Ärzte während Treffer auf dem Feld Schiedsrichter-Ärger in Darmstadt: "Wir hätten uns auch aufgeregt"

Weil Darmstadt 98 ein Tor schießt, während ein verletzter Braunschweiger Spieler mitten auf dem Feld behandelt wird, gerät der Schiedsrichter in den Fokus. Wirklich Verständnis für die Entscheidung des Unparteiischen zeigt nach dem 1:1 niemand.

Aleksandar Vukotic zeigt auf den verletzten Braunschweiger
Vorbildlich: Aleksandar Vukotic wollte dem verletzten Gegner helfen. Bild © Imago Images
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Aleksandar Vukotic verstand die Welt nicht mehr, er gestikulierte, schrie, schaute sich hilfesuchend um, blickte in Richtung Linienrichter, schrie wieder. Pfeift doch! Hier liegt einer auf dem Boden, um Luft ringend, sich an den Hals fassend, offensichtlich hart getroffen und keineswegs schauspielernd. Zwei Teamärzte liefen aufs Grün – endlich, Vukotic war erleichtert.

Bloß einen Pfiff gab es immer noch nicht. Zudem lag da keiner seiner Mitspieler, kein Profi des Zweitligisten SV Darmstadt 98, sondern einer des Gegners Eintracht Braunschweig. Sven Köhler war am Kehlkopf getroffen worden. Das Kuriose: Als mindestens das halbe Stadion besorgt auf den Verletzten blickte, jubelte die andere Hälfte über ein Tor. 60 Meter entfernt und viele Sekunden später schoss Sergio Lopez den Ball zum 1:0 für die Darmstädter ins Netz. Wobei, Jubel? Eher nicht.

25 Leute auf dem Spielfeld

Die Darmstädter Offensivspieler, in deren Rücken sich Köhler gekrümmt hatte, verhielten sich vorbildlich, als sie es mitbekamen. Auch Florian Kohfeldt, der neue Übungsleiter der Lilien, bedeutete, erstmal Ruhe zu bewahren. Gesundheit geht vor. Köhler erholte sich tatsächlich wieder, wenngleich er nach dem Abpfiff des Unentschiedens (1:1) noch sichtbar Schmerzen beim Trinken hatte.

Die Darmstädter Führung freilich zählte trotz der Vorgeschichte, was regeltechnisch in Ordnung ist, gefühlsmäßig aber ganz und gar nicht. Ein Treffer mit 25 Leuten auf dem Feld (22 Spieler, ein Schiedsrichter, zwei Teamärzte) – wann hat es das denn mal gegeben?

Keine Vorwürfe an Darmstädter Spieler

"Es sah gefährlich aus", sagte Lilien-Torwart Marcel Schuhen, der das Vorgehen der Ärzte, ohne Weisung der Schiedsrichter aufs Feld zu eilen, als "richtig" empfand. Seinen Mitspielern könne aber niemand einen Vorwurf machen, sie hätten die Aktion ja nicht sehen können. "Wir sind eine faire Mannschaft", so Schuhen. Den Frust der Gäste konnte Schuhen verstehen: "Wir hätten uns auch aufgeregt."

In der Tat kritisierten die Braunschweiger ausschließlich die Unparteiischen. Trainer Daniel Scherning, der wegen Betreten des Feldes zusätzlich die Rote Karte sah, geigte dem 25-jährigen Referee Felix Prigan (zweiter Zweitliga-Einsatz) nach dem Abpfiff im Kabinengang erneut die Meinung. Der Schiedsrichter seinerseits erklärte, dass er den laufenden Konterangriff nicht hätte abpfeifen können – eine zumindest eigenwillige Sicht. Darmstadt-Trainer Kohfeldt jedenfalls zeigte noch im Spielertunnel im Zwiegespräch mit seinem Gegenüber Scherning "1000 Prozent" Verständnis für dessen Aufregung.

Kohfeldt ärgert sich über aberkanntes Tor

Später im Spiel ärgerte sich Kohfeldt dagegen über einen Pfiff, der das 2:0 von Fraser Hornby verhinderte (64.). Dem vermeintlichen "Traumtor" (Kohfeldt) war ein nach Videoansicht geahndetes Foul im Mittelfeld vorausgegangen, dass der Lilien-Coach nicht wirklich als ahndungswürdig empfand.

Immerhin: Einig waren sich die beiden Trainer und der Schiedsrichter wenigstens bei einer entscheidenden Situation. Beim Braunschweiger Ausgleich (Levente Szabo, 86.) war der Ball wirklich haarscharf hinter der Linie. "Zum Glück ist auf die Technik Verlass", so Kohfeldt.

Quelle: hessenschau.de