Wichtiger Sieg gegen Schalke Lilien werfen das Notstromaggregat an

Der SV Darmstadt 98 hat auf Schalke den ersten Saisonsieg eingefahren. Vor allem die Umstände waren besonders: Nach 0:3-Rückstand und durch die Unterstützung des Notstroms fand der Abend für die Südhessen ein Happy End - und könnte Symbolcharakter bekommen.

SV Darmstadt 98 - Isac Lidberg bejubelt seinen Treffer.
Isac Lidberg beschert den Lilien mit einem Hattrick den Sieg - und nimmt den Bal als Andenken mit. Bild © Imago Images
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Highlights: Schalke – Darmstadt

Fotocollage: zwei Vereinslogos nebeneinander: links Schalke 04, rechts Darmstadt 1898. Im Hintergrund unscharf ein Symbolbild des Darmstädter Fußballstadions.
Bild © Wikimedia, imago-images, picture-alliance/dpa, Collage: hessenschau.de
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Die Szenen waren bezeichnend nach Schlusspfiff am Freitagabend: Während die Schalker-Spieler von ihren eigenen Fans wieder weggeschickt wurden, nachdem diese fast schon entschuldigend auf die Nordkurve zugegangen waren, sammelte auf der Gegenseite Lilien-Stürmer Isac Lidberg fleißig Autogramme von seinen Mitspielern auf dem Spielball, nachdem er das Leder vorher stolz einkassiert hatte.

Der Schwede hatte allen Grund zur Freude, denn sein Hattrick war maßgeblich für den 5:3-Sieg der Südhessen verantwortlich - und das nach einem 0:3-Rückstand. "Es war ein herausragender Abend von ihm wie von der gesamten Mannschaft", lobte Lilien-Trainer Florian Kohfeldt nach der Partie am ARD-Mikrofon.

Stromausfall im Stadion

Ein herausragender Abend durch die sehenswerte Aufhohljagd der Südhessen und ein kurioser Abend zugleich, denn während der Partie fiel gleich mehrmals der Strom in der Arena aus. Dadurch wurde zwischenzeitlich der Videowürfel schwarz, auch die TV-Übertragung war zeitweise stark gestört.

"Es ist total egal, wie wir das Spiel gewonnen haben - ob mit Notstromaggregat oder mit voller Beleuchtung. Aber zum Glück ist das Licht aus unserer Sicht an geblieben", sagte SVD-Keeper Marcel Schuhen nach der Partie. Die Doppeldeutigkeit in seiner Aussage war dabei gewollt. Denn nachdem er in der 34. Minute bereits zum dritten Mal den Ball aus dem eigenen Tor holen musste, sah es düster für die Lilien aus.

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Die Lilien-PK nach dem Sieg auf Schalke

Florian Kohfeldt
Bild © hessenschau.de
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Darmstadt mit wahnsinniger Moral zur Aufholjagd

Doch die Lilien gaben nicht auf und kamen kurz vor der Halbzeit durch einen verwandelten Handelfmeter von Fraser Hornby auf 1:3 heran. Rückblickend war für Trainer Kohfeldt entscheidend, was im Anschluss in der Pause geschah beziehungsweise nicht geschah: "In der Halbzeit hätte man auf den Gedanken kommen können, dass wir hier Schadensbegrenzung betreiben und hoffen, dass wir kein Tor mehr kriegen."

Aber Kohfeld und seine Assistenten entschieden nicht auf Schadensbegrenzung zu gehen: "Wir haben aber in der Halbzeit im Trainerteam diskutiert, mit der sportlichen Leitung gesprochen und haben gesagt: 'Nein, unabhängig vom Ergebnis - wir glauben an den Weg.' Die Frage war halt nur, wie lange es dauert."

Der SV Darmstadt 98 und Ex-Trainer Torsten Lieberknecht haben sich gemeinsam auf Vertragsende geeinigt. Wie die Südhessen am Samstag mitteilten, wird das Beschäftigungsverhältnis zum 30. Juni 2025 beendet. Bis dahin bekommt der 51-Jährige zwar noch Geld, aber weniger als zuvor. Darüber hinaus verständigten der Zweitligist und der Trainer sich darauf, dass das Arbeitsverhältnis schon vorher aufgelöst werden kann. Sprich: Sollte Lieberknecht einen neuen Verein finden, könnte der Vertrag vorher enden. Lieberknecht war Anfang September als Trainer bei den Lilien zurückgetreten.

Lidberg lässt Lilien jubeln

Die Antwort auf diese Frage lautete: Bis zur 87. Minute. Und wurde gegeben von Lidberg, der durch seinen Hattrick (56./75./87.) die Partie zugunsten der Südhessen entschied. Auch weil ihn sein Trainerteam offenbar richtig eingestellt hatte: "Wir haben ihm letzte Woche gesagt, dass es mehr im Zentrum bleiben soll, weil er einfach unglaublich abschlussstark ist und eine Wucht hat", so Kohfeldt und fügte mit einem Grinsen hinzu: "Das hat er solide umgesetzt."

Eine weitere Aussage des neuen Lilien-Trainers ließ tief in das Seelenleben der Südhessen blicken: "Meine größte Sorge nach dem 4:3 war, dass wir wieder passiv werden. Weil das war leider - nachdem ich übernommen habe - tief drin in der Mannschaft, dass sie dann zurückweichend wartend." Aus Sicht der Südhessen bewahrheitete sich die Sorge des Trainers aber zum Glück nicht. Im Gegenteil: Sergio Lopez markierte mit der letzten Aktion des Spiels den 5:3-Endstand (90. +7).

Schalke stellt Trainer und Sportdirektor frei

Völlig unsolide war dagegen, was die Schalker in Sachen Stromversorgung und dem Platz ablieferten. Das hatte wiederum personelle Konsequenzen, denn bereits am Samstagvormittag teilte die Klubführung des S04 mit, dass Trainer Karel Geraerts sowie Sportdirektor Marc Wilmots freigestellt wurden.

Ganz anders natürlich die Stimmung bei den Darmstädtern, die unter dem neuen Trainer jetzt den ersten Saisonsieg auf dem Konto haben. "Machen wir es rund: geiler Abend", so Kohfeldt sichtlich erleichtert. Diese erfolgreiche Aufholjagd unter Notstrom, sie könnte in Darmstadt Symbolcharakter bekommen.