Souveräner Sieg gegen Heidenheim Eintracht legt sich Königsklasse aufs Silbertablett

Eintracht Frankfurt bleibt auch im Tottenham-Sandwich hungrig und macht gegen überforderte Heidenheimer einen großen Schritt in Richtung Champions League. Von Sportvorstand Markus Krösche gibt's trotzdem einen Satz heiße Ohren.

Jubel bei Bahoya von Eintracht Frankfurt
Jean-Matteo Bahoya und die Eintracht sind auf Kurs in Richtung Champions League. Bild © Imago Images
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Highlights: Eintracht Frankfurt - 1. FC Heidenheim

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo vom 1. FC Heidenheim
Bild © hr
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Es gehört zum Job von Sportvorstand Markus Krösche, Schwingungen bei Eintracht Frankfurt zu erkennen und in den richtigen Momenten für ein Gleichgewicht zu sorgen. Bei schwachen Leistungen stellt er sich schon mal schützend vor das Team und wirbt für eine gerechte Einordnung. Bei Erfolgssträhnen bremst er zu große Euphorie und verhindert so eine vorschnelle Zufriedenheit. Die große Kunst der antizyklischen Kommunikation.

Krösche verteilt Schelte

Das, was der Sportchef am Sonntagabend nach dem souveränen 3:0-Sieg der Hessen gegen den 1. FC Heidenheim tat, war dann aber doch bemerkenswert. Krösche, sichtlich verstimmt, attestierte der Mannschaft eine Leistung, als hätte sie soeben sämtliche Saisonziele in einem Spiel hergeschenkt. "Das war ein bisschen Sommerkick, das war nicht ernsthaft genug. Wir haben fahrlässig gespielt, laissez-faire", fasste der 44-Jährige zusammen. "Das nervt mich." Rumms, heißt es bei solchen Standpauken gerne im Boulevard. Eine mehr als deutliche Kritik.

Und eine Kritik, die der Sache letztlich nicht gerecht wird. Die Eintracht hatte zuvor zwar vielleicht nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Dass das Team von Trainer Dino Toppmöller drei Tage nach dem umkämpften 1:1-Remis bei Tottenham Hotspur und vier Tage vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League ohne Probleme und völlig verdient gegen Heidenheim gewann, muss in einer solchen Woche aber auch einfach mal reichen.

Eintracht-Auftritt absolut in Ordnung

Die Tore von Jean-Matteo Bahoya (10.), Robin Koch (42.) und dem bärenstarken Hugo Ekitiké (71.) krönten einen soliden bis guten Auftritt. Heidenheim hätte in der schwächsten Frankfurter Phase nach rund einer Stunde zwar auch ein Tor erzielen und verkürzen können. Ernsthaft in Gefahr gerieten die drei Punkte aber nie, mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit wäre sogar ein deutlich höherer Erfolg drin gewesen. "Es war für ein Nach-Europapokal-Spiel recht ordentlich", sagte dann auch Toppmöller. Man kann ihm nur zustimmen.

Die Eintracht, die im Vergleich zum kraftraubenden Auftritt in London ohne Mario Götze, Hugo Larsson und Nathaniel Brown angetreten war, ließ ihre Klasse in der Offensive immer wieder aufblitzen und stellte Heidenheim vor nicht lösbare Aufgaben. Sobald etwas Platz da war, ging es schnell und zielstrebig in Richtung Tor. Neben dem nicht zu bremsenden Ekitiké spielte sich vor allem Bahoya in den Vordergrund. Aber auch Dauer-Sorgenkind Farès Chaibi knüpfte endlich mal wieder an seine Leistungen vergangener Tage an und war direkt an zwei Toren beteiligt. "Das freut mich sehr für ihn, er ist ein guter Junge", so Toppmöller.

Heidenheim ist der Eintracht nicht gewachsen

Auffällig zudem: Der 1. FC Heidenheim, im Tottenham-Sandwich eigentlich ein prädestinierter Stolperstein, konnte die Eintracht trotz vollmundiger Ankündigungen nie ernsthaft aus dem Konzept bringen. Die als unappetitlich angepriesene Herangehensweise erinnerte letztlich stark an das im Frankfurter Pressebistro angebotene Sellerie-Schnitzel: Das war weder Fisch noch Fleisch – und am Ende nicht das, was man sich vorgestellt hat. "Die Tore sind viel zu einfach gefallen", gab Heidenheims Trainer Frank Schmidt zu.

Die Mannschaft von der Ostalb war der Eintracht schlicht nicht gewachsen und erwies sich nicht nur wegen der vergebenen Torchancen als gerngesehener Gast. Der FCH wollte der Eintracht wehtun, schaffte es aber einfach nicht. Auch das ein Frankfurter Qualitäts- und Reife-Merkmal.

Champions League zum Greifen nah

Und so landete die Eintracht im Schneckenrennen um die Champions League endlich mal wieder Big Points. Der Vorsprung auf den ersten Nicht-Champions-League-Platz beträgt fünf Spieltage vor Schluss fünf Punkte, ein dauerhaft und konstant punktender Verfolger ist weiter nicht in Sicht. Sportvorstand Krösche ließ sich in den Frankfurter Katakomben zwar weiterhin nicht dazu überreden, die Saisonziele nach oben zu korrigieren. Die Königsklasse liegt inzwischen aber auf dem Silbertablett vor den Hessen. Wenn die Eintracht jetzt nicht zugreift, wäre das in der Endabrechnung schon eine große Enttäuschung.

"Wir wissen um unsere Position und wollen den Job zu Ende bringen", betonte passend dazu Toppmöller und lehnte sich damit im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten schon ziemlich weit aus dem Fenster. Klar ist: In die Champions League wollen alle bei der Eintracht, darüber reden steht derzeit aber noch auf dem Index. Bei Krösche mehr, bei Toppmöller etwas weniger.

Jetzt zählt's gegen Tottenham

Eine Verstimmung zwischen dem Trainer und dem sportlichen Verantwortlichen, das sei an dieser Stelle festgehalten, gibt es trotz der unterschiedlichen Ansichten zu Spiel und Ziel im Übrigen nicht. Ganz im Gegenteil: "Es ist der Job von Markus, den Finger in die Wunde zu legen", zeigte Toppmöller Verständnis für die harsche Kritik. "Es gibt immer Dinge, die wir besser machen können. Man muss das immer im Kontext sehen."

Ein Satz, der auch für Krösches Standpauke gilt. Inhaltlich mag die Kritik übertrieben sein, einen Punkt machte der Sportvorstand dennoch. Kurz vor dem wichtigsten Spiel dieser Saison am Donnerstag (21 Uhr) gegen Tottenham dürfte nun auch dem Letzten im Eintracht-Kosmos klar sein, dass es ab sofort richtig ernst wird. Die Eintracht will ins Halbfinale, die Eintracht will den Traum vom zweiten Europa-League-Titel weiter träumen. Auch nur der kleinste Anflug eines Schlendrians muss da sofort unterbunden werden.

"Die Mannschaft kann es besser. Das will ich Donnerstag sehen", schloss Krösche seine Ausführungen ab. Spätestens da war klar: Um das Spiel gegen Heidenheim ging es ihm sowieso nur am Rande.

Quelle: hessenschau.de