Rekordspiel-Pleite der Eintracht Frankfurt Frauen Zwischen Ärger, Applaus und Apache 207

Die Eintracht Frankfurt Frauen verlieren das Topspiel gegen die Bayern und müssen die Meisterschaft abhaken. Trotzdem überwiegt der Stolz - auf die Leistung und die Kulisse.

Die Eintracht-Spielerinnen ließen sich trotz der klaren Niederlage von den Fans feiern.
Die Eintracht-Spielerinnen ließen sich trotz der klaren Niederlage von den Fans feiern. Bild © Imago Images
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Volle Haus, deutlicher Spielstand - daran ändert auch die Ecke von Frankfurts Nina Lührßen nichts.
Volle Haus, deutlicher Spielstand - daran ändert auch die Ecke von Frankfurts Nina Lührßen nichts. Bild © Imago Images
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Als die meisten Fans die Arena schon verlassen hatten, wurde es laut, so laut wie selten zuvor an diesem Tage. Dort vor der Nordwestkurve im Waldstadion standen sie aufgereiht, die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt, Arm in Arm, abgekämpft und kurz nach einer bitteren Niederlage. Und sie wussten nicht so recht, wie sie mit all dem Applaus umgehen sollten. Lächeln? Sich freuen über den Zuspruch? Oder einfach nur ärgern über das Erlebte? Gemischte Gefühle.

Mit 0:3 hatte die Eintracht am Samstag nicht nur das Spitzenspiel der Bundesliga gegen den FC Bayern verloren, sondern damit auch endgültig die Meisterschaft. Die Münchnerinnen sind enteilt, die Frankfurterinnen können den ganz großen Traum drei Spieltage vor Schluss abhaken. Am Sonntagmittag droht gar das Abrutschen auf Rang drei, Wolfsburg könnte in der Tabelle vorbeiziehen mit einem Punktgewinn in Freiburg. "Scheiß Ergebnis", kommentierte Eintracht-Trainer Niko Arnautis, was so ziemlich das einzig Negative in seinen Ausführungen sein sollte.

Eiskalte Bayern, ungenaue Eintracht

Stattdessen, erstens: purer Stolz ob einer Leistung "auf Augenhöhe". Und zweitens: riesige Freude über eine "grandiose Kulisse". Beides stimmte. Einerseits. Und andererseits auch wieder nicht so ganz.

Zu Punkt eins: So sehr die Statistiken auch für die Hessinnen sprachen, sie hatten mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr Torschüsse, so deutlich waren die Bayern im wesentlichen Merkmal eines Fußballspiels überlegen. Sie nutzten ihre Chancen konsequent, die Eintracht gar nicht, was mit etwas Pech erklärt werden kann, gleichzeitig aber auch Rückschlüsse auf einen Qualitätsunterschied zulässt. "Die Kaltschnäuzigkeit hat entschieden", sagte Arnautis. Zur Geschichte des Spiels gehörte auch, dass die Eintracht defensiv stark ersatzgeschwächt war und sich dies bemerkbar machte. Simple lange Bällen wurden zu Möglichkeiten für die Gäste.

Nun also ist die direkte Königsklassen-Qualifikation in Gefahr, für die Platz zwei nötig ist. "Das Ziel, dass wir es direkt in die Gruppenphase schaffen, besteht nach wie vor", sagte Nationalspielerin Sophia Kleinherne. "Es ist immer noch eine enorm wichtige Saison für uns." Als Dritte müssten die Eintracht-Frauen wieder - wie zuletzt erfolglos - die Zusatzrunde drehen. 

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Rekordspiel gönnt sich ruhige Momente

Zu Punkt zwei, der Stimmung: Allenthalben wurde sie gelobt, natürlich, völlig nachvollziehbar. Schließlich erreichte die Eintracht zwar nicht ihr sportliches Ziel, sehr wohl aber jenes, den Zuschauerrekord zu brechen. 30.500 Fans waren in den Stadtwald gekommen, so viele wie nie zuvor bei einem Auftritt der Frankfurter Fußballerinnen vor eigenem Publikum (bisher 27.640).

Bei der Verkündung brandete Jubel auf. Auch die Beschreibungen der Frankfurter Spielerinnen fielen entsprechend euphorisch aus. "Richtig cool", sagte Pia Wolter, "absolute Gänsehaut", ergänzte Tanja Pawollek, "enorm beflügelnd", fand Kleinherne.

Zur Wahrheit gehörte jedoch: Jene anfangs beschriebene Szene, als der vergleichsweise geringe Stammanhang nach Spielschluss seine Heldinnen nach allen Regeln der Fan-Kunst abfeierte, konnte mit dem Geräuschpegel der 90 Minuten mindestens mithalten. Mitunter war es doch sehr erstaunlich, wie leise mehr als 30.000 Menschen an einem Ort, noch dazu in einem Fußballstadion, sein können.

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Eintracht-Trainer Niko Arnautis
Eintracht-Trainer Niko Arnautis Bild © Imago Images
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Lärm in der guten Stube

Dabei hatte die Eintracht, deren kompletter Vorstand um die Oberbosse Axel Hellmann und Markus Krösche der Partie beiwohnte, einiges dafür getan, richtig Lärm in ihre gute Stube zu bekommen. Schon weit vor dem Anpfiff wummerten die Boxen, gab sich unter anderem Apache 207 die Ehre, nicht persönlich, aber doch mit zwei seiner Songs.

Die zuständige DJ wippte mit dem ganzen Körper auf einem Podest vor dem VIP-Bereich mit, manch Spielerin tat es ihr unten auf dem Rasen beim Aufwärmen gleich. Auch nach Spielschluss setzte sich die Party auf dem Stadionvorfeld fort, lärmte es schon von draußen, als der Geräuschpegel drinnen nochmal in die Höhe schoss. Lauter Applaus für niedergeschlagene Frankfurter Fußballerinnen. Ein Tag der gemischten Gefühle.

Sendung: Das Erste,

Quelle: hessenschau.de