Abwehr von Darmstadt 98 komplett Klarer heizt Konkurrenzkampf in Lilien-Defensive an
Neuzugang Christoph Klarer ist das letzte Puzzlestück in der Defensive von Darmstadt 98 und erhöht damit die Möglichkeiten von Trainer Torsten Lieberknecht. Die Frage ist allerdings: Wer darf spielen? Ein Überblick über den Konkurrenzkampf.
Lilien-Neuzugang Christoph Klarer ist kein Mann für Komfortzonen. Bereits im Alter von 16 Jahren verließ der unweit vom beschaulichen St. Pölten geborene Österreicher sein Heimatland und die Jugendakademie von Rapid Wien, um es in England zu versuchen. In Southampton, einer kernigen Hafenstadt im Süden des Landes, wurde der heute 23-Jährige eigenen Angaben zufolge erwachsen, Profi und ein Abwehrspieler mit klaren Vorstellungen. "Dort wurde mir beigebracht: Du bist Verteidiger, also verteidige dein Tor. Diese Mentalität habe ich übernommen."
Klarer, der nach drei Jahren bei Fortuna Düsseldorf in dieser Woche zu Darmstadt 98 gewechselt war, erfüllt mit dieser Job-Beschreibung genau das Profil, das die Lilien nach dem Abgang von Patric Pfeiffer gesucht haben. Ein Defensiv-Abräumer, der resolut dazwischengeht und der Lilien-Abwehr zusätzliche Körperlichkeit verleiht. "Ich bin groß, ich bin zweikampfstark. Diese Dinge möchte ich verkörpern." Darmstadt 98 macht hinten dicht.
Klarer ist das letzte Puzzleteil
Nun ist es keine südhessische Erfindung, dass Bundesliga-Aufsteiger erst einmal ihren Fokus auf eine stabile Defensive legen und versuchen, möglichst wenige Gegentreffer zu kassieren. Die Lilien, die in der vergangenen Spielzeit auch dank der ligaweit besten Abwehr am Ende aufstiegen, nehmen die Abschirmung des von Torwart Marcel Schuhen gehüteten Tores aber besonders ernst. Während die Offensive nach dem Abgang von Topstürmer Phillip Tietz wohl noch eine Verstärkung gebrauchen könnte, sind die Kader-Arbeiten am anderen Ende des Platz bereits abgeschlossen.
"Wir sind glücklich, mit Christoph Klarer unsere Planungen für die Innenverteidigung komplettiert zu haben", sagte Darmstadts Manager Carsten Wehlmann in der offiziellen Mitteilung am Dienstag. Pfeiffer weg, Matej Maglica und Klarer da. Es kann also losgehen. Doch wie genau könnte die Abwehrreihe der Lilien in der kommenden Saison aussehen?
Der Konkurrenzkampf ist groß
Klar ist bereits jetzt, dass es der Konkurrenzkampf um die begehrten Plätze in der ersten Elf durchaus in sich hat. Mit Klarer, Maglica, Christoph Zimmermann, Jannik Müller, Youngster Clemens Riedel, Thomas Isherwood und Allrounder Klaus Gjasula bewerben sich gleich sieben Spieler für einen Platz in der zentralen Verteidigung. Je nachdem, ob sich Trainer Torsten Lieberknecht für eine Dreier- oder Viererkette entscheidet, wird es zu Saisonbeginn im DFB-Pokal am 14. August also bis zu fünf lange Gesichter geben.
"Ich habe in Düsseldorf in der Viererkette links innen und in der Dreierkette halbrechts gespielt", warf Klarer bei seinem ersten offiziellen Auftritt am Dienstag gleich mal seinen Hut in den Ring. Klare Botschaft: Klarer fühlt sich in beiden Systemen, zwischen denen die Lilien im vergangenen Jahr regelmäßig hin- und herwechselten, wohl. Der Rechtsfuß könne in der Dreierkette zudem auch nach links ausweichen. "Ich bin zwar noch nicht ganz beidfüßig, aber das ist auch eine Option", so Klarer. "Ich will dem Trainer so viele Möglichkeiten wie möglich anbieten."
Lieberknecht hat viele Möglichkeiten
Stand jetzt geht Klarer, der absoluter Wunschspieler von Lieberknecht war, mit sehr guter Ausgangsposition ins Rennen um die Stammplätze. Der 1,91-Meter-Hüne könnte in der Dreierkette, auf die es wohl erst einmal hinauslaufen wird, die zentrale Rolle übernehmen und von gleich zwei Türstehern mit Gardemaß flankiert werden. Links ist Maglica (1,98 Meter) eingeplant, rechts dürfte Zimmermann (1,94 Meter) aktuell die Nase vorne haben. Was für eine Festung.
Der 19 Jahre alte Riedel, Müller und Gjasula, die alle auch im Mittelfeld spielen können, bleiben die Rolle der ersten Alternativen. Für Isherwood könnte es schwer werden. Sollte Lieberknecht hinten auf eine Viererkette setzen, ist das Rennen zwischen Klarer, Maglica und Zimmermann komplett offen.
Etwas einfacher ist die Sache hingegen auf den Außenbahnen: Rechts ist Matthias Bader gesetzt, mit Oliver Sonne vom dänischen Club Silkeborg IF könnte allenfalls noch ein Herausforderer kommen. Auf links half zuletzt Mathias Honsak, der seine Stärken klar in der Offensive hat, beim Test gegen Norwich aus. Sollte Kapitän und Linksverteidiger-Platzhirsch Fabian Holland im zentralen Mittelfeld gebraucht werden, dürfte Emir Karic erste Wahl sein.
Eklig sein, drin bleiben
So oder so ist klar: Die Lilien wollen den fußballerisch überlegenen Gegnern in der Bundesliga das Leben möglichst schwer machen und mit den berühmten südhessischen Tugenden zum Erfolg kommen. "Es ist eine Ehre, dass wir Bundesliga spielen dürfen. Aber wir sind nicht als Touristen gekommen", fasste Klarer zusammen. "Wir wollen eklig sein." Die richtigen Spieler, um diesen Plan umzusetzen, haben die Lilien schon einmal zusammen. Ab dem Derby bei Eintracht Frankfurt am 1. Bundesliga-Spieltag gilt es, diesen Worten Taten folgen zu lassen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 18.07.23, 17.55 Uhr
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