Höhenflug unter Kohfeldt Fünf Gründe für den Lilien-Aufschwung

Der SV Darmstadt 98 ist das Team der Stunde in der 2. Liga. Unter Trainer Florian Kohfeldt hat sich einiges verändert, das diesen Aufschwung begünstigt hat. Wir schauen auf die Gründe für den Höhenflug.

Eine Grupppe von Lilien-Spielern in weiß-blauen Trikots stehen auf einem Fußballfeld und jubeln.
Die Lilien-Spieler hatten in den vergangenen Wochen viel Grund zur Freude. Bild © Imago Images
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Highlights: Hannover 96 - SV Darmstadt 98

Lilien
Bild © hr
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"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie egal mir die Kohfeldt-Tabelle ist", hatte Lilien-Trainer Florian Kohfeldt vor dem Spiel bei Hannover 96 gesagt. Um seine beeindruckende Bilanz bei den Südhessen mit einem Sieg gegen den Spitzenreiter im Anschluss noch weiter auszubauen. Darmstadt 98 ist in der 2. Liga auf dem Weg nach oben, seit dem Amtsantritt des 42-Jährigen war keine Mannschaft besser - was Platz eins in jener "Kohfeldt-Tabelle" bedeutet. Für diesen Aufschwung gibt es unterschiedliche Gründe.

1. Der neue fußballerische Ansatz

Auch wenn Kohfeldt immer wieder betont, dass die Spieler selbst für die guten Ergebnisse verantwortlich sind - der neue Übungsleiter hat dem Team neue fußballerische Ideen und Selbstvertrauen eingeimpft. Sein Ansatz, den er zum Amtsantritt immer wieder formulierte: "Zielgerichteter, dominanter Ballbesitzfußball, immer auf der Suche nach Tempoaktionen und den Ball so schnell wie möglich wiederbekommen." Seine Spieler setzten das nach und nach immer besser um, Spielweise und Ergebnisse verbesserten sich von Woche zu Woche.

"Er hat eine klare Spielidee, die er einfordert", beschrieb Kapitän Clemens Riedel den neuen Coach vor einigen Wochen und sprach von zahlreichen Videoanalysen, in denen Kohfeldt der Mannschaft seine Ideen näherbrachte. Diese neuen Ideen waren bitter nötig, wirkte der SVD in den letzten Spielen unter Torsten Lieberknecht und besonders beim 0:4-Debakel in Elversberg äußerst planlos und fiel nach Gegentoren regelrecht auseinander. Das passiert unter Kohfeldt nicht mehr: Bestes Beispiel ist der furiose 5:3-Sieg auf Schalke nach 0:3-Rückstand. Die Spieler glauben wieder an sich und die Rädchen greifen ineinander.

2. Die Fitness ist zurück

Zwar hatte der SV Darmstadt 98 im Sommer gleich zwei Trainingslager bezogen, die optimale Fitness hatten sich die Spieler dabei aber offenbar nicht geholt. Für den dominanten Kohfeldt-Fußball waren die Kicker zu Beginn seiner Amtszeit schlicht körperlich noch nicht bereit. Gerade in den Länderspielpausen konnte das zumindest teilweise aufgeholt werden, was die guten Leistungen weiter befeuert.

"Wir trainieren hart, was uns sehr guttut. Wir werden immer fitter und können im Spiel immer mehr Kilometer abrufen", hatte Riedel beschrieben. Die intensiveren Einheiten sind dabei auch gut für den Kopf, denn auch mental sind die Lilien seit einigen Wochen wieder voll auf der Höhe. Das nächste Fitness-Upgrade dürfte es dann in der Winterpause geben.

