Eintracht-Frauen in Barcelona Das Hoffen auf den Fußballgott
Die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt wollen das vorzeitige Aus in der Champions League abwenden – aber der Gegner könnte schwerer kaum sein. Schon vor der Partie in Barcelona steht fest, worum es wirklich geht.
Plötzlich wurde es laut. Musik wummerte aus der Kabine der Eintracht-Frauen, immer wieder wurde laut gelacht. Und weil sie die Tür zu diesem heiligen Ort erst gar nicht geschlossen hatten, konnte man den dazugehörigen Spaß eben nicht nur hören, sondern auch sehen: ein kleines Tänzchen hier, Umarmungen da. Die Message war klar: Wir haben hier Spaß – egal, was kommt.
Ganz so selbstverständlich ist das nicht, die Gemütslage könnte vor dem vorletzten Gruppenspieltag in der Champions League an diesem Donnerstag (21 Uhr, live bei hr-INFO sowie im Ticker und Audio-Stream bei sportschau.de) auch eine andere sein. Schließlich steht die Eintracht mit dem Rücken zur Wand, es fehlt nicht viel und das vorzeitige Aus ist besiegelt.
Arnautis: "Wir wollen das kleine Wunder schaffen"
Doch beim Abschlusstraining am Mittwoch war von Druck, Anspannung oder gar Angst rein gar nichts zu spüren, im Gegenteil, die Laune war gut. "So sind wir halt", sagt Trainer Niko Arnautis achselzuckend. Die Mannschaft sei über Jahre zusammengewachsen, ein verschworener Haufen, der sich die Spiele in der Königsklasse verdient habe. "Und dann sollen die Mädels das auch genießen."
Inwiefern ein Gegner ein Spiel gegen den übergroßen FC Barcelona dann wirklich genießen kann, sei mal dahingestellt, aber sie versuchen es. Sie haben Lust auf die Sensation. "Wir wollen das kleine Wunder schaffen", sagt Arnautis wohlwissend, dass dafür viel zusammenkommen muss.
Denn die Hessinnen haben das Weiterkommen gar nicht mehr in der eigenen Hand, sie müssen hoffen, dass die Konkurrenz überraschend patzt und Benfica Lissabon bei Schlusslicht Rosengard nicht gewinnt. Das Kuriose: Die Partie findet vor dem Spiel der Eintracht statt. Im schlechtesten Falle sitzen die Spielerinnen vor dem Anstoß in der Kabine, schauen auf ihre Handys und sind schon ausgeschieden. Andererseits kann ein Patzer von Benfica auch ein ungeheurer Boost sein, um das Unmögliche möglich zu machen.
Wolter: "Das schwerste Los"
Denn im Estadi Johan Cruyff haben die Frauen des FC Barcelona noch nie verloren. Noch nie! Über 70 Spiele gab es hier, alles Siege. Die Katalanen haben sich eine Weltauswahl zusammengestellt, mit Shootingstar Salma, mit Weltfußballerin Aitana, um nur mal zwei zu nennen.
"Das ist das schwerste Los, das man sich ausmalen kann", gesteht Pia Wolter. Kapitänin Tanja Pawollek spricht von einer "Riesenaufgabe" und ahnt, dass man die gar nicht alleine lösen kann: "Ich glaube, der Fußballgott muss auch ein bisschen auf unserer Seite sein."
Vorbild "Hessenkessel"
Je nach Ausgang des Benfica-Spiels braucht die Eintracht einen oder drei Punkte, um noch im Rennen ums Viertelfinale zu bleiben. Und auch wenn die Lage aussichtslos erscheint, haben sie natürlich ein Beispiel im eigenen Klub, an dem man sich hochziehen kann.
Vor zwei Jahren war es gewesen als die Männer der Eintracht Europa auf den Kopf stellten und den ruhmreichen FC Barcelona im eigenen Stadion aus der Euro League kickten. Man kennt die Geschichte, sie ist eigentlich fast schon Mythos.
Mehr als 30.000 Fans waren damals mit nach Barcelona gereist und hatten das Camp Nou in einen "Hessenkessel" (hr-Kommentator Tim Brockmeier) verwandelt. Darunter auch die Frauen-Mannschaft. "Diese Stimmung damals zu erleben war mega", erinnert sich Pawollek. "Und ja… warum nicht auch ein zweites Mal?" Vielleicht hat der Fußballgott ja an diesem Abend Zeit.