Eintracht-Stürmerin Lara Prašnikar im Interview "Es hat sich angefühlt, als ob sie von einem anderen Planeten sind"

Eintracht Frankfurts Frauenmannschaft spielt diese Saison zum ersten Mal in der Champions League. Stürmerin Lara Prašnikar spricht im Interview über den harten Weg dorthin und das emotionale Duell gegen den FC Barcelona. Und verrät, neben welcher Mitspielerin man bei Siegesfeiern lieber nicht stehen sollte.

Eintracht-Frankfurts Stürmerin Lara Prasnika bejubelt das Tor gegen den FC Barcelona.
Stürmerin Lara Prašnikar und ihre Mannschaft hatten dieses Jahr viel zu jubeln. Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt: Der Europapokal-Club

Im Hintergrund das Frankfurter Stadion, vorne Sebastian Rode mit EL-Pokal und Lara Prasnikar (Collage).
Bild © hr/Imago Images
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Lara Prašnikar spielt ihre mittlerweile vierte Saison in Frankfurt. Seit jeher lautete das große Ziel: Champions League mit der Eintracht. Dieses Jahr wurde das endlich Realität, auch weil die Stürmerin in jedem einzelnen Spiel der Qualifikationsrunde getroffen hat.

hessenschau.de: Lara Prašnikar, Ihr Jahr 2023 hat historisch begonnen: Sie wurden zur ersten slowenischen Fußballspielerin des Jahres gekürt. Was bedeutet Ihnen diese persönliche Auszeichnung?

Lara Prašnikar: Die erste Frau zu sein, die als beste Spielerin Sloweniens ausgezeichnet wird, gibt mir schon viel. Es zeigt, dass mein Land sieht, wie viel ich investiere. Ich habe die Auszeichnung als Anlass genutzt, um für die Rechte meiner Nationalmannschaftskolleginnen zu kämpfen. Und ich bin unglaublich stolz, dass wir es geschafft haben, Equal Pay einzuführen. Aber wir wollen jetzt nicht stehen bleiben, wollen noch weitere Schritte machen. Wir wollen mehr Aufmerksamkeit, eine höhere Professionalität. Ich weiß, dass das ein langer Weg ist. Aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen.

hessenschau.de: Auch mit der Eintracht haben Sie ein sehr erfolgreiches Jahr gespielt. Was war Ihr persönliches Highlight?

Prašnikar: Ganz klar die Champions League. Dafür trainieren wir als Mannschaft so hart. Dafür leben wir einfach. Auch ich persönlich: Ich spiele schon so lange Fußball, habe gekämpft und gearbeitet, genau dafür. Dann geht man die Treppe im Spielertunnel hoch und sieht all die Fans, die einen supporten. Die Champions-League-Hymne läuft, man genießt einfach, wird ein bisschen emotional. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich habe in diesem Moment realisiert, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat. Und jetzt genießen wir es als Mannschaft einfach.

hessenschau.de: Um die Champions League genießen zu können, mussten Sie aber erstmal die beiden Runden bis zur Gruppenphase überstehen. Und auch die war harte Arbeit. Erinnern Sie sich noch an das Spiel gegen Juventus Turin?

Prašnikar: Ja, wir haben samstagmittags gespielt, es war richtig heiß. Und sehr hart. Wir lagen lange 0:1 hinten.

hessenschau.de: Und dann haben Sie den Ausgleich gemacht – 1:1.

Prašnikar: Das war ein krasser Moment. Und auch ein guter Zeitpunkt, weil wir so wieder ins Spiel gekommen sind.

hessenschau.de: Am Ende hat Ihre Mannschaft im Elfmeterschießen gewonnen. Sie wurden aber schon davor ausgewechselt. Wie war es, zuschauen zu müssen?

Prašnikar: Es ist nicht einfach, wenn du nicht mehr beeinflussen kannst, was auf dem Platz passiert. Wir haben die Mädels einfach supportet und geschrien wie noch nie. Am Ende ist es super ausgegangen, Stina (Johannes, Torhüterin. Hielt zwei Elfmeter, Anm. d. Red.) hat uns gerettet, Hut ab! Aber es war sehr spannend. Wir waren sehr nervös am Spielfeldrand – umso schöner und emotionaler, am Ende gemeinsam gefeiert haben zu können.

hessenschau.de: Bis zum nächsten Spiel waren Sie die einzige Torschützin in der bisherigen Champions-League-Historie der Eintracht Frauen, haben in jedem Spiel getroffen. Waren Sie erleichtert, dass Ihre Mitspielerinnen gegen Sparta Prag endlich auch Tore gemacht haben?

Prašnikar: Ja, ganz klar (lacht). Das hat schon was, wenn auch die anderen Tore schießen. Nach dem Juve-Spiel haben sich alle darüber lustig gemacht, dass ich das Tor machen musste, weil die anderen einfach nicht treffen. Ich bin ja aber auch eine Spielerin, die viele Tore vorbereitet. Und ich freue mich für jede, die trifft. Hauptsache wir gewinnen am Ende. Dann bin ich glücklich.

hessenschau.de: Das erste Champions-League-Gruppenspiel der Eintracht Frauen überhaupt – gegen den FC Rosengård – wurde direkt gewonnen. Wie haben Sie den Sieg auf der Rückreise gefeiert?