3. Die Stürmer treffen wieder

In der so enttäuschenden Bundesliga-Saison herrschte Flaute im Lilien-Angriff - Nachfolger für die zuvor so erfolgreichen Luca Pfeiffer und Phillip Tietz waren lange nicht in Sicht. Bis sich Isac Lidberg aufschwang, in die riesigen Fußstapfen zu treten. Der Schwede, der Mitte August verpflichtet wurde, hat sich sofort als feste Größe im südhessischen Angriff etabliert, trifft unter Kohfeldt, wie er will und ist auf dem Platz zudem ein ständiger Unruheherd. Mit neun Treffern führt er aktuell die Torjägerliste der 2. Liga an, drei Vorlagen kommen hinzu. Der Lohn: Lidberg ist seit kurzem sogar schwedischer Nationalspieler.

Aber nicht nur Lidberg blüht auf: Fraser Hornby, im vergangenen Jahr Pechvogel mit einer langwierigen Verletzung am Sprunggelenk und nur sieben Einsätzen, hat beim Gala-Sieg auf Schalke endlich seinen persönlichen Bann gebrochen und sein erstes Tor für Darmstadt erzielt - und in den Wochen danach gleich drei weitere folgen lassen. Mit Killian Corredor und Fynn Lakenmacher haben auch andere aus der Offensive Anfang des Monats erstmals im deutschen Unterhaus getroffen. In Südhessen haben sie also endlich wieder Knipser in ihren Reihen. Da ist sogar Oscar Vilhelmsson, in der Bundesliga-Saison noch so etwas wie ein Lichtblick, nach seiner Verletzung erst einmal außen vor.

4. Förster hebt das Team auf ein neues Niveau

Nach dem verkorksten Saisonstart war Darmstadts Sportdirektor Paul Fernie auf der Suche nach Verstärkungen unter den vertragslosen Spieler - und wurde fündig. Ende September kam Philipp Förster mit reichlich Bundesliga- und Zweitliga-Erfahrung ans Bölle. Der 29-Jährige mutierte sofort zum neuen Spielmacher, der seine Kollegen in Szene setzt und an dem sich alle orientieren können. Und der selbst trifft, beispielsweise in Hannover, wo er die Lilien beim 2:1-Sieg sehenswert in Führung schoss.

So gab es dann auch Lob von höchster Stelle: "Ich finde Spieler sehr gut, die andere Spieler um sich herum besser machen", sagte Kohfeldt. "Philipp kann so ein Spieler sein, sowohl mit als auch gegen den Ball." Und genau das löst Förster seit Wochen ein und erweist sich als der Unterschiedsspieler, der den Lilien zu Saisonbeginn noch gefehlt hatte.

5. Die konsequente Umstellung auf Viererkette

Dreierkette oder Viererkette? Unter Lieberknecht war das durchaus variabel, aber vor allem in der Bundesliga-Saison und zu Beginn der aktuellen Spielzeit so oder so kein stabiles Gebilde. Kohfeldt ging mit einem klareren Plan an die Sache heran. "In einer Viererkette sind wir offensiv variabler, dafür müssen wir schauen, dass wir nicht zu wild verteidigen", beschrieb Riedel die Vor- und Nachteile des nun konsequent etablierten Systems.

Offensiv zahlt sich das in jedem Fall aus - 0,5 Treffer im Schnitt pro Spiel in dieser Saison mit Lieberknecht stehen knapp drei Tore pro Spiel mit Kohfeldt gegenüber. Trotz des Spektakels ist die Abwehr zumindest etwas stabiler geworden: Aus 2,5 Gegentreffern zu Saisonbeginn wurden unter dem neuen Trainer nur noch gut 1,5. "In den vergangenen Wochen muss ich der Mannschaft attestieren, dass ihre Bereitschaft und der Wille zu verteidigen und auch Spaß daran zu haben, deutlich ausgeprägter geworden ist", so Kohfeldt. Trotzdem: "Ob ein 5:4- oder ein 1:0-Sieg: Hauptsache ein Sieg." Und das Siegen hat der 42-Jährige seinem Team auf jeden Fall wieder beigebracht.

Quelle: hessenschau.de