Darmstadt 98 im Verletzungspech Direkt ein Brett für Kohfeldt
Kaum ist Florian Kohfeldt bei Darmstadt 98 im Amt, muss er schon zwei herbe Rückschläge verkraften. Mit Paul Will und Matthias Bader fallen gleich zwei Stammkräfte für den Rest der Saison aus. Wie reagiert der neue Lilien-Coach?
Bereits in seiner ersten Einheit als Trainer des SV Darmstadt 98 musste Florian Kohfeldt am Montag feststellen, dass sein neuer Job nicht nur aus Sonnenseiten besteht. Da nach rund 70 Minuten ein heftiges Gewitter über Südhessen zog, brach Kohfeldt das Training kurzerhand ab und schickte seine Spieler in die schützenden Katakomben. "Das ist mir zu gefährlich", hörte man Kohfeldt noch sagen, dann waren er und sein neues Team verschwunden. Ein Bild mit Symbolcharakter.
Das Training wurde nach einer rund 15-minütigen Unterbrechung dann zwar fortgesetzt und ordnungsgemäß zu Ende gebracht. Dass Kohfeldt einen Traumstart in Darmstadt erwischt hat, lässt sich aber definitiv nicht sagen. Auf den letztlich folgenlosen Platzregen folgten zwei Tage später nämlich zwei folgenreiche Nachrichten: Paul Will und Matthias Bader haben sich beide einen Kreuzbandriss zugezogen und fallen für den Rest der Saison aus. Donnerwetter.
Kohfeldt muss direkt viel umbauen
"Man wünscht sich in der ersten Woche sicher keine zwei Schwerverletzten. Das hat es nicht so schön gemacht", sagte Kohfeldt dazu am Donnerstag. Das Prekäre: Will, der sich die Verletzung noch vor Kohfeldts erstem Arbeitstag beim Testspiel in Mainz zugezogen hatte, und Bader waren bislang absolute Stammspieler. Will, vor der Saison aus Dresden gekommen und einst beim FC Bayern ausgebildet, verpasste an der Seite von Kai Klefisch auf der Doppelsechs keine einzige Minute. Auch Bader, der aufgrund seiner Flexibilität auf der rechten Seite nur sehr schwer zu ersetzen ist, stand trotz eher durchwachsener Leistungen in jeder Partie in der Startelf.
Nun hatte Kohfeldt bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz zwar davon gesprochen, jedem Spieler eine neue Chance zu geben und die bereits gespielten Partien nur bedingt in seine Bewertungen einfließen lassen zu wollen. Das Letzte, was eine ohnehin verunsicherte Mannschaft in der aktuellen Situation aber gebrauchen kann, ist das Wegbrechen von tragenden Säulen. Und genau das waren Will – seit dieser Saison – und Bader – seit mehreren Jahren – nun mal. "Wir müssen nicht drumherum reden, dass beide Spieler Stammplatz-Potenzial gehabt hätten", fasste Kohfeldt die Auswirkungen des Verletzungs-Dramas zusammen.
Gegen Braunschweig muss ein Sieg her
Als wäre die Aufgabe beim Tabellenvorletzten der 2. Liga für den 41-Jährigen also nicht ohnehin schon anspruchsvoll genug, muss er vor dem für alle Beteiligten so wichtigen und richtungsweisenden Kellerduell am Samstag (13 Uhr) gegen Eintracht Braunschweig auch noch direkt improvisieren. Lilien-Sportdirektor Paul Fernie bestätigte zwar, dass im besten Fall noch ein vertragsloser Rechtsverteidiger kommen soll, kurzfristig muss Kohfeldt aber mit dem vorhandenen Kader klarkommen.
Heißt: Baders Position wird höchstwahrscheinlich der spanische Neuzugang Sergio Lopez einnehmen, die Optionen für das zentrale Mittelfeld heißen Tobias Kempe, Andreas Müller, Klaus Gjasula oder Merveille Papela. Auch Fabian Nürnberger kann das spielen.
Für welche Formation und welche Besetzung sich Kohfeldt letztlich entscheiden wird, ließ er auf der Pressekonferenz erwartungsgemäß offen. Klar ist aber, dass gegen das Tabellenschlusslicht aus Braunschweig unbedingt ein Erfolgserlebnis hermuss. Die Lilien, die nur eins der vergangenen 31 Pflichtspiele gewinnen konnten, müssen den Abwärtstrend mit allen Mitteln stoppen. Eine größere Chance als ein Heimspiel gegen das einzige noch schlechter aus den Startlöchern gekommene Team gibt es nicht.
Fehlstart muss abgewendet werden
Auf der anderen Seite ist auch klar, dass Kohfeldts – unverschuldet – holpriger Start schnell zu einem Fehlstart werden könnte. Eine Niederlage gegen die Eintracht aus Niedersachsen wäre gleichbedeutend mit dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz, an einen ruhigen Neustart wäre dann erst einmal nicht zu denken. Kohfeldt, der am Donnerstag trotz gestrichener Schonfrist weiter einen sehr selbstbewussten und lockeren Eindruck machte, erinnerte deshalb daran, dass die Saison noch jung und das Duell Vorletzter gegen Letzter noch lange keine Abstiegsendspiel sei. Es ist noch viel Zeit, und diese sollte man Kohfeldt und dem Team auch zugestehen.
"Ich freue mich aktuell einfach auf das Kribbeln am Spieltag. Das ist das Gefühl, warum wir das alles überhaupt machen", sagte der Chef-Trainer passend dazu. Spätestens im Spielertunnel werden dann auch die Startschwierigkeiten erst einmal vergessen sein.