Überflieger Larsson, Sitzenbleiber Ngankam Alle Spieler im Check: Das große Eintracht-Zwischenzeugnis
Nach einer in vielen Belangen aufregenden Hinrunde ist Zeit für die erste Inventur bei Eintracht Frankfurt. Welcher Spieler hat überzeugt? Wer überrascht? Und wer muss zum Nachsitzen? Das Zwischenzeugnis.
Eintracht Frankfurt beendet das erste Halbjahr unter Trainer Dino Toppmöller auf Bundesliga-Platz sechs und steht zudem in den Playoffs der Conference League. Bei den Hessen lief zu Beginn und im Endspurt der Hinrunde nicht alles rund, vor allem die Neuzugänge sorgten aber für einige Highlights. Wer besonders hervorstach und wer sich steigern muss, lesen Sie in unserem Zwischenzeugnis.
Die Torhüter
Kevin Trapp: Da die etatmäßigen Kapitäne Sebastian Rode (verletzt) und Makoto Hasebe in der Hinrunde nur sehr selten zum Einsatz kamen, stieg Kevin Trapp zum Spielführer auf und trug gleich 18 Mal die Binde. Eine Beförderung, die sich der Nationalkeeper redlich verdient hat. Bis auf kleinere Patzer in Mainz, gegen PAOK Saloniki und in Leverkusen zeigte Trapp meist tadellose Leistungen, untermauerte seinen Status als Führungsspieler und empfahl sich für eine EM-Nominierung. Kevin Trapp strahlt Sicherheit aus.
Note: 2
Jens Grahl: Trapps Vertreter Jens Grahl profitierte von Rückenproblemen der Frankfurter Nummer eins und durfte in jedem Wettbewerb genau ein Spiel von Beginn an absolvieren. Im DFB-Pokal bei Viktoria Köln (2:0) und beim 6:0-Kantersieg gegen HJK Helsinki in der Conference League blieb er ohne Gegentor, in der Bundesliga bereitete er beim 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim dann sogar einen Treffer der Eintracht vor. Der 35-Jährige bewies, dass er ein sehr guter Ersatzkeeper ist. Auf der Torhüter-Position ist die Eintracht bestens aufgestellt.
Note: 2
Die Abwehr
Willian Pacho: Der Nachfolger von Evan N’Dicka hat seinen Vorgänger innerhalb weniger Wochen vergessen gemacht. Willian Pacho, aus Antwerpen gekommen und Nationalspieler Ecuadors, ist einer der großen Gewinner dieser Hinrunde. Der 22-Jährige ist schnell, körperlich robust und zweikampfstark. Im Hinrunden-Endspurt ging ihm zwar ein wenig die Puste aus, Pacho ist dennoch ein absoluter Gewinn für die Eintracht. Ihm gehört die Zukunft.
Note: 1-
Makoto Hasebe: Die Zukunft, dafür muss man kein Prophet sein, gehört Makoto Hasebe nicht mehr. Der Japaner, im Januar stolze 40 Jahre alt, ist unter Trainer Dino Toppmöller nur noch Reservist. Da es im fluiden System mit Dreierkette, die im Spiel zu einer Viererkette wird und umgekehrt, Hasebes Libero-Position nicht mehr gibt, bleibt ihm nur noch der Platz auf der Bank. Im DFB-Pokal durfte Hasebe dreimal von Beginn an ran, in Saarbrücken dann sogar als Sechser. Das ist nicht seine Position, Hasebes Zeit bei der Eintracht geht tatsächlich zu Ende.
Note: 3
Robin Koch: Ein weiterer Volltreffer in der Abwehr ist Robin Koch. Der frühere und höchstwahrscheinlich Bald-wieder-Nationalspieler hat die Erwartungen an ihn mehr als erfüllt. Der 27-Jährige avancierte innerhalb kürzester Zeit zum klaren Abwehrchef und hatte großen Anteil daran, dass die Eintracht-Defensive inzwischen eine der stabilsten der Liga ist. Wie wichtig Koch ist, merkte man auch, als er im November verletzungsbedingt vier Spiele verpasste und die Abwehr plötzlich besorgniserregend schwamm.
Note: 1
Hrvoje Smolcic: Auch Hrvoje Smolcic wurde mal geholt, um perspektivisch die Rolle des zentralen Manns in der Abwehr einzunehmen. Nach knapp anderthalb Jahren lässt sich festhalten: Das wird nix mehr. Smolcic stand mangels Alternativen zwar immerhin sechsmal in der Startelf, beim 2:2 in Bremen erzielte er sogar einen Treffer. Insgesamt reicht sein Leistungsvermögen aber nicht aus. Smolcic ist ein solider Zweikämpfer, sein fehlendes Tempo kann er aber nicht wettmachen.
Note: 4
Aurelio Buta: An Tempo mangelt es Aurelio Buta nicht. Der Portugiese gehört trotzdem eher zu den Enttäuschungen der Hinserie. Der 26-Jährige ist zwar immer mal für Highlights, überraschende Momente oder Last-Minute-Tore gut, insgesamt entwickelte er über seine rechte Seite aber zu wenig Druck. Da er zudem gerne Wackler in der Defensive einbaute, reicht es nicht zu einer guten Bewertung. Von Buta muss mehr kommen.