Prašnikar: Die Feier war nicht so groß, wie man vielleicht denkt, weil wir uns ja schon auf das nächste Spiel in der Liga fokussieren mussten. Aber es wurden ein paar schöne Worte gesagt, was Gutes gegessen. Und ein bisschen gesungen.

hessenschau.de: Was ist denn der Lieblingssong?

Prašnikar: Kommt drauf an, wer DJ ist (lacht). Aber Eintracht-Lieder sind immer dabei, die singen wir gerne. Wir singen auch vor jedem Spiel die Hymne, "Im Herzen von Europa". Die Verbindung mit dem Verein ist sehr besonders. 

hessenschau.de: Und wer singt besonders laut, wer besonders schief?

Prašnikar: Laut singen alle! Aber ich glaube die lauteste ist Shekiera Martinez. Und ich weiß nicht, ob ich das jetzt sagen sollte: Aber Stina steht oft neben mir und ihre Stimme ist recht tief. Aber sie gibt alles (lacht). 

hessenschau.de: Nach dem Spiel in Schweden kam der große FC Barcelona nach Frankfurt. Titelverteidiger in der Champions League, die beste Mannschaft der Welt. So ein Spiel erleben die wenigsten Spielerinnen in ihrer Karriere. Wie war davor die Stimmung in der Mannschaft?

Prašnikar: Die war super. Jeder war in seinem Modus, jede war fokussiert. Jede war gut drauf. Ich sage immer, dass wir am besten spielen, wenn wir Spaß haben. Wir wussten, dass wir nichts zu verlieren haben. Niemand hat erwartet, dass wir das Spiel gewinnen, deswegen konnten wir einfach befreit auflaufen. Und wir haben eine super erste Halbzeit gespielt, haben gezeigt, dass wir eine super Mannschaft sind, dass wir super gegen den Ball arbeiten können.

hessenschau.de: Trotzdem hat es nicht ganz zur Überraschung gereicht.

Prašnikar: Es war einfach unglaublich, was die Barcelona-Spielerinnen in der zweiten Halbzeit auf dem Platz gemacht haben. Es hat sich angefühlt, als ob sie von einem anderen Planeten sind: Wie sie mit dem Ball spielen, wie stark sie technisch sind. Es macht mich stolz, dass wir gegen so ein Team spielen durften und gut performt haben.

hessenschau.de: Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Team durch die Champions-League-Teilnahme noch mehr Aufmerksamkeit bekommt?

Prašnikar: Ja, ganz sicher! Wir spielen jetzt jede Woche mindestens zweimal. Und wenn wir gut performen, kommen noch mehr Leute zu unseren Spielen. Es macht einfach Bock zu sehen, wie sich der Frauenfußball bei der Eintracht entwickelt. Und die Champions League kann uns sehr viel geben, auch in diesem Bereich.

hessenschau.de: In der Liga sind Sie nicht so gut gestartet, dann aber besser reingekommen. Hilft da die Erfahrung aus der Champions League?

Wir haben in der Liga ein bisschen gebraucht, bis wir uns gefunden haben. Das erste Spiel in Essen war ein Weckruf für uns, im zweiten gegen Wolfsburg hat die Leistung, aber das Ergebnis nicht gestimmt. Es hat uns gezeigt, dass die kein Selbstläufer wird, selbst wenn wir in der Champions League gut performen. Aber jetzt haben wir uns gefunden, es läuft super. Wir spielen gut, wir haben Spaß und wir kontrollieren jedes Spiel. Und genau das wollen wir. Wir haben gerne den Ball, kreieren viele Chancen. Und am Ende treffen wir meistens. Und gewinnen.

hessenschau.de: Gleichzeitig ist die Belastung für die Spielerinnen deutlich höher. Wie hart ist das?

Prašnikar: Es ist schon anstrengend. Aber Fokus und Wille sind einfach größer. Man spielt einfach – ohne daran zu denken, dass man schwere Beine oder nicht mehr so viel Luft hat. Ich habe bis jetzt jedes Spiel angefangen und mir geht es gut. Ich bin aber auch froh, dass jetzt Pause ist.

hessenschau.de: Wie werden Sie die nutzen?

Prašnikar: Ich verbringe die Zeit zu Hause, um meine Familie und Freunden zu sehen. Und, um mich auszuruhen und mich auf das nächste Jahr vorzubereiten. 

hessenschau.de: Und wie muss dieses nächste Jahr laufen, damit Sie am Ende zufrieden sind?

Prašnikar: Wir haben drei große Ziele. Wir wollen im Pokal ins Finale kommen, wir wollen in der Champions League weiterkommen und wir wollen in der Liga mindestens Dritter werden, um nächstes Jahr wieder Champions League spielen zu dürfen. Wir wissen, dass das nicht so einfach wird. Aber im Moment sieht es größtenteils gut aus. Und das macht mich einfach stolz.

hessenschau.de: Und das Champions-League-Auswärtsspiel gegen Barcelona – wird das nochmal besonders emotional für Sie als Barca-Fan? 

Prašnikar: Es wird ein besonderes Spiel, ja. Leider können wir nicht im Camp Nou spielen, weil es umgebaut wird. Das wäre noch krasser. Aber wir werden alles reinlegen, um was zu holen. Wir wollen ab jetzt jedes Jahr Champions League spielen.

Das Gespräch führte Bastian Gerling.

Quelle: hessenschau.de