Viele Gründe für Bundesliga-Tabellenführung Eintracht Frankfurt darf nach Herbstmeisterschaft vom Titel träumen
Pünktlich zum Ende der Hinrunde klettern die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt in der Bundesliga auf den ersten Tabellenplatz. Erstmals Herbstmeister. Und die Chancen, dass die Eintracht sogar ein Wort um den echten Meister-Titel mitreden kann, stehen gar nicht schlecht.
Irgendwie passte alles zusammen an diesem kalten Montagabend. Eintracht Frankfurt besiegte Leipzig mit 3:0 und sprang im letzten Hinrunden-Spiel der Frauen-Bundesliga auf den ersten Tabellenplatz. Herbstmeister, erstmal in der Eintracht-Geschichte! In der Tabelle steht die Eintracht nun vor Meister Bayern München und Pokalsieger VfL Wolfsburg. Den Abend perfekt machte das Tor von Tanja Pawollek zum 2:0 gegen Leipzig.
Pawollek, die zuletzt für ihren Fußball, für ihre Eintracht stark leiden musste: im Mai 2021 ihr Kreuzbandriss im DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg. Im Januar 2024 abermals Kreuzbandriss in der Champions-League in Barcelona. Und jetzt dieser Jubel nach ihrem ersten Bundesliga-Tor nach langer Leidenszeit. Zudem die Herbstmeisterschaft. Man habe dauernd auf den ersten Platz geschielt, aber "dass wir jetzt wirklich zum Ende der Hinrunde dort oben stehen, ist der Wahnsinn", freute sich Pawollek.
Und in der Stunde der Freude waren Pawollek und Co. auch in Gedanken bei einer Mitspielerin, der es im Moment gar nicht gut geht. Die Herbstmeisterinnen sendeten Genesungs-Grüße an ihre Trikotnummer 28, Barbara Dunst, die sich in der vergangenen Woche bei der österreichischen Nationalelf ebenfalls das Kreuzband gerissen hatte und viele Monate ausfällt.
Die Eintracht steht aus guten Gründen vor Bayern und Wolfsburg
In den vergangenen zwölf Jahren wechselten sich Bayern München und der VfL Wolfsburg bei der Meisterschaft regelmäßig ab, keine andere Mannschaft hatte eine Chance. Doch schon vor dieser Spielzeit blies die Eintracht zum Angriff. Durch einen personellen Umbruch beim Konkurrenten Wolfsburg rechneten sich die Frankfurter Verantwortlichen aus, sich in dieser Saison zumindest die Niedersachsen in der Tabelle schnappen zu können.
Doch es kam noch besser, denn das scheinbar unerreichbare Frauenteam von Bayern München zeigte in der gerade beendeten Bundesliga-Hinserie unerwartete Ausrutscher. Wie bei der Niederlage gegen Wolfsburg und dem Remis gegen Freiburg. Und so ist die Eintracht - punktgleich mit den Bayern und Bayer Leverkusen - nun halt ziemlich unerwartet Tabellenführer. Doch das hat nicht nur mit der Schwäche der Konkurrenz zu tun, sondern auch mit der eigenen Stärke.
Eintracht in dieser Saison stark verbessert
Verglichen mit der vergangenen Spielzeit zeigt die Eintracht in der Bundesliga bessere Leitungen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen die Transferpolitik. Die Eintracht verstärkte sich im Sommer mit Topspielerin Elisa Senß von Bayer Leverkusen und Nina Lührßen von Werder Bremen. Beide wurde zu Stammspielerinnen und machten die Eintracht besser. Senß im Mittelfeld vor allem durch eine Zweikampfstärke, Lührßen als Linksverteidigerin durch ihren Drive und ihre Flanken.
Zudem sind die Offensiv-Spielerinnen noch stärker und effizienter geworden. Laura Freigang produziert - anders als in der vorherigen Spielzeit - Tore am Fließband. Mit 10 Saison-Treffern führt sie die Torjägerinnen-Liste an, mit einem Tor mehr als sie in der ganzen vergangenen Spielzeit schaffte. Auch Stürmerin Nicole Anyomi hat nochmal einen Sprung gemacht: Mit sechs Toren und sieben (!) Torvorlagen führt auch sie in der Bundesliga, und zwar in der Scorer-Wertung.
Riesen-Vorteil: Die Eintracht ohne Dreifach-Belastung
Bleibt die Tatsache, die zum Anfang der Saison für viel Frust sorgte, jetzt aber für die Eintracht zum Vorteil wird: Die Frankfurterinnen scheiterten Anfang September in der Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase. Während die Bundesliga-Meisterschafts-Konkurrenten Bayern und Wolfsburg regelmäßig in der Königsklasse ranmüssen (Dreifachbelastung mit Liga und Pokal), spart die Eintracht hier Kraft.
Ein Vorteil. Bei der Eintracht ist allen klar: Hätte man den Sprung in die CL-Gruppenphase geschafft, stünde man jetzt nicht als Herbstmeister da. Und wer Herbstmeister wird, will auch Meister werden. Die Chance, dass das klappen kann, ist da, auch wenn die Bayern weiterhin die Favoritinnen sind.
Tabellenerster bis Februar?
Erstmal soll aus der Herbst-Meisterschaft am Freitag eine Weihnachts-Meisterschaft werden. Ein Sieg beim Tabellen-Vorletzten Jena am Freitag (18.30 Uhr) und auch das wäre geschafft. Danach ist Winterpause bis zum Februar.