Darmstadts neuer Coach Florian Kohfeldt Der Trainer nach dem Hype

Bei Werder Bremen galt Florian Kohfeldt einst als Trainer-Toptalent, seine Karriere verlief seither aber wechselhaft. Beim SV Darmstadt 98 will Kohfeldt nun wieder angreifen – in einem Umfeld, das für ihn passen könnte.

Florian Kohfeldt
Florian Kohfeldt an der Seitenlinie des KAS Eupen Bild © Imago Images
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Es war ein Lob von höchster Stelle: "Florian Kohfeldt hat schon im Rahmen des Fußball-Lehrer-Lehrgangs 2014/2015 gezeigt, dass er ein herausragendes Trainertalent ist. Mit seinem Werdegang hat er die Lorbeeren bestätigt, die er als Lehrgangsbester erhalten hatte", sagte der damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel 2018. Anlass war die Verleihung des Trainerpreises des deutschen Fußballs, den Kohfeldt 2018 erhielt.

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Da lag gerade ein furioses erstes Jahr als Bundesliga-Cheftrainer hinter Kohfeldt. Seinen Verein Werder Bremen, für deren U21 er selbst als Keeper aufgelaufen war, hatte er auf Platz 17 übernommen und noch auf Platz elf geführt, dabei kein einziges Heimspiel verloren. Und was als Interims-Posten anfing, wurde zu Kohfeldts bislang längstem Job: Er blieb vier Jahre lang. Rechnet man seine Zeit als Spieler, Trainer in diversen Nachwuchsmannschaften und Co-Trainer hinzu, war Kohfeldt 20 Jahre an der Weser. Nicht umsonst war zu jener Zeit oft von der "Werder-Familie" zu lesen, in der zahlreiche Spieler und Trainer lange im Klub blieben.

Kohfeldt: "Es war eine super Zeit und eine total spannende Zeit"

"Es war eine super Zeit und eine total spannende. Es war die Zeit bei meinem Verein, der ja auch immer mein Verein bleiben wird", sagte Kohfeldt 2023 im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur über diese Jahre. Dass er mal Trainer werden würde, war indes schon vorher klar. Bei seinem Jugendverein Jahn Delmenhorst kam Kohfeldt im zarten Alter von 12 Jahren schon mit einer Mappe voller Trainings- und Spielformen zum Training, um sie mit seinem damaligen Jugendtrainer zu besprechen, wie er sich im Gespräch mit dem DFB erinnerte.

Grindels Lobpreisungen erwiesen sich im Nachhinein dennoch als ein wenig verfrüht. Mit Werder spielte Kohfeldt zwar 2018/19 eine sehr gute Saison und wurde Achter, musste 2020 allerdings in die Relegation und wurde 2021 vor dem letzten Spieltag entlassen, Werder stieg ab. Nach seinem Aus übernahm er 2021 den VfL Wolfsburg, nach der Saison war aber auch beim VfL Schluss. Es folgten ein Jahr Pause und eine Saison bei der KAS Eupen im belgischen Abstiegskampf. Nach einer Niederlagenserie im Frühjahr 2024 trat Kohfeldt zurück.

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Kohfeldt: "Dieser Hype: Das war nicht ich"

Der Fußball, er ist eben ein schnelllebiges Geschäft, und so früh man hochgejubelt wird, so rasch kann es auch wieder runtergehen. "Natürlich verändert einen das, wenn man auf einmal in der Öffentlichkeit steht, wenn man gehypt wird und es gar nicht will. Dieser Hype: Das war nicht ich", sagte Kohfeldt der dpa. "Ich glaube, es gibt 100 Zitate von mir, mit denen ich versuche, die Mannschaft hervorzuheben und nicht mich."

Nun also die Rückkehr nach Deutschland zum SV Darmstadt 98, wo er Torsten Lieberknecht beerben wird. "Er bringt Erfahrung, Persönlichkeit und das Know-how mit, um unserer Mannschaft Stabilität zu verleihen und ihr Potenzial abzurufen", freute sich Sportdirektor Paul Fernie. "Florian hat uns in den Gesprächen mit einem klaren Plan und seinem Feuer für die Aufgabe überzeugt."

Kohfeldt: "Immer auf der Suche nach Tempo-Aktionen"

Wie dieser Plan aussehen soll, wird Kohfeldt auf seiner Antritts-Pressekonferenz am Montag präzisieren. Seine Idee von Fußball erläuterte er einst, als er das Amt in Eupen antrat. "Grundsätzlich wird Fußball in Belgien nach vorne gedacht, mit ganz viel Tiefe im Spiel. Das deckt sich sowieso mit meinen Vorstellungen", sagte Kohfeldt 2023 dem kicker. "Jetzt geht es darum, diesen Stil zu strukturieren. Also schon Ballbesitzfußball zu spielen, aber immer auf der Suche nach Tempo-Aktionen. Dazu passt es dann, sehr aggressiv gegen den Ball zu pressen".

In Darmstadt wird Kohfeldt nun Rahmenbedingungen vorfinden, die denen Werders in kleinerem Maßstab zumindest nicht unähnlich sind. Beides sind familiäre Vereine, die vom Miteinander leben und in denen man ein Zuhause finden kann. Nicht umsonst hob Kohfeldt in der Mitteilung zu seiner Anstellung auch hervor, wie sehr es ihm imponiert habe, "wie Fans und Verantwortliche auch in herausfordernden Momenten wie etwa in der zurückliegenden Saison zusammengehalten haben". Vielleicht ja ein gutes Omen? Den Trainerpreis des deutschen Fußballs gibt es übrigens seit 2018 nicht mehr, Kohfeldt ist der letzte Gewinner.

Quelle: hessenschau.de/Stephan Reich