Neuer Sportdirektor startet bei den Lilien Paul Fernie: Das Gegenteil der "One-Man-Show"
Paul Fernie, neuer Sportdirektor bei Darmstadt 98, legt bei den Lilien los und hat direkt einen Haufen Arbeit vor sich. Er selbst will direkt ran an die Kaderplanung und möchte "frisches Blut" zu den Südhessen bringen.
Es muss eine sehr schnelle Kennenlern-Runde gewesen sein. Am Sonntag weilte Paul Fernie, der neue Sportdirektor der Lilien, bereits beim Heimspiel der Darmstädter gegen den SC Freiburg auf der Tribüne, seit Montag ist er ganz offiziell im Amt. Bei all den Aufgaben, die auf den 37-Jährigen warten, müssen da übliche Gepflogenheiten auch mal etwas kürzer ausfallen. "Die Vorstellung war kurz und knackig", berichtete Fernie am Dienstag bei seiner ersten offiziellen Pressekonferenz. "Ich werde mit den Leuten hier und den Spielern in den nächsten Tagen und Wochen ausführlicher sprechen."
Für das "kurz und knackig" gibt es gute Gründe. Die Darmstädter haben nach dem Abgang von Ex-Manager Carsten Wehlmann kurz vor dem Jahreswechsel ganz genau hingeschaut, wer der neue Mann an der sportlichen Kommandobrücke der Südhessen sein soll. Gut Ding will Weile haben. "Wir haben den Februar genutzt, um ein Anforderungsprofil zu erstellen", berichtete Präsident Rüdiger Fritsch. "Die Kunst war, den richtigen zu finden."
Fernie: "Wir haben einiges zu tun"
Am Ende gab's nur noch zwei Kandidaten, Fernie setzte sich durch. "Uns hat interessiert, wie die Scouting-Idee aussieht und wie die Herangehensweise bei der Kader-Planung ist", beschrieb Fritsch die Auswahl-Kriterien. Und dazu sollte der Neue noch eine weitere, sehr wichtige Eigenschaft mitbringen: "Er muss die DNA von Darmstadt 98 verkörpern. Der Verein hier ist nicht geeignet für One-Man-Shows."
Das Gegenteil der One-Man-Show soll nun der Brite Fernie sein. Der ist durch die detaillierte Suche aber auch direkt im Darmstädter Dauerstress. "Wir haben einiges zu tun", ist sich der neue Sportdirektor bewusst: "Die Kaderplanung hat die höchste Priorität, da ist der meiste Zeitdruck." Gleich elf Verträge laufen bei den Lilien aus, dazu kommen sechs Leihspieler, die - Stand jetzt - ab dem Sommer nicht mehr in Darmstadt sind. Eine Menge Entscheidungen, die getroffen werden müssen.
Frisches Blut für den Lilien-Kader
Entscheidungen, die Fernie aber auch als Chancen betrachtet. Der neue Sportdirektor kann der Mannschaft direkt seinen eigenen Stempel verpassen. "Wir sehen es als Möglichkeit. Wir können frisches Blut reinbringen", betonte er. Sprich: Ab dem Sommer dürften die Darmstädter Fans eine Menge neue Gesichter sehen. Ein Anforderungs-Profil laut Fernie: "Wir müssen Spieler finden, die zur Darmstadt-DNA passen."
Worte, die sie bei den Lilien gerne hören dürften. Wenn die 98er ab der neuen Saison wieder in der 2. Bundesliga spielen, braucht es einen Kader, der sich wieder darauf besinnt, auf was es im Fußball-Unterhaus ankommt. Fähigkeiten, die Fernie bei seinem letzten Arbeitgeber Wehen Wiesbaden schon einmal ins Visier nehmen durfte - oder musste.
Paul Fernie: ein Wunschkind
"Uns war wichtig, dass jemand weiß, mit den Gegebenheiten hier auszukommen und eine Weiterentwicklung hinzulegen", formulierte es Fritsch. "Paul hat in Wiesbaden gezeigt, was möglich ist." Der SVWW befindet sich zwar mitten im Abstiegskampf, hat aber weiter die Möglichkeit, die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Auch dank des Kaders, den Fernie zusammengebastelt hat.
So etwas soll er nun in Darmstadt im Sommer auch hinbekommen. Der Glaube an den jungen Briten ist bei den Lilien jedenfalls groß. "Paul ist auf jeden Fall ein Wunschkind", betonte Fritsch. Jetzt muss das Wunschkind aber auch direkt loslegen. Es gibt viel zu tun.