Gjasula-Verbleib naht, bei Mehlem weiter alles offen Darmstadt 98 verändert Spielstil: Weniger Zögern, mehr Attacke

Zweitligist Darmstadt 98 steckt in einer fußballerischen Transformation. Trainer Lieberknecht möchte mit Änderungen am System und Spielstil die vergangene Abstiegssaison schnell vergessen lassen.

Darmstadts Kapitän Marvin Mehlem beim Testspiel in Hainstadt.
Darmstadts Kapitän Marvin Mehlem beim Testspiel in Hainstadt. Bild © Imago Images
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Die Freizeitkicker der Sportvereinigung Hainstadt, neunte Liga, konnten einem irgendwann leidtun. Klar, ein Highlight ist ja schon, sich mit professionellen Fußballern zu messen, mit welchen, die es teils in ihren Karrieren gegen Weltstars vom FC Bayern zu tun bekamen, oder sogar mit ihnen in einer Mannschaft zockten. Doch irgendwann am Samstag kam bei den Beobachtern durchaus Mitgefühl auf. Ball nach Ball zappelte im Netz des Offenbacher A-Ligisten, und von oben drückte die Sonne mit voller Wucht zusätzlich aufs Gemüt. War sehr anstrengend, keine Frage.

Zumal Hainstadts Gegner, der Zweitligist SV Darmstadt 98, nie nachließ - und immer wieder vorne draufging. Das ist einerseits zwar nicht überraschend beim Blick auf die weit auseinanderklaffenden Leistungsniveaus der Teams, ein 16:0 sowieso nicht, andererseits ist exakt dies der Wunsch von Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht auch für die Zukunft in Liga zwei: frühes Pressing, hohes Anlaufen des Gegners, mehr Power nach vorne.

Es soll sich was drehen

In der Bundesliga pflegten die Darmstädter ob ihrer Außenseiter-Rolle einen anderen Stil. Sie reagierten statt zu agieren, wollten selten den Ball haben. Heraus kam dabei nicht nur der Abstieg, sondern auch andere desolate Statistiken: die wenigsten gewonnenen Zweikämpfe, die wenigsten Sprints, die wenigsten intensive Läufe, die wenigsten Lauf-Kilometer. Das alles ist keine neue Erkenntnis, aber doch eine, mit der sich arbeiten lässt. Es soll sich was drehen.  

Neben dem Fitness-Aufbau nutzten Lieberknecht und seine Hilfstrainer das am vergangenen Freitag beendete Trainingslager im Schwarzwald dazu, ihrer Mannschaft den angedachten Spielstil näherzubringen. Es habe speziell "das Verhalten beim Gegenpressing" im Fokus gestanden, so der Trainer in einem vereinseigenen Interview. Heißt: Immer wieder vorne drauf gehen, mit Sinn und Verstand zwar, mit klugen Laufwegen. Doch lieber einmal zu viel attackieren, als einmal zu wenig.

Anderes System soll mehr Aktivität bringen

Auch die nächsten Testspielgegner, allesamt Amateure, seien danach ausgesucht worden. "Sie lassen die Schwerpunkte des hohen Anlaufens zu", erklärt Lieberknecht, der mit einer System-Anpassung weitere Reize hin zu mehr Aktivität im eigenen Auftreten setzen will. Statt mit einer Viererabwehrreihe soll künftig vermehrt mit drei Leuten in letzter Instanz verteidigt werden.

Ebenfalls ist eine Doppelspitze die Idee, die in einer variablen 3-5-2-Aufreihung unterstützt werden soll von zwei, drei weiteren offensiv-denkenden Mittelfeldleuten. Im zweiten Teil der Vorbereitung, in der ein weiteres Trainingslager angesetzt ist, wird es deshalb vermehrt ums Verhalten im eigenen Ballbesitz gehen.

Marvin Mehlem und die Sache mit der zweiten Klausel

Offensichtlich ist aber auch, dass jede Idee mit dem kickenden Personal steht und fällt. Hat es genügend Qualität oder eben nicht? Ein Schlüsselspieler soll dabei Marvin Mehlem werden, der wie zuletzt am Saisonende auch in Hainstadt die Kapitänsbinde der Lilien trug. Lieberknecht will den Kreativkopf mit mehr Verantwortung stärken – und ihn bestenfalls zum Bleiben animieren.

Eine Ausstiegsklausel im Vertrag des 26-Jährigen ist Mitte Juni zwar ausgelaufen, daran schließt sich aber eine zweite, wohl etwas höhere, an. Noch haben die Lilien nach hr-sport-Informationen nichts Konkretes in der Causa Mehlem auf dem Tisch, was aber nichts heißen muss. Geduld ist gefragt.

Gjasula-Verbleib immer wahrscheinlicher

Ein Verbleib von Klaus Gjasula ist dagegen in den vergangenen Tagen wahrscheinlicher geworden. Der Vertrag des Mittelfeldspielers läuft zwar just am Montag aus, doch "wir sind uns einige, dass wir es gerne machen würden", so Lieberknecht am Rande des Hainstadt-Tests gegenüber dem Darmstädter Echo.

Demnach solle der EM-Fahrer Albaniens zwar erstmal seinen verdienten Urlaub genießen, ehe eine endgültige Entscheidung getroffen werde, aber "zuversichtlich darf man trotzdem sein".

Quelle: hessenschau.de