Darmstadt 98 zu Gast in Hannover Leuchtend-graue Lilien fordern den Spitzenreiter
Die formstärkste Mannschaft der zweiten Liga fordert am Samstag die stärkste Mannschaft der zweiten Liga - Darmstadt 98 rechnet sich bei Hannover 96 durchaus Chancen auf Zählbares aus.
Florian Kohfeldt führt die Florian-Kohfeldt-Tabelle an. Eine Nachricht, die in den vergangenen Tagen nicht nur einmal dafür hergenommen wurde, um darzustellen, wie toll es unter diesem besagten Florian Kohfeldt bei Darmstadt 98 läuft. 15 Punkte aus acht Partien sammelten die Hessen, kein anderer Club der deutschen Zweitklassigkeit war in jener Zeitspanne erfolgreicher. Des Trainers Kommentar dazu: "Sie", also die Reporter auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Samstagspiels bei Hannover 96 (13 Uhr), "können sich gar nicht vorstellen, wie egal mir diese Tabelle ist." Völlig wumpe!
Seit Kohfeldt im Profifußball mitmische, sei ihm die Bewertung seines Tuns ohnehin oft zu extrem, "ich würde mir ein bisschen mehr grau wünschen". Also, liebe Journalisten, so der Appell des Coaches, "lasst uns leuchtend-graue Vorbilder sein". Geht es nach Kohfeldt, soll es künftig also weniger um Kohfeldt gehen. "Das, was passiert ist in den vergangenen Wochen, ist in allerallerallererster Linie der Verdienst der Spieler und in zweiter die Arbeit des ganzen Teams drumherum."
Hannover "die schwerstmögliche Aufgabe"
Passiert ist, dass die Lilien sich seit der Trennung von Torsten Lieberknecht aus dem Tabellenkeller bis ins Mittelfeld nach vorne gesiegt haben. Mit 16 Punkten stehen sie auf Rang zwölf, haben fünf Zähler Rückstand auf einen Aufstiegs- sowie fünf Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.
Ergo: Die Wochen bis Weihnachten, in denen noch fünf Ligaspiele anstehen, können Aufschluss darüber bringen, in welche Richtung die Darmstädter Reise gehen wird. "Wir freuen uns auf den Schlussspurt und wollen diese Phase so gut es geht mit so vielen Punkten und so vielen guten Leistungen wie möglich durchziehen", sagt Kohfeldt, dessen Mannschaft am Samstag beim Spitzenreiter antritt. Oder wie der Darmstädter Coach es formuliert: "Es ist die wohl schwerstmögliche Aufgabe der Liga."
Bester Sturm trifft auf beste Abwehr
Es treffen in Niedersachsen nicht nur die beiden formstärksten Teams aufeinander (Stichwort Kohfeldt-Tabelle), sondern auch zwei Welten. Während die Lilien gerne nach vorne stürmen, laut Daten von Global Soccer Network beeindruckende 27 Prozent ihrer Chancen in Tore verwandeln und damit gemeinsam mit dem Hamburger SV den treffsichersten Angriff stellen, weisen die Gastgeber die mit Abstand beste Defensive der Liga auf. Hannover kassierte bisher zehn Gegentreffer, Darmstadt schon 23.
"Es wird eine große Herausforderung gegen eine sehr stabile Mannschaft", ist sich Kohfeldt bewusst. In der Tat könnte Hannovers Innenabwehr mit Ex-Nationalspieler Marcel Halstenberg und Phil Neumann wohl auch in Liga eins gut mithalten.
Hornby könnte wieder an Lidbergs Seite stürmen
Verstecken wollen sich die Lilien bei den Sechsundneunzigern aber nicht: "Wir haben uns in den letzten Wochen Möglichkeiten erarbeitet, Spiele zu gewinnen. Es ist auch am Samstag unser Ziel, in Hannover zu punkten", sagt Kohfeldt, der für dieses Vorhaben wieder auf sein Erfolgsdoppel im Angriff setzen kann.
Zweitliga-Toptorjäger Isac Lidberg hat seinen ersten Länderspiel-Kurzeinsatz für Schweden gut überstanden und der zuletzt am Sprunggelenk angeschlagene Fraser Hornby die spielfreie Zeit genutzt, sich schneller als erwartet wieder fitzumachen. Der Schotte trainiert schon die ganze Woche mit der Mannschaft, wird ziemlich sicher im Kader stehen – und womöglich in der Startelf. "Sehr positiv" sei Hornbys Rückkehr, so Kohfeldt. Fraglich sind dagegen Einsätze der erkrankten Klaus Gjasula und Luca Marseiler sowie des am Oberschenkel lädierten Guille Bueno.