Neuzugang überzeugt als fußballerischer Freigeist Philipp Förster ist Darmstadts Bessermacher

Der SV Darmstadt 98 befindet sich offenbar auf dem richtigen Weg. Das hat auch mit dem aus der Arbeitslosigkeit geholten Philipp Förster zu tun.

Philipp Förster am Ball gegen Köln.
Philipp Förster entwischt einem Kölner. Bild © Imago Images
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Highlights: Darmstadt - Köln

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von SV Darmstadt 98 und rechts das Logo vom 1. FC Köln
Bild © hr
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Vor rund eineinhalb Jahren, Ende Mai 2023, hätte für Philipp Förster so ein Moment des endgültigen Bundesliga-Durchbruchs sein können. Letzter Spieltag, die Situation seines Arbeitgebers VfL Bochum brenzlig, ein sehenswertes Volleytor, die wichtige Führung gegen Leverkusen, die einen klaren 3:0-Erfolg als Folge hatte, was gleichbedeutend war mit der Rettung. Riesenjubel an der Castroper Straße. Philipp Förster, ein Held, jedenfalls für den Moment.

Der Mittelfeldspieler, bis dahin ein Pendler zwischen den Welten, zwischen zweiter und erster Liga, hätte das Gefühl mitnehmen und durchstarten können beim VfL. Er, der über Laufstärke und Technik verfügt, hätte sich aufschwingen können zu einem vollwertigen Mitglied der deutschen Fußballelite.

Die "verschlungenen Wege" des "Spätstarters"

Doch: Ende Oktober 2024 gehört er nicht dazu, kickt er zweitklassig für Darmstadt 98 - immerhin, möchte man noch anfügen. Bis vor einem Monat war er arbeitslos, hielt sich unweit seiner Heimat beim Darmstädter Ligakonkurrenten Karlsruher SC fit. Es passte dies zum sportlichen Werdegang des 29-Jährigen, der über seine Karriere einmal sagte, schon immer "verschlungene Wege" gegangen zu sein.

In Bretten im Kraichgau geboren, reifte er in der Jugend erst beim KSC unter Trainer Tim Walter (einst Hamburger SV, heute Hull City) und dann im Internat des VfB Stuttgart zum Profi heran. Doch während sein dicker Kumpel aus VfB-Tagen, Joshua Kimmich, eine Weltkarriere hinlegte, tauchte Förster erstmal ab. Waldhof Mannheim, Regionalliga.

In der Folge arbeitete sich "der Spätstarter" (Förster über Förster) über Nürnberg und Sandhausen zurück zum VfB, war bei den Stuttgartern zu Zweitligazeiten ein wichtiger Mann. Bloß nie in der Bundesliga. 91 Zweitligapartien stehen in seiner fußballerischen Vita, 83 in der ersten, die meisten als Einwechselspieler. Stammkraft war Förster im Fußball-Oberhaus selten, auch in Bochum nicht.

Parallelen zum einstigen Kohfeldt-Schützling Max Kruse

Beim SV Darmstadt ist das anders. Im ersten Spiel gegen Magdeburg wurde er noch eingewechselt, danach aber begann er zweimal – und zeigte zuletzt beim 5:1 gegen den 1. FC Köln seine Qualitäten. Nur die treffsicheren Stürmer Fraser Hornby und Isac Lidberg erhielten im Anschluss bessere Kritiken, der gar nicht mal so heimliche Drahtzieher des Erfolgs aber war Förster. Immer anspielbar, auch auf engstem Raum, fleißig in den Zweikämpfen, laufstark sowieso. Den vierten Darmstädter Treffer erzielte er selbst.

"Ich finde Spieler sehr gut, die andere Spieler um sich herum besser machen", fand Lilien-Trainer Florian Kohfeldt ein treffendes Lob: "Philipp kann so ein Spieler sein, sowohl mit als auch gegen den Ball." Ein bisschen erinnerte der großgewachsene Spielmacher - nicht optisch, aber fußballerisch - an diesem Freitagabend an einen Ex-Schützling seines Trainers: Max Kruse. Auch der durfte sich im Kohfeldt-System ziemlich frei bewegen, seiner Intuition folgen und damit kreative Momente entwickeln.

Rechts aufgeboten, in der Mitte zu finden

Na klar, Förster bringt nicht jene Klasse des streitbaren Ex-Nationalspielers mit, ähnliche fußballerische Attribute aber durchaus. In Darmstadt ist er nominell am rechten Flügel aufgeboten, es zieht ihn aber immer wieder ins Zentrum hinter die Spitzen. Auch der Weg in den Sechzehner ist für ihn kein unbekannter. "Er sucht immer den Mitspieler, sucht die Situation, den anderen zu bedienen", sagte Kohfeldt und gab dem Neuzugang gleich noch eine Aufgabe mit: "Ich würde mir wünschen, dass er noch ein bisschen eigennütziger wird."

Förster selbst, der einst Poster von Roy Makaay und Michael Ballack in seinem Kinderzimmer hingen hatte, hielt sich mit großartigen Kampfansagen nach dem Köln-Triumph zurück. Ein Schritt in die richtige Richtung sei es gewesen, mehr nicht. Es gelte, am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den SSV Ulm nachzulegen. Für Darmstadt 98 im Gesamten und ihn im Speziellen. Nicht immer ist Philipp Förster das in seiner Karriere gelungen.

Quelle: hessenschau.de