Kein Abstieg, regionale Duelle DFB-Nachwuchsligen starten: Was auf die hessischen Clubs zukommt

Am Wochenende beginnt die Saison in den DFB-Nachwuchsligen mit veränderten Strukturen. Größter Kritikpunkt: Es gibt keinen Abstieg mehr, der Leistungsdruck werde geringer. Dem widersprechen Clubs wie Eintracht Frankfurt oder Darmstadt 98 deutlich.

Ein Leverkusen-Spieler blockt den Schuss eines Eintracht-Spielers im Strafraum.
Die U17 der Eintracht lieferte im Halbfinale gegen Leverkusen einen großen Kampf. Bild © Eintracht Frankfurt
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Halbfinale der U17-Meisterschaft, Rückspiel, Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen, mehr als 2.000 Fans, laute Gesänge, Gepöbel, einiges unter der Gürtellinie, Dramatik, Elfmeterschießen, jubelnde Gäste, in sich zusammensackende Hessen. Anfang Mai erlebten die Jugendlichen der Frankfurter Eintracht den gleichzeitig schönsten und traurigsten Tag ihrer jungen Fußballerlaufbahn. Es reichte nicht für den Einzug ins Endspiel, grämen wollte sich darob aber niemand.

"Wir wollen unbedingt in den nächsten ein, zwei, drei Jahren wieder Stammspieler bei uns im großen Stadion haben. Deshalb sind solche Spiele unfassbar wichtig, damit die Jungs diese Drucksituationen kennenlernen", sagte Eintracht-Coach Sebastian Haag unmittelbar nach dem Abpfiff.

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Druck, Druck, Druck - das beherrschende Thema

Druck! Ein Thema, um das es im ambitionierten Jugendfußball ständig geht. Die Frage: Ist er hilfreich oder nicht für die Entwicklung von Talenten? Der DFB ist in den vergangenen Jahren vermehrt dabei, die Ausbildung im Jugendfußball zu verändern. Hannes Wolf, DFB-Direktor Nachwuchs, will im besten Fall "den ganzen Lebensweg" eines Talents begleiten, wie er im hr-heimspiel! sagte, um auf die fußballerische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen einwirken zu können. "Freude, Intensität, Wiederholung" nennt er als übergeordnete Schlagworte.

In den ältesten Junioren-Jahrgängen U17 und U19 stellt der Verband nun sein Spielsystem um. An diesem Wochenende starten bundesweit die DFB-Nachwuchsligen, sie lösen die A- und B-Junioren-Bundesligen ab. Alle Nachwuchsleistungszentren (NLZ) nehmen teil. Es gibt künftig zuerst eine regionale Vorrunde, in der sich für die Hauptrunde qualifiziert wird, die wiederum in Liga A und B aufgeteilt ist.

Unter den für Liga A qualifizierten Teams wird der Deutsche Meister ermittelt. Sieben Auswechslungen sind pro Partie erlaubt, um möglichst vielen Kickern zu Spielzeit zu verhelfen. So weit, so gut. Doch der Hauptkritikpunkt bleibt: Der DFB schafft den Abstieg ab.

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Frankfurt international! Euro-Quali und Euro-Sommer

Links Spieler Koch, rechts Spieler Wolf, mittig der EM-Pokal.
Bild © Imago Images/hr
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An der Schwelle zum Profifußball

Was nach einer Verringerung des Drucks anmutet, fühlt sich für Björn Müller, den Sportlichen Leiter im NLZ bei Darmstadt 98, ganz anders an. Ob nun Abstieg oder nicht, sagte er im Gespräch mit dem hr-sport, "der Druck ist in diesem Bereich immer da. Das sind Jungs an der Schwelle zum Profifußball, da geht es in jedem Training zur Sache, da kommt der Druck von selbst."

Ähnlich argumentiert Eintracht-Nachwuchsboss Alexander Richter, er sieht zudem den Vorteil, "dass die Teams nicht mehr so sehr über das mögliche Verlieren nachdenken und sich dadurch ihre Angriffslust erhöht". Verknappt formuliert: weniger leistungshemmende Furcht, mehr förderliches Risiko.

Fünf Nachwuchsleistungszentren aus Hessen

Der DFB sieht das ähnlich: "Das neue Modell betont das natürliche Streben nach Erfolg und Siegen. Die reine Misserfolgsvermeidung, die in der Vergangenheit im Spitzennachwuchsbereich oft dominierte, soll dagegen in den Hintergrund rücken, da diese die Entwicklung von Spielern bremst statt fördert."

In Hessen gibt es fünf Nachwuchsleistungszentren, die bei U17 und U19 in den Vorrunden vermehrt aufeinandertreffen. Bei der U19 sind etwa die Eintracht und Darmstadt in eine Gruppe gerutscht mit Kickers Offenbach, dem FSV Frankfurt, Mainz 05, Schott Mainz, dem Karlsruher SC und dem 1. FC Nürnberg. Fahrtwege werden reduziert, dadurch auch die Kosten. Nicht für jede Auswärtspartie ist eine Übernachtung nötig.

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Ligeneinteilung der regionalen Vorrunde

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SV Wehen Wiesbaden muss in den Westen reisen

Ungünstiger erwischte es den SV Wehen Wiesbaden, der bei der U19 – warum auch immer – in die West-Gruppe eingeteilt wurde und es mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem 1. FC Köln, Alemannia Aachen, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, dem FC Hennef sowie Viktoria Köln zu tun bekommt. Bei der U17 immerhin tritt der SVWW unter anderem gegen den FSV Frankfurt und Mainz 05 an. Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98 und Kickers Offenbach sind gegen Erfurt und Jena gefordert.

Und wie ist das denn nun mit dem Druck? Der ist zwar bezüglich eines Abstiegs komplett raus, die Deutsche Meisterschaft aber wird bei U17 und U19 trotzdem vergeben. An die Hauptrunde schließt sich ein K.o.-System an. "Es braucht also weiterhin viele Siege“, so Eintracht-Chef Richter. Eventuell sogar ganz dramatische im Elfmeterschießen.

Quelle: hessenschau.de