfalls sehenswerter Treffer von Fabian Nürnberger, der eine Ablage Fynn Lakenmachers ins lange Eck versenkte, sorgte schließlich für den Darmstädter Erfolg (72.). "Es macht einfach sehr viel Spaß gerade", sagte der treffsichere Linksverteidiger. In der Schlussphase hielt die Darmstädter Defensive dicht, was mittlerweile ebenfalls kein Zufall mehr sein dürfte, sondern vielmehr Zeichen einer stetigen Entwicklung unter Kohfeldt.

Ein Blick auf die Lilien-Torschützen macht zudem deutlich: Der SV Darmstadt 98 ist längst mehr als seine begabte Doppelspitze. Die Torjäger Fraser Hornby und Isac Lidberg spielten zwar auch diesmal ordentlich, gerade der schwedische Neu-Nationalspieler leitete das 1:0 gekonnt ein, letztlich können aber eben auch andere Profis mittlerweile den Unterschied machen – allen voran der Dribbler des Tages, Philipp Förster.