Torsten Lieberknecht

Der SV Darmstadt 98 startet in die Vorbereitung auf die kommende Zweitligasaison. Die Fans sind gut gelaunt, der Trainer voller Energie. Fehlt nur noch die Rückkehr eines EM-Helden.

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Lieberknecht: "Das ist eine spannende Zeit gerade"

Trainer Torsten Lieberknecht mit nachdenklichem Blick..
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Wo auch immer Torsten Lieberknecht Urlaub gemacht hat, der Ort sei Erholungssuchenden wärmstens empfohlen. Gerade fünf Wochen ist es her, dass der SV Darmstadt 98 sang und klanglos aus der Bundesliga abstieg. In den letzten zwei Spielen setzte es 0:10 Tore, die Laune war am Tiefpunkt, auch bei Lieberknecht, dem man die Belastung deutlich ansah.

Zum Trainingsauftakt zur neuen Saison ist davon nichts mehr zu sehen. Lieberknecht sprüht vor Energie, jagt seine Spieler über den Rasen, schreibt Autogramme, einer Gruppe schottischer Fans, die sich ins Stadion am Böllenfalltor verirrt haben, ruft er gut gelaunt zu: No Scotland, no Party. "Der Akku ist aufgeladen, voll vorwärts gerichtet. Es ist eine spannende Zeit", sagt Lieberknecht. "Der Kader, die Spieler, die dazugekommen sind, die Struktur, die ums Team geschaffen wurde - das ist alles spannend und mit Sinn und Verstand."

Paul Fernie: "Es gibt eine Energie"

Spannend, aber auch eine große Herausforderung. 16 Abgänge verzeichneten die Hessen nach dem Abstieg, sieben Neue sind bislang dazugekommen. Ein ordentlicher Umbruch, allen voran für den neuen Sportdirektor Paul Fernie. "Es geht jetzt um die Integration und um das Kennenlernen. Es gibt eine Energie momentan, die wollen wir auf jeden Fall weiter aufbauen", sagt Fernie.

Ein paar Hundert, vielleicht 1000 Fans sind am Samstag ins Stadio am Böllenfalltor gekommen, um den Trainingsauftakt live zu verfolgen. Die Stimmung hat etwas Versöhnliches, an den Abstieg scheint hier niemand mehr groß Gedanken zu verschwenden.

Applaus für Fabian Holland

Die Spieler werden mit einem warmen Applaus empfangen, als ein paar Minuten später der am Kreuzband verletzte Kapitän Fabian Holland an der Ersatzbank auftaucht, wird es richtig laut. Hier und da ertönt mal ein Fangesang, am Kiosk gibt es Bratwurst und Bier, die Athmosphäre hat etwas von Sonntagsausflug.

Und auf dem Platz? Erst ein paar Läufe, dann Passformen, schließlich ein Spiel auf verkürztes Feld und Flanken- und Torschusstraining. Mittendrin die Neuzugänge, Paul Will und Kai Klefisch, beide offensichtlich mit solider Zweikampfführung gesegnet. Vorne Fynn Lakenmacher, der das erste Tor des Tages schießt und später eine Flanke nach der nächsten verwertet.

Torsten Lieberknecht: "Die haben alle gebrannt"

Lieberknecht freut sich auf die Neuen, "die haben alle gebrannt. Die haben Hunger und sind schon in den ersten Gesprächen Feuer und Flamme gewesen." Klar erkennbar als Integrationsfigur: Tobias Kempe, der oft bei den Neuen steht und mit ihnen spricht. "Das war ein gutes erstes Training. Die Jungs machen einen guten Eindruck und freuen sich", sagt Lieberknecht.

Zwei, vielleicht drei Neuzugänge fehlen indes noch. Der vom SV Wehen Wiesbaden abgeworbene Innenverteidiger Aleksandar Vukotic, der zwar fit ist, aber noch Behördliches zu erledigen hat, kann noch nicht mittrainieren. Zudem soll noch ein Spieler für die linke Seite kommen.

"Wir sind in Gesprächen über eine Verlängerung"

Wünschen würden sich die Verantwortlichen auch eine Einigung mit Klaus Gjasula, der bei der EM weilt und keinen Vertrag mehr bei den Lilien besitzt, mit dem Fernie aber aktuell über eine Weiterbeschäftigung verhandelt. "Wir sind in Gesprächen über eine Verlängerung. Es ist positiv. Er ist ein Mensch, der nie aufgibt. Ein Mentalitätsmonster. Ein sehr erfahrener Spieler", sagt Fernie.

Und so einen kann man in einer starken zweiten Liga gut gebrauchen, zumal wenn man oben mitspielen möchte. "Ich bin Realist und weiß, welche Aufgaben uns bevorstehen. Ich weiß, wie die zweite Liga aussieht. Es ist eine geile Liga voll mit Traditionsvereinen", sagt Fernie. "Die Liga ist eine Herausforderung, aber die nehmen wir gerne an. Ich bin optimistisch."

Trainingslager ab Montag

Und warum auch nicht? Nach einem kleinen Regenschauer kommt die Sonne wieder raus, der lockere Aufgalopp endet mit einer Ansprache von Lieberknecht und Applaus von den Rängen. Ernst wird es dann erstmals am Montag, wenn die Lilien ins erste Trainingslager starten. "Wir werden im athletischen Bereich arbeiten. Und es ist eine Kennenlernphase, wir wollen schnell zusammenkommen als Mannschaft", sagt Lieberknecht. An seiner Laune wird es schonmal nicht scheitern.