Darmstadt 98 weiter ohne Sieg Frustrierender Hoffnungsschimmer
Der SV Darmstadt 98 kann gegen den 1. FC Nürnberg auch sein drittes Saisonspiel in Liga zwei nicht gewinnen. Trainer wie Spieler sind frustriert - und gleichzeitig voller Hoffnung.
Es lässt sich diese vermeintlich so hochkomplexe Sportart an manchen Tagen eben doch auf eine simple Erkenntnis herunterbrechen: "Das", sagte der Darmstädter Trainer Torsten Lieberknecht am Sonntag nach dem 1:1-Unentschieden seiner Mannschaft gegen den 1. FC Nürnberg, "ist Fußball." Einfach wie kompliziert.
Was er meinte: Die Lilien waren in ihrem zweiten Zweitliga-Heimspiel der Saison die klar überlegene Mannschaft, schossen 18-mal auf des Gegners Tor, trafen jedoch nur einmal hinein. Dem Club gelang Identisches bei nur fünf Versuchen. Während Lieberknecht nach dem Abpfiff daher "zwei verlorene Punkte" bemängelte, sprach sein Promi-Pendant Miroslav Klose von einem "glücklichen Punkt".
Einigkeit unter den Trainern
Sie waren sich also einig, die coachenden Experten. Doch wie hätten sie es auch nicht sein sollen nach diesem Duell? Zu deutlich war die Überlegenheit der Südhessen an diesem Tage. Nicht nur jene in Sachen Torschüssen, oder Ballbesitz (57 zu 43 Prozent), oder Ecken (13 zu 2), sondern selbst die gefühlte.
Die Darmstädter hatten von der ersten bis zur letzten Minute nahezu alles unter Kontrolle, beherrschten den Gegner, "standen auf dem Vollgas", wie Lieberknecht formulierte. Eine finale Chance von Fabian Nürnberger tief in der Nachspielzeit vereitelte ein gegnerisches Abwehrbein. Oder auch: Nürnberger scheitert an Nürnberger. Dennoch war es der beste Darmstädter Auftritt der Saison.
Das hat freilich auch damit zu tun, dass den Hessen in dieser noch jungen Spielzeit bisher nicht allzu viel Tolles gelungen ist. Klar, im Pokal konnte der Viertligist Ottensen zuletzt locker besiegt werden, in der Liga musste der Erstligaabsteiger nun aber bereits sein drittes Frust-Erlebnis hinnehmen. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte Verteidiger Clemens Riedel, der erstmals die Kapitänsbinde im eigenen Stadion tragen durfte.
Traumtor als Stimmungskiller
Die reinen Zahlen bestärken diese Einschätzung: drei Ligaspiele, kein Sieg, ein Punkt, 2:6 Tore, Platz 16. Ein Fehlstart, ganz klar! Oder etwa nicht? "Man wird immer den einen oder anderen finden, der etwas Negatives zu sagen hat", erklärte Lieberknecht und machte damit deutlich: Er gehört nicht zu diesen Leuten. Stattdessen gab es viel Lob. "Es waren alle bereit, ein hohes Maß an Energie reinzubringen. Diesen Weg gilt es beizubehalten."
Für den Stimmungskiller im Stadion am Böllenfalltor, das in diesem Kalenderjahr noch keinen Heimsieg und lediglich zwei Lilien-Zählerchen zu sehen bekam, taugte denn auch nicht weniger als ein Traumtor. Der Nürnberger Michal Sevcik schoss den Ball stramm und unhaltbar in den Winkel (62.). Er glich damit die Führung von Isac Lidberg (23.) aus. Apropos Lidberg. Der neue Schwede war einer der beiden besten Darmstädter an diesem Tage.
Lob für neues Offensivduo Lidberg und Corredor
Der andere: Killian Corredor, ebenfalls neu, ebenfalls Stürmer, allerdings Franzose. Das französisch-schwedisch-darmstädterische Angriffsdoppel überzeugte beim Zweitliga-Einstand, war an nahezu jeder Offensivaktion der Hausherren beteiligt. Da könnte Sportdirektor Paul Fernie in der Endphase der Wechselzeit tatsächlich noch zwei gute Spieler ins Hessische gelotst haben.
Lieberknecht jedenfalls fand ausschließlich lobende Worte: "Sie haben angedeutet, welch hohen Wert sie künftig für uns haben werden. Wir haben Jungs dazubekommen, die die Qualität massiv steigern." Gerade Corredor war mit seiner fleißig-kreativen Spielweise ein ständiger Unruheherd, trieb sich mal rechts hinten, mal links vorne herum. Aufgestellt war er als Zehner.
So lässt sich festhalten: Es stimmte (fast) alles aus Sicht des SV98. Fußballerische Leistung, Engagement, Einstellung, Qualität der Neuzugänge, einzig das Ergebnis purzelte aus der Reihe. Oder wie Lieberknecht sagte: "Es ist manchmal ungerecht." Fußball eben.