Defensive steht, Offensive glänzt Darmstadt 98 wehrt sich erfolgreich gegen "brutale Liga"
Der SV Darmstadt 98 zeigt beim Heimsieg gegen Karlsruhe seine beste Leistung des Jahres. Ein Abstieg rückt in weite Ferne, wenngleich Trainer Kohfeldt "wachsam" bleiben will.
Die Nachfrage des erfahrenen Reporters quittierte Florian Kohfeldt mit einem breiten Grinsen. Nein, sagte er dann, so habe er es natürlich nicht gemeint, "aber ihnen entgeht wohl nichts". Gemeint war die freundliche Einlassung des Darmstädter Trainers im Anschluss an den 3:0-Heimsieg gegen den Karlsruher SC, wonach er, Kohfeldt, sich schon auf das selbige Duell in der kommenden Spielzeit freue. Der Journalist, schon gut bekannt mit dem Coach aus Bremer Zeiten, schlussfolgerte also blitzschnell: "Ist denn also alles sicher mit dem Klassenerhalt für die Lilien?"
Kohfeldts Replik: "Es war nur eine Form der Höflichkeit. Wir sind weiterhin sehr, sehr wachsam, weil diese Liga brutal ist." Tatsächlich aber ist den Fußballern aus dem Südhessischen mit dem zweiten Heimsieg nacheinander ein Riesenschritt hin zu einem weiteren Zweitligajahr gelungen. Zumal sie die beste Leistung des Kalenderjahres zeigten, obwohl sie die Niederlage in Magdeburg am vergangenen Wochenende hätte auch verunsichern können. Der Vorsprung auf die auch qualitativ schlechtere Konkurrenz lässt die Lilien nun jedoch durchatmen. "Wenn man seine Leistung stabilisiert, hat man etwas in der Hand, sich gegen diese wilde Liga zu wehren", sagte Kohfeldt.

Offensives Quartett macht den Unterschied
Am Freitagabend hatten die Darmstädter vor allem gute Argumente am Fuß. Sie spielten schlichtweg einen sehr ordentlichen bis sehr guten Ball, waren hinten kompromisslos und vorne kreativ. Nur einmal, früh im Spiel, hätte sich jenes auch zu Gunsten des KSC entwickeln können. Da parierte der Darmstädter Torwart Marcel Schuhen jedoch erst unorthodox mit seiner Körpermitte, ehe die Ex-Lilie Marcel Franke verzog.
Anschließend aber dominierten die Hausherren. Gerade das offensive Quartett zeigte, das es mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten ausgestattet ist und immer den Unterschied ausmachen kann, wenn wirklich alle Spieler fit und gemeinsam auf dem Rasen stehen.
Jean-Paul Boetius und Killian Corredor leiteten ständig neue Angriffe ein, die Fraser Hornby und Isac Lidberg immer wieder in gefährlichen Räumen an den Ball brachten. So waren am 1:0 von Lidberg, dessen zwölfter Saisontreffer, vorher Hornby und Boetius beteiligt (10.). Das 2:0 von Corredor bereiteten Hornby und Lidberg vor (73.). Dem 3:0 von Merveille Papela assistierte Corredor (79.). "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auf einem Weg zu Stabilität, Klarheit, zu unseren Stärken ist", sagte Kohfeldt.
"Ein perfekter Abend"
Zur defensiven Sicherheit und offensiven Gefahr gesellte sich aus Sicht des Darmstädter Fußballlehrers am Freitagabend noch eine weitere erfolgsbringende Essenz. Eine, die Kohfeldt schon beim vergangenen Heimsieg gegen Schalke 04 bewusst in den Vordergrund geschoben hatte: das Band zwischen Mannschaft und Fans. Der Coach habe die "starke Verbindung" jedenfalls gespürt.
Schon beim Warm- und Einlaufen machten der Lilien-Anhang ordentlich Lärm, flankierte den Anpfiff mit einer gelungenen Choreo. Flutlichtspiel und Böllenfalltor, das gehört irgendwie zusammen. "Es war von der Atmosphäre her ein sehr spezieller Abend", bestätigte auch Boetius am ARD-Mikro und beschloss den Freitag wohl mit dem perfekten Fazit: "Gutes Wetter, tolle Fans, drei Punkte, perfekter Abend."