Schnellhardt fehlt lange Dezimierte Lilien hinken ins Zweitliga-Topspiel
Jede Woche ein neuer Verletzter: Dem SV Darmstadt 98 gehen vor dem Kräftemessen mit dem Tabellen-Vierten Fortuna Düsseldorf allmählich die Spieler aus. Trainer Torsten Lieberknecht zeigt sich kritisch.
Wenn Darmstadt 98 am Samstag (13 Uhr) gegen Fortuna Düsseldorf zum Zweitliga-Topspiel antritt, werden auf der Haupttribüne im Stadion am Böllenfalltor erstmals seit Abriss und Neubau wieder Fans sitzen. Die 1.350 Tickets waren schnell vergriffen, die Stimmung könnte passend zum Duell des Tabellen-Zweiten mit dem Tabellen-Vierter noch einmal lauter werden. "Das wird eine geile Atmosphäre", freute sich Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht auf der Pressekonferenz am Donnerstag.
Da die Zuschauer und Zuschauerinnen nun noch näher dran sind am Spielfeld, erwartet Lieberknecht zudem nett gemeinte Hilfestellungen von den Fans in seinem Rücken. Spieler X einwechseln, Spieler Y für immer auswechseln. Man kennt das. "Ich werde sicher den einen oder anderen Tipp bekommen. Ob ich den umsetze, weiß ich aber noch nicht." Sollte jedoch ein sachdienlicher Hinweis dabei sein, wie die Lilien die zahlreichen Ausfälle auffangen können, wäre wohl jedem geholfen. Die Personallage ist zunehmend angespannt.
Das Lilien-Lazarett füllt sich
Nachdem sich in der Vorwoche bereits Abwehrchef Klaus Gjasula mit einem Muskelbündelriss abmeldete, den er sich bei der Nationalmannschaft zugezogen hatte, erwischte es vor dem Zweitliga-Gipfeltreffen mit Düsseldorf den nächsten Leistungsträger: Fabian Schnellhardt, der auf der Doppelsechs an der Seite von Tobias Kempe gesetzt ist, erlitt im Training einen Teilabriss des Außenbandes im Knie und droht bis zur Winterpause auszufallen.
Vier bis sechs Wochen, so die erste Diagnose, werde Schnellhardt definitiv fehlen. Da die Hinrunde dank der Winter-WM in Katar bereits Mitte November vorbei ist, werden die Lilien in den restlichen Spielen wohl ohne ihren Organisator auskommen müssen. "Er ist – wie wir auch – von dieser Nachricht komplett geschockt gewesen", so Lieberknecht. Dass zudem weiter auch Oscar Vilhelmsson (Aufbautraining) und Matthias Honsak (Rücken) nicht zur Verfügung stehen, verschärft die Sache zusätzlich. Die Lilien gehen am Stock.
Schnellhardt-Ersatz verzweifelt gesucht
Während sich die Dreierkette in Abwesenheit von Gjasula quasi von selbst aufstellt und Patric Pfeiffer trotz seines Totalausfalls in Paderborn auch gegen die Fortuna in der Startelf stehen wird, ist die Sache im Mittelfeld deutlich komplizierter. Der einzige verbliebene Sechser ist Yassin Ben Balla. Da der Ex-Ingolstädter bislang aber nur zu Kurzeinsätzen kam, ist ein fachfremder Ersatz wahrscheinlicher. Erste Option: Fabian Holland rückt nach innen, Emir Karic übernimmt den linken Flügel. Zweite Option: Der hochgelobte Youngster Clemens Riedel, eigentlich Innenverteidiger, macht’s. "Wir haben ein paar Überlegungen", so Lieberknecht.
Unabhängig vom Personal, auch das machte Lieberknecht ungewöhnlich deutlich klar, muss gegen die Fortuna eine deutliche Leistungssteigerung her. Die Lilien sind zwar seit neun Spielen ungeschlagen und stehen nach dem Sieg bei Tabellen-Nachbar Paderborn auf Rang zwei, der Auftritt in Ostwestfalen schmeckte dem Lilien-Coach aber gar nicht. "Damit war ich überhaupt nicht zufrieden." Vor allem die Anfangsphase, in der nur Torhüter Marcel Schuhen die Lilien mit einem gehaltenen Elfmeter im Spiel hielt, war vogelwild. "Wir haben zwar drei Punkte geholt, aber wir alle können uns massiv verbessern."
Jetzt sind die Reservisten gefragt
Sollte das gegen Düsseldorf gelingen, würden sich die Lilien endgültig in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga festbeißen und mit viel Rückenwind in die knackigen kommenden Wochen gehen. Am nächsten Spieltag geht es zum ungemütlichen Auswärtsspiel in den Karlsruher Wildpark, dann wartet das Highlight im DFB-Pokal gegen Gladbach. "Der Oktober hat es in sich. Wir haben ein paar Jungs, die jetzt für die Verletzten in die Bresche springen müssen", so Lieberknecht. Weitere Ausfälle sollten dann möglichst aber nicht mehr dazukommen.