Darmstadts Phillip Tietz Der Gereifte
Phillip Tietz ist beim SV Darmstadt 98 zum Stürmer Nummer eins und Führungsspieler gereift. Durch harte Arbeit, Arschtritte seines Entdeckers – und weil er den Sinn des Lebens gefunden hat.
Es läuft für Phillip Tietz. Das Trainingslager der Lilien ist erst wenige Tage alt, da hat der Stürmer schon mehrere Titel auf dem Buckel. Sieger im Fußballgolf, Sieger im Fußballtennis, Sieger im Lattenschießen – an Tietz führt im spanischen El Saler kein Weg vorbei.
Das gilt nicht nur für die Spaßspiele mit den Kollegen am Rande der Trainingseinheiten, sondern auch für die knackigen Einheiten selbst. Tietz geht voran, ist oft als erstes auf dem Platz, treibt die Kollegen an, wirkt motiviert bis unter die Haarspitzen. "Wir haben alle eine positive Gier", grinst Tietz im Gespräch mit dem hr-Sport. "Die versuchen wir im Training und im Spiel umzusetzen."
"Wir als Mannschaft sind froh, dass wir so einen an der Seite haben"
Im Testspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden am Samstag klappte das noch nicht so gut, das dürfte vor allem aber auch am unterschiedlichen Trainingsstand der beiden Teams liegen, schließlich steht der SVWW schon kurz vorm Rückrundenstart. "Das ist anders als bei uns. Nichtsdestotrotz war ich sehr unzufrieden mit mir", so Tietz. "Ich weiß, dass ich es besser machen kann. Bälle in der Spitze festmachen, das Positionsspiel. Aber wir haben 1:1 gespielt, das zeugt auch von Stärke."
Der starke Mann im Lilien-Sturm ist Tietz ohnehin, ein wackeliges erstes Testspiel in der Vorbereitung kann daran nichts ändern. Das gilt vor allem auch, seit er wieder mit seinem Entdecker und Förderer Torsten Lieberknecht zusammenarbeitet. "Seit Torsten Lieberknecht hier ist, läuft es extrem gut. Das liegt auch daran, dass er weiß, wann er lockerer und wann er strenger sein muss. Wir als Mannschaft sind froh, dass wir so einen an der Seite haben", so Tietz über den Coach, der ihn bereits bei Eintracht Braunschweig trainierte.
"Ich habe mich immer gefragt, was der Sinn des Lebens ist"
"Er hat einen Riesenanteil an meiner Entwicklung. Er hat mir auch schon ein paarmal in den Arsch getreten. Aber das braucht man auch. Wenn das niemand macht, bleibst du auf dem Stand, auf dem du bist", so Tietz über den Coach, dessen Nachbar er als Kind sogar war. "Seitdem ich wieder mit Torsten Lieberknecht zusammenarbeite, habe ich wieder einen Sprung gemacht."
Wichtiger noch als der sportliche Sprung dürfte aber der menschliche sein, den Tietz im letzten Jahr gemacht hat. Seit 13 Monaten ist er Vater einer Tochter, ein Lebensereignis, das Tietz "definitiv verändert" hat. "Du wirst verantwortungsbewusster, denkst über Sachen nach, über die du noch nie nachgedacht hast. Dadurch reift man. Ich habe mich immer gefragt, was der Sinn des Lebens ist. Das ist jetzt meine kleine Tochter, die ich über alles liebe. Ich will jede freie Sekunde mit ihr verbringen."
Zum Stürmer Nummer eins gereift
Mit dem netten Nebeneffekt für alle, die es mit den Lilien halten, dass der junge Stürmer, der vor anderthalb Jahren aus der Dritten Liga kam, mittlerweile zum klaren Stürmer Nummer eins beim Bundesliga-Aufstiegsaspiranten Nummer eins gereift ist. Und wer weiß, vielleicht gibt es für Tietz im Sommer ja noch ein wenig mehr zu feiern als den Hattrick aus Fußballgolf, Fußballtennis und Lattenschießen.