Hessenderby im Pokal Frankfurt entscheidet Fußballfest gegen Darmstadt für sich
Sechs Tore, Traumpässe und viel Kampf: Die Eintracht und die Lilien lieferten am Dienstag einen packenden Pokalabend. Darmstadt wuchs über sich hinaus, musste sich dann aber vor allem der Extraklasse von Randal Kolo Muani und Mario Götze geschlagen geben.
Eintracht Frankfurt hat im DFB-Pokalachtelfinale gegen Darmstadt am Dienstagabend ein fesselndes Hessenderby für sich entschieden. Die Gastgeber siegten mit 4:2 (2:2) gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden Zweitligisten. Randal Kolo Muani (6., 90.+1.), Rafael Borré (44.) und Daichi Kamada (62.) trafen für Frankfurt, Mathias Honsak doppelt für die Gäste (29., 31.).
Frankfurts Trainer Oliver Glasner hatte Kapitän Sebastian Rode für Djibril Sow und Borré für den verletzten Jesper Lindström aufs Feld geschickt. Auch bei den Lilien hatte es zwei Änderungen gegeben: Emir Karic und Marvin Mehlem starteten anstelle von Thomas Isherwood und Oscar Vilhelmsson. Die Gäste begannen mit einer Dreierkette, Coach Torsten Lieberknecht kündigte aber einen Mix der Systeme an.
Eintracht trifft früh eiskalt
Tatsächlich standen die Verteidiger der Lilien weit auseinander, die Außen rückten vor und Honsak stieß zu Beginn immer wieder in die Spitze. So hätte der Doppeltorschütze vom vergangenen Freitag beinahe in der fünften Minute eine Hereingabe von Mehlem verwertet, er verpasste den Ball nur ganz knapp. Doch der gute Start nützte den Lilien wenig, weil die Eintracht in der sechsten Minute gleich ihre ruchlose Effektivität untermauerte. Nach einem schönen Direktpassspiel auf der rechten Seite bediente Aurelio Buta mit einer maßgeschneiderten Flanke Kolo Muani, der unhaltbar zum 1:0 ins lange Eck köpfte.
Fast schablonengleich kam die Eintracht zur nächsten Chance nur fünf Minuten später. Wiederum nach einer Buta-Hereingabe setzte Borré den Ball freistehend übers Tor. Der Kolumbianer aber hatte zuvor nicht nur das Tor eingeleitet, sondern Räume geschaffen. Die Strategie des Bundesligisten ging dabei auf, dass die Stürmer die Lilien-Verteidiger immer wieder aus dem Verbund zogen, in diesem Fall Kapitän Fabian Holland, und die Frankfurter Offensiven und Außen nachrückten. In der 23. Minute sprinteten so Philipp Max und Mario Götze in die Lücken, doch der Weltmeister scheiterte an Gäste-Keeper Schuhen.
Schnellhardt mit zwei magischen Momenten
Trotz des Rückstandes liefen die Darmstädter weiter mutig hoch an - und überrumpelten die Frankfurter nach einer halben Stunde. Frankfurts Makoto Hasebe passte unsauber in der eigenen Hälfte auf Rode, der den Ball nicht kontrolliert weiterleiten konnte. Fabian Schnellhardt spritzte dazwischen und spielte das Darmstädter Angriffsrudel frei, Honsak traf zum Ausgleich. Der Außenseiter setzte nicht nur einen Wirkungstreffer, sondern legte gleich mit einem Aufwärtshaken nach: Nur zwei Minuten später war es wieder der starke Schnellhardt, der sich nach einem Ballgewinn durchs Mittelfeld tankte und mustergültig Honsak bediente. Der Österreicher blieb wieder eiskalt und legte den Ball ins lange Eck (31.).
Nun brannte es im Eintracht-Strafraum häufiger als in den Fan-Blöcken: Phillip Tietz verpaste in der 36. Minute sogar das 3:1 für Darmstadt. Frankfurt wirkte zunächst einmal auf dem Platz und den Tribünenplätzen geschockt, bis kurz vor der Pause Neuzugang Max dem Darmstädter Frank Ronstadt den Ball abjagte. Beim folgenden Angriff verwertete Borré einen schlauen Pass von Götze zum Ausgleich (44.). In einer intensiven Partie sorgten also vor allem die schnellen Umschaltmomente für vier Tore und ein absolut gerechtes Remis zur Pause.
Borré und Rode reißen die Partie an sich
Eintracht-Trainer Glasner brachte Hrvoje Smolcic für Evan N'Dicka, die Darmstädter spielten unverändert - und auch unverändert nach vorne. Ein Klassenunterschied ließ sich auch im zweiten Durchgang nicht ausmachen. Erst schoss Rode knapp übers Tor, dann Honsak auf der Gegenseite (58., 60.). Rode nahm jetzt wie schon beim Spiel in Lissabon das Heft in die Hand und scheiterte eine Minute knapp mit dem Kopf. Darmstadt hatte nicht nur in diesem Moment Glück, nach einem Foul an Borré hätte es Elfmeter geben können. Die Eintracht zwang aber in dieser Phase das Momentum auf ihre Seite, namentlich durch Borré.
Der Angreifer lief die Darmstädter immer wieder hoch an, erackerte mehrere Bälle und spielte einen davon dann fantastisch mit dem Außenrist in den Strafraum. Kolo Muani legte per Kopf ab auf Kamada, dessen Schuss im Eck einschlug - 3:2 (62.). Doch die Lilien machten mit dem Mute der Begeisterung ungerührt weiter: Tietz scheiterte am Pfosten (65.), Tobias Kempe an Eintracht-Keeper Kevin Trapp (66.). Honsak hätte eine Viertelstunde vor dem Ende beinahe einen Dreierpacke geschafft (75.). Zu einem Treffer langte es aber nicht mehr. Der Schlusspunkt war Kolo Muani vorbehalten, der einen Sahnepass von Götze zum 4:2 abschloss (90.+2.).
Beide Teams sorgen für das Fußballfest
Taktisch, läuferisch und auch spielerisch (speziell bei Honsak und Mehlem) war der Auftritt der Darmstädter herausragend, sie hätten damit einen Großteil der Bundesligisten an diesem Abend aus dem Pokal geworfen. Die Eintracht aber ist kein gewöhnlicher Bundesligist mehr, sie kann sich auch an durchwachsenen Tagen auf Leistungsträger europäischer Topklasse verlassen - an diesem Abend Kolo Muani, Borré oder besonders den überragenden Strippenzieher Mario Götze. So wurde aus dem Pokalabend ein Fußballfest, für das Favorit und Außenseiter verantwortlich zeichneten.