Endspurt bei Darmstadt 98 Lilien nach Krisensitzung wieder in Aufstiegs-Form
Der SV Darmstadt 98 hat die Schwächephase mit zwei Niederlagen in Folge überwunden und nach einer Aussprache der Spieler auch erste aufkommende Zweifel besiegt. Damit das so bleibt, rät Matthias Bader: Kopf ausschalten.
Das Wunder von Bielefeld gehört bei Darmstadt 98 inzwischen zur DNA des Clubs. Das Last-Minute-Tor von Elton da Costa, der Aufstieg der Lilien in die 2. Bundesliga, der anschließende Durchmarsch ins Oberhaus. Eine Geschichte, die rund um Darmstadt jeder kennt und jeder gerne erzählt. Eine Geschichte, die in dieser Saison nun aber tatsächlich noch ein weiteres Kapitel bekommen könnte.
Auf das Wunder von Bielefeld im Jahr 2014 folgte in dieser Saison nämlich die Krisensitzung nach Bielefeld. Und auch diese könnte die Historie der Lilien nachhaltig beeinflussen.
"Man hat gegen Bielefeld gesehen, dass da die Grundtugenden gefehlt haben", fasste Rechtsverteidiger Matthias Bader den zentralen Inhalt der spontan von Torsten Lieberknecht einberufenen Aussprache zusammen. "Deshalb haben wir uns da noch einmal eingeschworen."
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Lieberknecht bat Spieler zum Rapport
Doch wie genau kam es dazu? Nach der Rückkehr vom Spiel bei Arminia Bielefeld, das die Südhessen nach der wohl schwächsten Saisonleistung mit 1:3 verloren hatten, beorderte Lieberknecht sein Team kurzerhand in den Küchentrakt des neuen Funktionsgebäudes und redete Tacheles.
Statt der sonst üblichen Verabschiedung am Bus und der individuellen Heimreise zu den Familien gab es ein Monolog des Trainers, wie Lieberknecht es nannte, und dann ein ernstes Gespräch im Kreise der Spieler. "Ich habe die Jungs allein gelassen und ihnen gesagt, dass sie sich selbst aussprechen sollen. Das haben sie gemacht."
Lilien raufen sich zusammen
Wie hitzig oder sachlich diese Diskussion ablief, verriet Bader in einer Medienrunde am Dienstag zwar nicht. Das zentrale Thema des Meetings am späten Abend des 11. März ist aber kein Geheimnis. Die Lilien gingen auf der Bielefelder Alm weder an die Leistungs- noch an die Schmerzgrenze und verspielten trotz Führung wichtige drei Punkte im Rennen um den Aufstieg. Der zuvor so komfortabel wirkende Vorsprung an der Spitze schrumpfte auf einen (HSV) und zwei (Heidenheim) Zähler zusammen.
"Uns hat nach dem 1:0 die Galligkeit gefehlt, das Spiel mit aller Macht über die Zeit zu bringen", so Bader. Die Lilien, die traditionell über den Kampf ins Spiel finden, holten Abstiegskandidat Bielefeld mit eigenen Nachlässigkeiten zurück in die Partie und wurden am Ende bitter bestraft. Ein Alarmsignal. "In der Hinrunde haben wir diese knappen Spiele alle für uns gezogen. Gegen Bielefeld war das halt nicht so, darüber haben wir geredet."
Darmstadt 98 gibt gegen Lautern die richtige Antwort
Nach dieser Sitzung folgte ein freier Sonntag, eine laut Lieberknecht "etwas anders gestaltete Woche" mit knackigen Trainingseinheiten und letztlich ein verdienter 2:0-Sieg inklusive der Rückkehr aller Darmstädter Tugenden gegen den 1. FC Kaiserslautern. "Das war sehr wichtig für die Moral", so Bader. "Wir haben gezeigt, dass wir es noch können."
Die zwischenzeitliche Delle mit schwächeren Leistungen und den beiden Niederlagen gegen Heidenheim und Bielefeld ist also überwunden, die Sinne sind vor allem nach dem Auftritt in Bielefeld geschärft. So etwas soll und darf den Lilien auf dem Weg in der Bundesliga, die nach der Länderspielpause noch neun Spiele entfernt ist, nicht noch einmal passieren. Auch deshalb war diese Krisensitzung so wichtig und könnte zum Meilenstein werden.
Ab jetzt: Kopf ausschalten, aufsteigen
Damit es keinen weiteren Rückschlag gibt, riet Bader am Dienstag dazu, ab sofort Scheuklappen aufzulegen. "Vor den Spielen gegen den HSV und Heidenheim war die Tabelle bei uns vielleicht zu präsent. Wir hatten zu viele Gedanken im Kopf", gab er zu. Im Endspurt gelte es deshalb, die wohl berühmteste aller Phrasen in die Tat umzusetzen und von Spiel zu Spiel zu denken. "Wir tun gut daran, nicht auf die Tabelle zu gucken."
Aktuell beträgt der Vorsprung der Lilien auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz zehn Punkte, am Freitag in Nürnberg könnten sie dieses Polster weiter ausbauen und dem nächsten Wunder einen weiteren Schritt näherkommen. Eine gute Geschichte wäre es allemal.