Eintracht-Frauen ziehen aus Barcelona-Spiel viel Selbstvertrauen Ein kurzer Moment der Magie
Die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt verlieren in der Champions League zwar gegen den übergroßen FC Barcelona – ein besonderer Moment wird ihnen aber bleiben.
Plötzlich war er da, dieser magische Moment, auf den sie so sehr gehofft hatten. Flanke Verena Hanshaw, Kopfball Laura Freigang: Ekstase pur. Das Stadion im Stadtwald erlebte trotz eisiger Temperaturen eine ruckartige Hitzewallung. Es knisterte und brodelte. 1:0 gegen den übergroßen FC Barcelona. Geht das schon wieder los mit der Eintracht und Europa?
Freigang jedenfalls, die Torschützin, riss den Mund weit auf und spurtete in Richtung Eckfahne. Die gesamte Mannschaft versammelte sich um sie. Es war ein entfesselter Jubel. Da entlud sich was. "So ein Moment geht durch den ganzen Körper. Das läuft ab wie in Zeitlupe", erklärte Freigang hinterher. "Gegen Barcelona in Führung zu gehen – das ist zu schön, um wahr zu sein." Die 16.100 Zuschauer machten in diesem besonderen Moment einen Lärm als sei das Stadion im Stadtwald bis auf den letzten Platz gefüllt. Und als eigentlich alles schon vorbei war, der große Jubel abgeschlossen, da drehte sich ausgerechnet die nicht als Lautsprecherin bekannte Lara Prasnikar nochmal um, ballte die Fäuste und schrie ihre Freude in Richtung Publikum. "Wir hatten da alle einen emotionalen Ausbruch", fand Sophia Kleinherne.
Erinnerungen an die Männer
Ein bisschen hatte man zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass sich Geschichte eben doch wiederholt. Vor gut zwei Jahren hatten die Männer der Eintracht den ruhmreichen FC Barcelona schon einmal in Europa gestürzt. Der Auftakt von etwas ganz Großem, man erinnert sich. Damals waren sie fast alle dabei gewesen, Freigang, Kleinherne, Hanshaw, saßen in Schal und Fischerhut im Camp Nou in Barcelona und erlebten die Sensation. Dass es diesmal fürs Erste nicht reichte und die Partie dann doch mit 1:3 verloren ging, liegt ganz einfach daran, dass die Barcelona-Frauen eben nicht die Barcelona-Männer sind. Im Verhältnis gesehen sind sie viel besser.
Da kickte gestern eine Weltauswahl auf Frankfurter Rasen, gespickt mit spanischen Weltmeisterinnen und Stars aus anderen Ländern, deren Kaderqualität fast schon absurde Höhen erreicht. Dass die Eintracht dennoch in Führung ging, dass sie zur Halbzeit nach ausgezeichneter Leistung 1:0 vorne lag, ist daher nicht hoch genug anzurechnen.
Defensive Meisterleistung
Trainer Niko Arnautis ahnte schon nach dem Spiel, dass dieser Moment vielleicht sogar wichtiger war als drei Punkte, für die sich nach Abschluss der Gruppenphase irgendwann keiner mehr interessiert. Aber dieser Moment der Ekstase, zu sehen, welche Wucht auch die Frauen in der großen Arena entfalten können, der wird bleiben. "Das war für uns international der nächste Schritt", sagte Arnautis stolz und Kleinherne fügte an: "Wir haben Widerstände gebrochen."
In der Tat war die erste Halbzeit vor allem defensiv eine Meisterleistung. Arnautis hatte sein Team perfekt eingestellt, die Eintracht nervte Barcelona, giftig in den Zweikämpfen, mit Auge beim Verschieben der Ketten. Vor allem Kleinherne ragte aus der starken Verteidigung noch einmal raus, kochte die Stars der Szene wie Graham Hansen oder Salma reihenweise ab und man fragte sich, warum sie nicht auch längst im schwächelnden deutschen Nationalteam eine Führungsrolle einnimmt. "Keine Frage. Das war Werbung in eigener Sache", so Arnautis.
"Der Fight geht weiter"
Und die kann nun weitergehen. Es wird in der Champions-League-Gruppenphase wie erwartet ein Kampf um Platz zwei zwischen der Eintracht und Benfica Lissabon. Demnächst stehen die beiden direkten Duelle an. "Der Fight geht weiter. Wir hören nicht auf", sagt Freigang. Was alles möglich ist, haben sie gegen Barcelona schließlich schon einmal kurz gespürt.