Nürnberger darf wieder spielen Ein Rotsünder bringt Lilien-Coach Kohfeldt ins Grübeln
Gegen Ulm darf Lilien-Profi Fabian Nürnberger nach einer Fünf-Spiele-Sperre wieder mitmischen. Die Rückkehr des Linksverteidigers bringt Darmstadts Trainer Florian Kohfeldt in eine ungewohnte Lage.
Irgendwann hatten die Kollegen dann doch die Übersicht verloren. Wie lange eigentlich noch? Wie lange darfst du nicht mehr spielen? Kurzes Grübeln bei Fabian Nürnberger, ein genervtes Stirnrunzeln obendrein, dann ein lauter Ruf raus aus den Katakomben des Darmstädter Fußballstadions rein in den Kabinentrakt. "Noch drei!" Noch drei Spiele. Beschriebenes Szenario ereignete sich vor einem knappen Monat im Anschluss ans Heimduell mit Schalke 04, das trotz des wichtigen Darmstädter Sieges für Nürnberger persönlich unbefriedigend daherkam. Denn er war außen vor, selbstverschuldet.
Fabian Nürnberger ist ein Fußballer, der zeit seiner Karriere eher unter dem Radar fliegt. Vielleicht nicht bei seinen jeweiligen Arbeitgebern, seit mehr als eineinhalb Jahren bei den Lilien, aber eben mit Blick auf die ganz große öffentliche Aufmerksamkeit. Bundesweit bekannt wurde der 25-Jährige eigentlich nur einmal, 8. Februar 2025 - und ausgerechnet da lief es aus seiner Sicht auch noch maximal bescheiden.

Dummheit und Mega-Strafe
Kurzer Rückblick: Im Heimspiel gegen die SV Elversberg, das für die Lilien mit 0:3 verloren ging, staute sich erst Frust auf und entlud sich dann auf falschem Wege. Eine Viertelstunde vor dem Ende trat Nürnberger erst seinen davongesprinteten Gegenspieler Elias Baum ohne Chance auf den Ball von den Beinen und keilte dann auch noch in der folgenden Rudelbildung aus. Hier ein Griff ins Gesicht des Gegners, dort ein leichter Schlag.
"Das Dümmste, was ich seit langer Zeit gesehen habe", rekapitulierte Lilien-Trainer Florian Kohfeldt nachher am ARD-Mikro und war mit seiner Einschätzung - zumindest auf den Fußball in Darmstadt bezogen - sicher nicht allein. Nürnberger hatte sich seine Mega-Strafe, fünf Spiele Aussetzen plus weitere drei auf Bewährung, durchaus verdient.
Rückkehr gegen Ulm
Am Freitag (18.30 Uhr) ist die Zeit des Tadelns vorbei, darf Nürnberger beim Darmstädter Gastspiel in Ulm wieder mitmischen. Den Formtest vor seiner Rückkehr hat er dabei fernab vom Böllenfalltor längst bestritten. Für Bulgarien stand der Linksverteidiger zuletzt zweimal in den Nations-League-Playoffs gegen Irland auf dem Rasen.
Zwar verloren die Bulgaren jeweils mit 1:2, Nürnberger aber zeigte auf seiner linken Bahn ansprechende Leistungen. Auch durfte er in seinen Länderspiel-Einsätzen sechs und sieben ausführlich ran, einmal 72 Minuten, dann sogar 89. Er wird nun schnellstmöglich zurückkehren ins Südhessische, um die Lücke auf der linken Lilien-Seite wieder zu füllen. Wobei, Lücke?
Konkurrenzkampf im Kohfeldt-Team
In Abwesenheit der Stammkraft spielte sich Guille Bueno eben dort in den Fokus. Die Leihgabe von Borussia Dortmund zeigte ordentliche bis gute Leistungen, war vor allem relativ konstant, was dem 22-Jährigen zuvor in der Saison kaum gelungen war. Bueno hätte sich demnach weitere Einsätze verdient. Und so wird Trainer Kohfeldt in dieser kurzen Trainingswoche tatsächlich etwas erleben, was ihm zuletzt kaum unterkam: einen Konkurrenzkampf. Die erste Elf stellte sich aufgrund massiver personeller Probleme in den vergangenen Wochen stets von selbst, es waren nur minimale Variationen für den Coach möglich.
Mit Nürnberger kehrt ein Spieler zurück, der auch auf der Doppelsechs eingesetzt werden kann. Dort haben Andreas Müller und vor allem Merveille Papela in den vergangenen Wochen aber ganz gut zusammen harmoniert. Einerseits. Andererseits können es sich die dem Abstiegskampf immer noch nicht entflohenen Südhessen schlicht nicht erlauben, auf einen Mann mit der Qualität von Nürnberger zu verzichten. Nicht nur Kohfeldt hält ihn qualitativ für einen überdurschnittlichen Zweitligaprofi.