Eintracht-Stürmerin Laura Freigang Hobby-Fotografin und Profi-Knipserin
Laura Freigang kam nach Frankfurt, da hieß der Verein noch FFC. Hier reifte sie zu einem der Gesichter des deutschen Frauenfußballs. Im Trainingslager wirft die Top-Stürmerin einen Blick zurück auf ihren Werdegang und verrät, was sie mit der Eintracht noch vorhat.
Laura Freigang steht auf dem Trainingsplatz in Lagos unter einem knallblauen Himmel und hält – na, klar – eine Kamera in den Händen. Allerdings eine digitale. "Das ist nichts für mich. Ich kann damit nicht umgehen", sagt die analoge Hobby-Fotografin lachend und gibt die Kamera wieder einer Eintracht-Kollegin zurück.
Zwischen Klassenfahrt und konzentriertem Arbeiten
Die traumhafte Landschaft der Algarve mit ihren rauen Felsformationen und dem glitzernden Meer wird die Frankfurterin demnach lieber mit ihrer analogen Kamera einfangen. Viel Zeit für Foto-Safaris wird sie allerdings nicht haben, denn die knappe Woche in Portugal soll für intensives Training vor dem Rückrundenstart genutzt werden.
Die Stimmung der frischgebackenen Herbstmeisterinnen, das bestätigt Freigang, sei super – "irgendwo zwischen Klassenfahrt und konzentriertem Arbeiten." Eine gute Basis für den Start in die Bundesliga in etwas mehr als einer Woche, den die Adlerträgerinnen erstmals als Spitzenreiterinnen beginnen werden.
Dass die Eintracht gerade da steht, wo sie ist, daran ist Freigang maßgeblich beteiligt. Elf Tore schoss die Stürmerin in 12 Spielen – damit ist sie die Top Scorerin der Liga. "Es ist auf jeden Fall ein Ausdruck meiner persönlichen Weiterentwicklung. Es ist schön für die Arbeit belohnt zu werden, die man reinsteckt", sagt sie. Denn, das weiß die 26-Jährige, das ist im Profisport nicht immer so.
In Frankfurt spielen? "Ahhh, das wird schwierig"
Freigang ist den letzten Jahren gewachsen. Sie ist nicht nur zu einem der Gesichter von Eintracht Frankfurt geworden, sondern auch vom Deutschen Frauenfußball allgemein. Ein bisschen ungläubig schaut die gebürtige Rheinland-Pfälzerin selbst auf ihren Werdegang zurück. Als Jugendspielerin habe sie mal mit ihrem Papa am Laptop Vereine recherchiert, wo sie in Zukunft spielen könne, erzählt sie. "Dann haben wir uns den Kader vom FFC angeguckt und ich habe gesagt, ahhh, das wird schwierig!"
Und doch gehört sie einige Jahre später genau diesem Kader an. Als sie allerdings 2018 nach ihren ersten Profi-Jahren beim TSV Mainz und einem Auslandsstudium an der Pennsylvania State University am Brentanobad anfing, sah einiges noch anders aus. Anstatt der heute zwölf Festangestellten im sportlichen Bereich, gab es damals nur zwei. Selbst Coach Niko Arnautis war nicht in Vollzeit beim FFC.
Die Entwicklung ist greifbar
Wie auch der deutsche Frauenfußball insgesamt, hat sich der FFC mit der Eintracht-Fusionierung 2020 professionalisiert. "Wir haben heute ganz andere Bedingungen und Möglichkeiten", sagt Freigang. Heißt konkret: Heute leben und trainieren die Frauen fast rund um die Uhr in der eigens für sie umgebauten Wintersporthalle, trainieren auf den Plätzen am Waldstadion, betreut von fünf Coaches und einem Tross an Analysten und medizinischem Staff. "Diese Entwicklung ist schön zu sehen. Ich glaube das war auch nötig, weil es auf Dauer nicht so gegangen wäre", findet die Angreiferin.
Wohin es führen kann, wenn Strukturen professionalisiert werden, zeigt die Eintracht gerade mehr als deutlich. Kein Wunder also, dass die Frau mit der tätowierten "069" auf der Haut eine klare Ansage macht, wenn sie danach gefragt wird, was sie denn mit ihrer Eintracht noch so vorhat: "Das ist eine ganz einfach zu beantwortende Frage. Wir würden gerne mal einen Titel holen." Und das schon in dieser Saison? "Wenn man als Herbstmeister in die Pause geht, dann darf man auch darüber nachdenken, wie es am Ende der Saison aussehen könnte", sagt Freigang, fügt aber hinzu: "Wir bleiben alle am Boden, aber ein bisschen träumen darf man ja immer…"
Und wo träumt es sich schöner von einer erfolgreichen Rückrunde als mit trainingsschweren Beinen unter portugiesischer Sonne? Laura Freigang wird die Woche fürs Feilen am perfekten Schuss nutzen – aufs Tor und vielleicht auch an der Kamera. Analog, versteht sich.