Darmstädter wechselt nach Essen Nächstes kurioses Kapitel für Klaus Gjasula
Klinik, Kopf und Karten: Über Klaus Gjasula gibt es viele bemerkenswerte Geschichten. Nun geht der Routinier in die Dritte Liga. Bei den Lilien war er vor allem als Charakterkopf gefragt.
Der Weg von Klaus Gjasula war schon immer ungewöhnlich. Das fing schließlich schon bei seinem Namen an. Klaus heißt er, weil sein Vater ein so großer Fan der deutschen Serie "Schwarzwaldklinik" mit dem Chefarzt-Schauspieler Klausjürgen Wussow war (sein Bruder hört auf den Namen Jürgen). Als Profi machte sich Gjasula vor allem einen Namen als Karten-König, als er in der Saison 2019/20 insgesamt 17 Verwarnungen sah und damit bis heute alleiniger Rekordhalter ist. Bekannt war er außerdem lange Jahre durch seinen Helm, den er ursprünglich wegen einer Jochbeinverletzung und später wegen des besseren Sicherheitsgefühls trug.
Im Juni 2024 unterlief ihm als Nationalspieler für den Turnierneuling Albanien erst ein Eigentor gegen Kroatien, in der Nachspielzeit erzielte er dann den vielumjubelten Ausgleich. "Ich bin erst durch die Hölle gegangen, und nach meinem Tor sind alle Dämme gebrochen", sagte er nach der Partie. Nun kommt ein weiteres Kapitel im unorthodoxen (Sportler-)Leben hinzu. Nur ein halbes Jahr nachdem ganz Fußball-Europa bei der EM über ihn sprach, wechselt er in die Dritte Liga zu Rot-Weiss Essen. Das gaben die Klubs am Montag bekannt. "Klaus Gjasula ist kurzfristig mit dem Wunsch auf uns zugekommen, sich einem anderen Verein anschließen zu wollen. Er hat das Bestreben, mehr Einsatzzeit zu sehen, welche wir ihm mit Blick auf die Rückrunde nicht versprechen konnten", wird der 98er Sportdirektor Paul Fernie in einer Mitteilung zitiert.
Führungsspieler und einer der Aufstiegshelden
Darmstadt 98 soll dem 35-Jährigen keine Steine in den Weg gelegt haben, da auch "die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" gestimmt haben. Gjasula selbst sagt: "Es fällt mir schwer, die Lilien zu verlassen, weil ich mich in der Stadt und im Verein sehr wohlgefühlt habe." Er habe die dreieinhalb Jahre sehr genossen.
Neben all den Schmonzetten über Karten und Kliniken wurde Gjasulas Wert für seine Mannschaften häufig verkannt, auch bei den Lilien. Der Routinier war 2021 vom Hamburger SV ans Böllenfalltor gekommen und hatte mit seiner kompromisslosen Art auf dem Platz auch für die nötige Macher-Mentalität bei den Lilien gesorgt. Als Stammspieler im defensiven Mittelfeld verpasste er mit Darmstadt 2022 erst noch den Aufstieg, um im folgenden Jahr 2023 das Husarenstück tatsächlich zu schaffen. Aufgrund von Verletzungen kam er dabei zwar nur auf 17 Spiele - kassierte allerdings nur drei gelbe Karten (eine gelb-rote). Er galt als Führungsspieler mit klaren Ansagen nach außen und intern.
Mit den Lilien stieg Gjasula in diesem Jahr aus der Bundesliga ab, sollte jedoch fortan eine der Stützen im Team sein. Kurios: In den ersten beiden Saisonspielen führte er die Mannschaft noch als Kapitän aufs Feld, verlor danach aber seinen Stammplatz. Unter dem neuen Trainer Florian Kohfeldt fand der Albaner jüngst überhaupt keine Berücksichtigung mehr. Im Spätsommer hatte er zudem seinen Rücktritt aus der albanischen Nationalmannschaft bekannt gegeben. Das Portal "transfermarkt" listet für ihn einen Marktwert in Höhe von 300.000 Euro.
Essen will aufrüsten
Auf den ersten Blick mag der Wechsel nach Essen überraschen. Der Traditionsverein rangiert in der Dritten Liga auf dem 18. Platz. In diesem Winter scheinen die Essener deswegen aufrüsten zu wollen. Neben Gjasula soll auch der Stürmer Dominik Martinovic kommen, neu an der Seitenlinie ist zudem Trainer Uwe Koschinat. Jener sagte: "Klaus Gjasula verkörpert genau das Profil, das wir gesucht haben. Mit seiner starken Persönlichkeit sowie seiner körperlichen Robustheit und seiner kriegerischen Art auf dem Platz wird er uns als Führungsspieler, der bereits auf höchster Ebene seinen Mann gestanden hat, klar verstärken."
Gjasula selbst schwärmte in einem Statement der Essener von der Atmosphäre an der Hafenstraße. Und kramte in Erinnerungen: "Vor mehr als zehn Jahren habe ich ein Probetraining bei RWE unter Coach Waldemar Wrobel absolviert. Daraus ist damals nichts geworden – jetzt bin ich aber hier." Und letzten Endes ist ein ungewöhnlicher Schritt für Klaus Gjasula im Hinblick auf seine bisherige Karrie vor allem eines: absolut logisch.