Lilien-Jahresrückblick Fast zu viel Stoff für ein Jahr
Vom absoluten Tiefpunkt zum Rausch, vom Abstieg zur Super-Serie, dazu noch allerhand Personalwechsel. Das Jahr 2024 hat Darmstadt 98 ganz schön durchgerüttelt. Hier kommt die Chronik der Ereignisse.
Erst Hölle, dann Himmel - so beschrieb es Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch im großen Jahresrückblicksinterview mit dem hr-Sport. Hier kommt die Chronik eines außergewöhnlichen Darmstädter Jahres.
Januar bis März
Das Jahr begann für die Lilien mit einem emotionalen Höhepunkt daheim: Nach einer Niederlage gegen den BVB schafften die Darmstädter im Hessenderby gegen Eintracht Frankfurt ein 2:2 nach 0:2-Rückstand. Christoph Klarer netzte in der 90.+5. Minute ein. Nach Niederlagen in Berlin und gegen Leverkusen kam die Mannschaft beim 0:0 in Mönchengladbach zu einem Achtungserfolg. Ein weiterer Punkt kam zwar beim 1:1 in Bremen zwei Wochen später hinzu. Doch das annulierte Siegtor von Tim Skarke in der Nachspielzeit sorgte für betrübte Mienen bei den Lilien. So stand die Mannschaft vor dem März am Tabellenende. Zum Relegationsrang waren es nur vier Zähler Rückstand, das rettende Ufer war aber schon zwölf Zähler entfernt.
Das folgende Heimspiel wurde zu einem sportlichen wie emotionalen Tiefpunkt. Die Mannschaft ging beim 0:6 daheim gegen Augsburg komplett unter, zudem kam es zu Handgreiflichkeiten der Lilien-Fans untereinander. Nach Pleiten gegen die Spitzenteams Leipzig und Bayern wurde Ende März das Aufeinandertreffen gegen den direkten Konkurrenten Bochum besonders wichtig. Auch hier kamen die Lilien nach einem 0:2 zurück, Skarke und Oscar Vilhelmsson trafen zum 2:2. Doch auch das schien zu wenig für den Anschluss.
April bis Juni
In den April ging es mit einer indiskutablen Vorstellung auswärts in Mainz, bei der das 0:4 aus Sicht der Hessen noch geschmeichelt war. Von diesem Zeitpunkt an war der Glaube an den Klassenerhalt beinahe komplett dahin. Immerhin feierten die Darmstädter mit dem Erfolg in Köln zwei Wochen später den ersehnten ersten Sieg seit Herbst. Eine Woche später stand bei der Heimniederlage gegen Heidenheim dennoch der Abstieg fest. Das Team ließ sich in der Folge abschlachten, verlor alle drei ausstehenden Spiele bei einem Torverhältnis von 0:13.
Bereits Anfang April hatte der Klub bekannt gegeben, dass Paul Fernie aus Wiesbaden neuer Sportdirektor werde. Schon im Frühjahr gab man außerdem mit Fynn Lakenmacher und Paul Will erste Verstärkungen bekannt. Im Laufe des Sommers folgten Sergio Lopez, Aleksandar Vukotic, Luca Marseiler, Killian Corredor und Isac Lidberg.
Juli bis September
Vor der neuen Saison in Liga zwei wurde etwas überraschend der junge Clemens Riedel zum neuen Kapitän ernannt. Die Mannschaft setzte sich zwar in der ersten Runde des DFB-Pokals durch, startete aber in der Liga mit zwei Niederlagen gegen Düsseldorf und in Paderborn. Nach einem Unentschieden daheim gegen Nürnberg, bei dem der Trend eigentlich nach oben zeigte, sorgte das erschütternde 0:4 in Elversberg für ein Beben am Böllenfalltor. Der Klub gab bekannt, dass Torsten Lieberknecht nicht mehr länger Trainer der Darmstädter sei. Der Aufstiegscoach sollte sich in einer emotionalen Botschaft verabschieden.
Neuer Coach wurde der ehemalige Bremer und Wolfsburger Florian Kohfeldt, der seinen Dienst am 9. September mit den Worten begann: "Ich freue mich auf einen leidenschaftlichen Verein!" Sein Debüt gab er mit einem 1:1 gegen Braunschweig, bevor das legendäre Spiel auf Schalke anstand. Immer wieder fiel der Strom in Gelsenkirchen aus, die Lilien lagen früh mit 0:3 in Rückstand. Doch die Mannschaft zeigte eines der beeindruckendsten Comebacks des gesamten Fußball-Jahres und siegte 5:3. Nicht nur traf Fraser Hornby erstmals, an diesem Abend ging auch der Stern von Lidberg auf. Er erzielte drei Tore, weitere sollten folgen.
Oktober bis Dezember
Im Oktober und November blühten die Lilien unter Kohfeldt vollkommen auf. Die Bilanz: sieben Spiele, vier Siege, Torverhältnis 19:8. Die Mannschaft kletterte immer weiter in der Tabelle und zeigte unter anderem beim 5:1 gegen den 1. FC Köln berauschenden Fußball. Hinzu kam noch das Weiterkommen im DFB-Pokal auswärts in Dresden, das Kohfeldt im Dezember ein Rendezvous mit seiner Vergangenheit bescherte. In seiner alten Heimat Bremen verloren die Darmstädter äußerst unglücklich 0:1.
Auf ein Remis gegen Hamburg folgte abermals ein Kantersieg daheim gegen Kaiserslautern. Einzig das Spiel beim Tabellenletzten in Regensburg ging schief. So stehen die Lilien am Ende des Jahres auf einem respektablen zehnten Platz mit Tuchfühlung zur Spitze. So schlimm das Jahr startete, so herrlich waren aus Lilien-Sicht die letzten Monate von 2024.