Viel Konkurrenz, wenig offene Stellen Das sind die Kader-Baustellen des SV Darmstadt 98
Rund um Darmstadt 98 herrscht Aufbruchstimmung - auch deshalb, weil die meisten Baustellen des Kaders bereits früh geschlossen werden konnten. Hier und da klaffen aber noch Lücken.
Wer sich dem Darmstädter Gelände am Böllenfalltor in diesen Tagen nähert, der bekommt vor allem eines zu spüren: Aufbruchstimmung. Wenn der Eindruck nicht täuscht, ist Vergangenheit tatsächlich Vergangenheit rund um den SV98, ist der Bundesligaabstieg abgehakt.
Stattdessen: Der Blick richtet sich nach vorne, Torsten Lieberknecht versprüht großen Enthusiasmus, verbreitet glaubhaft Vorfreude auf die Zweitligarunde. Gerade die Zusammenarbeit des alten Lilien-Trainers mit dem neuen Lilien-Sportchef Paul Fernie wirkt zielführend fürs große Ganze. So sind, nachdem die Vorbereitung nun knapp zwei Wochen alt ist, bereits die allermeisten Kader-Baustellen geschlossen. Doch von hinten nach vorne.
Die Torhüter
Marcel Schuhen soll ein paar Tage geschluckt haben, als die Darmstädter die Verpflichtung des 25-jährigen Keepers Karol Niemczycki bekanntgaben. Im selben Moment nämlich rief der Club einen Zweikampf um die Rolle als Nummer eins aus. Schuhen oder Niemczycki? Platzhirsch oder Herausforderer?
Wer den 31-jährigen Schuhen bisher beobachtet, der erkennt: Da ist kein Profi eingeschnappt, sondern reagiert wie von den Verantwortlichen erhofft. Er nimmt das Duell an. Wie es ausgeht, ist kaum absehbar. Einen guten Mann zwischen den Pfosten werden die Südhessen aber ziemlich sicher haben.
Die Abwehr
Für die Innenverteidigung stehen Lieberknecht zurzeit fünf Spieler zur Auswahl – was den Planungen entspricht. Denn der Trainer würde gerne vermehrt mit einer Dreierkette agieren, kann demnach einen Posten mehr als in der vergangenen Spielzeit besetzen. Christoph Zimmermann, Christoph Klarer, Clemens Riedel und Matej Maglica haben mit Aleksandar Vukotic einen zusätzlichen Konkurrenten erhalten.
Sportchef Fernie kennt Vukotic, eine echte Erscheinung, aus Wiesbadener Zeiten, schätzt dessen Abwehr-Qualitäten wie auch jene als Anführer einer Mannschaft. Ganz klar: Der 28-Jährige wurde als potenzielle Stammkraft verpflichtet. Zusätzlich wird zeitnah auch Klaus Gjasula erneut einen Vertrag unterschreiben. Der EM-Fahrer Albaniens, der aktuell im Urlaub weilt, kann als Mittelsmann der Dreierkette und als Sechser agieren.
Auf den Außen kann Lieberknecht rechts aus den Qualitätsspielern Matthias Bader und Basel-Neuzugang Sergio Lopez wählen, auf links sieht die Personaldecke dagegen deutlich dünner aus. Fabian Holland wird noch eine Weile verletzt fehlen, Fabian Nürnberger ist ebenfalls recht blessuren-anfällig. Im Zweifel könnte zwar auch Lopez seitenverkehrt aushelfen, ganz grundsätzlich suchen die Lilien aber nach einem weiteren Mann für die linke Bahn. Es ist dies die größte Baustelle des Kaders.
Das Mittelfeld
Im Zentrum des Spiels hat Lieberknecht dagegen reichlich Auswahl. Ob da wären mit eher defensiver Ausrichtung die Zugänge Kai Klefisch, Paul Will und Merveille Papela oder etwas angriffslustiger die Arrivierten Marvin Mehlem und Tobias Kempe. Dazu kommen als Optionen der benannte Gjasula sowie Andreas Müller, der jedoch als Wechselkandidat gilt.
Als Wirbler im offensiven Mittelfeld könnte Luca Marseiler eine gute Rolle spielen. Die Darmstädter würden in diesem Bereich wohl nur dann auf dem Transfermarkt aktiv werden, sollte noch ein Spieler den Club verlassen. Die Personalie Mehlem ist die im Umfeld wohl am meisten diskutierte. Bleibt der beste Profi des Kaders oder geht er doch? Abwarten.
Der Angriff
Mit fünf Profis vollbesetzt ist die vorderste Reihe. Und noch dazu mit unterschiedlichen Spielertypen. Hier die Brecher Fraser Hornby und Fynn Lakenmacher, dort der schnelle Filip Stojilkovic. Dazu kommen Nachwuchsmann Fabio Torsiello, der auf mehr Einsatzzeit drängt, und der wohl größte Hoffnungsträger des Sturms, Oscar Vilhelmsson.
Dem jungen Schweden trauen sie in Darmstadt diese Saison den endgültigen Durchbruch zu, halten ihn für eine Klassemann in Liga zwei. Einzig: Er muss seine Verletzungsanfälligkeit in den Griff bekommen. Gleiches gilt für Hornby, der in der Vorbereitung bisher gute Akzente setzte und für Fernie "fast wie ein Neuzugang" ist. Der Schotte fiel vergangenen Spielzeit 230 Tage aus. Nicht wirklich ersetzt haben die Lilien jedoch die Abgänger Tim Skarke und Mathias Honsak, die vor allem enormes Tempo mitbrachten.