Darmstadt 98 steckt im Tabellenmittelfeld fest Lilien in der Winterstarre

Der SV Darmstadt 98 kommt einfach nicht in Schwung und entwickelt sich so langsam zur grauen Maus der Liga. Beunruhigend ist das für die Verantwortlichen nicht, ärgerlich aber sehr wohl.

Lilien am Boden: Aleksandar Vukotic und Kai Klefisch (rechts).
Lilien am Boden: Aleksandar Vukotic und Kai Klefisch (rechts). Bild © Imago Images
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Lilien-Trainer Florian Kohfeldt
Lilien-Trainer Florian Kohfeldt Bild © hessenschau.de
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Wie gut, dass sie beim SV Darmstadt 98 auf forsche Vorträge verzichtet hatten, dass sie, ob nun Trainer Florian Kohfeldt, Sportchef Paul Fernie oder Präsident Rüdiger Fritsch, inmitten des Erfolgs zum Ende des vergangenen Jahres die Dinge wohltemperiert einordneten und stets auf eines beharrten: Es ist weiterhin nur eine Saison des Übergangs, bestenfalls eine der positiven Entwicklung, aber eben keine, in der es am Ende um so etwas wie den Aufstieg gehen würde.

Dabei hätten sie ja damals allen Anlass dazu gehabt in Darmstadt, etwas größer zu träumen. Es lief und lief und lief und die Ballermänner der Liga schossen Dreier nach Dreier aufs Punktekonto. Der Anschluss nach ganz vorne war hergestellt, der Aufstieg in diversen Medien durchaus ein Thema, bei manchem Fan ebenso.

Graue Maus der Liga - zumindest tabellarisch

Heute, da die Südhessen jahresübergreifend vier Spiele sieglos sind, sie zuletzt gegen Paderborn und am Freitag in Nürnberg jeweils mit 0:1 verloren haben, sind etwaige Aufstiegsträume vorerst obsolet, liegen die Lilien mehr denn je zwischen den Welten. Acht Punkte hinter dem Dritten aus Düsseldorf, wobei es am Sonntag noch zehn Zähler Rückstand auf einen anderen Konkurrenten werden könnten, sowie ebenso acht Punkte vor dem Sechzehnten aus Ulm. Die blau-weißen Lilien als graue Maus der Liga, zumindest tabellarisch. Als hätten Kohfeldt, Fernie und Co. es geahnt.

"Es tut weh", ärgerte sich Mittelfeldstratege Philipp Förster über den späten Nackenschlag in Nürnberg, als der Club fünf Minuten vor Ultimo zuschlug und sich dabei eine gewisse Sorglosigkeit der Gäste zu nutze machte. Erst die Flanke nicht verhindert, dann am kurzen Pfosten nicht mit eingelaufen sowie am langen zu weit weg vom Torschützen Tim Drexler gewesen. "Am Ende hat sich der Club den Sieg verdient, weil er in einer Situation deutlich wacher war", resümierte Darmstadts Trainer Kohfeldt.

Offensiv läuft ohne Lidberg wenig zusammen

Während die Südhessen defensiv ansonsten weitestgehend solide standen, entwickelten sie vorne zu wenig Brauchbares. "Uns fehlt im letzten Drittel die Ruhe, so dass wir falsche Entscheidungen treffen", sagte Förster. Auch das Fehlen von Torjäger Isac Lidberg dürfte ein wesentlicher Grund sein für die Tore-Armut seit dem Jahreswechsel, die Ersatzleute Oscar Vilhelmsson oder Fynn Lakenmacher können ihn nicht im Ansatz gleichwertig ersetzen.

Der kürzlich verpflichtetet Kreativkopf Jean-Paul Boetius, körperlich noch zurück hinter den Kollegen, kam diesmal nicht zum Einsatz, auch weil für Kohfeldt die Wechseloptionen in der zweiten Hälfte begrenzt waren. Er hatte nur noch einen Slot übrig, nachdem bereits im ersten Abschnitt Kai Klefisch und Fabian Nürnberger nacheinander verletzt ausgetauscht werden mussten.

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Kohfeldt fehlt letzte "Emotionalität und Gier"

Taktisch und technisch wollte der Coach seiner Mannschaft nach der erneuten Niederlage keine allzu großen Vorwürfe machen, ordnete die aktuelle Lage aber doch angemessen kritisch ein: "Bei aller Ruhe, die wir haben. Bei aller Entwicklung, die wir gehen wollen, müssen wir trotzdem die Emotionalität und Gier behalten, in jedem kleinen Moment ein Spiel gewinnen zu wollen. Das gehört zu einer Entwicklung dazu, auch für junge Spieler. Und daran fehlt es uns die vergangenen Wochen."