Note: 3-
Niels Nkounkou: Der Werdegang von Niels Nkounkou bei der Eintracht ist ein klassischer Fall von: stark angefangen und dann stark nachgelassen. Der französische Linksaußen erzielte bei seiner Premiere im Frankfurter Trikot direkt einen Treffer, danach kam jedoch reichlich wenig. Nkounkou wirkt oft zu verspielt oder läuft sich fest. Seine Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro konnte er bislang nicht rechtfertigen. Nkounkou ist noch jung und kann sich entwickeln. Dass ihm der zwischenzeitlich sogar aus dem Conference-League-Kader gestrichene Philipp Max wieder den Rang abgelaufen hat, ist aber ein eindeutiges Zeichen.
Note: 4
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Philipp Max: Bei Philipp Max verhält es sich genau entgegengesetzt. Der Sohn des früheren Torschützenkönigs Martin Max hatte große Probleme in die Saison zu finden und musste zwischenzeitlich seine Degradierung aus dem Europapokal-Aufgebot verdauen. Dass er sich nicht schmollend zurückzog, sondern hart arbeitete, spricht für ihn. Max vollbringt auf seiner linken Seite keine Wunderdinge, die Formkurve zeigt aber nach oben. Dass er gegen Stuttgart und Augsburg jeweils ein Eigentor provozierte, gibt ein Sternchen ins Hausaufgabenheft.
Note: 3
Tuta: Vor der Saison ein Wackelkandidat, dann feste Größe: Tuta hat unter Toppmöller einen Sprung nach vorne gemacht und profitierte zudem von seiner neuen Rolle. Da er bei Ballbesitz in die Rolle des Rechtsverteidiger rutscht, kann er auch seine technischen Stärken und seinen Vorwärtsdrang besser einbringen. Tuta strafte alle Kritiker Lügen und zeigte eine starke Hinrunde. Auch er patzte gegen PAOK, alles in allem war seine Hinrunde aber mehr als zufriedenstellend.
Note: 2
Elias Baum: Profi-Vertrag zum 18. Geburtstag, Profi-Debüt in der Conference League, Bundesliga-Debüt gegen Bayern München. Youngster Elias Baum profitierte im Schlussspurt von den zahlreichen Wehwehchen seiner Mitspieler und hinterließ in seinen Einsätzen durchaus Eindruck. An den Feiertagen dürfte er mit seinem Namensvetter Weihnachts-Baum um die Wette gestrahlt haben.
Note: -
Das Mittelfeld
Kristijan Jakic: Am 1. Spieltag wurde Kristijan Jakic überraschend sehr früh für den verletzten Sebastian Rode eingewechselt, am 2. Spieltag stand er in der Startelf, danach spielte er keine Rolle mehr. Der Kroate ist ein Kämpfer vor dem Herrn, geht jedes Mal bis an die Grenze und bisweilen – wie bei seiner Beinahe-Attacke gegen den Schiedsrichter – auch mal darüber hinaus. Fußballerisch genügt er den Frankfurter Ansprüchen aber nicht. Jakic will unbedingt bei der EM dabei und könnte deshalb im Winter wechseln. Die Eintracht wird ihm keine Steine in den Weg legen.
Note: 4
Farès Chaibi: Der Last-Minute-Einkauf, der als Reaktion auf den Abgang von Jesper Lindström verpflichtet wurde, war und ist ein Glücksgriff. Farès Chaibi ist dank seiner Dynamik und seinem feinen rechten Fuß sowohl bei rollenden als auch bei ruhenden Bällen eine absolute Verstärkung. Insgesamt acht Torvorlagen sind ein starker Wert. Dass Trainer Toppmöller Chaibi "am liebsten immer auf dem Platz hätte", beweist seinen Wert fürs Team. Jetzt muss er noch etwas konstanter werden.
Note: 2
Ellyes Skhiri: Ellyes Skhiri kam als Königstransfer und designierter Chef im Frankfurter Mittelfeld und erfüllte dann genau diese Erwartungen. Der Tunesier brauchte zwar etwas, um in Frankfurt anzukommen und streute vor allem in seiner Anfangsphase den einen oder anderen Fehlpass ein. Insgesamt ist der ehemalige Kölner aber schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Skhiri ist Dreh- und Angelpunkt im Frankfurter Spiel und zudem wichtige Stütze für Youngster wie Hugo Larsson. Seine Verletzung im Dezember tat der Eintracht sichtlich weh.
Note: 2
Hugo Larsson: Er kam als Lehrling und entwickelte sich in Windeseile zum Stammspieler. Hugo Larsson, gerade einmal 19 Jahre jung, ist einer der größten Entdeckungen der gesamten Bundesliga. Der Schwede profitierte zunächst von den vielen Ausfällen im zentralen Mittelfeld und nutzte seine Bewährungschance dann mit Bravour. Larsson besticht zum einen durch seine Ruhe am Ball und seinen Überblick, er kann aber auch Geschwindigkeit aufnehmen und die Angriffe ankurbeln. Sein Tor gegen den FC Bayern war die passende Belohnung für seine sensationelle Hinrunde.
Note: 1
Sebastian Rode: Dort, wo jetzt Larsson wirbelt, war eigentlich Sebastian Rode vorgesehen. Der Kapitän, der seine Karriere im kommenden Sommer aufgrund seiner zahlreichen Verletzungen beenden wird, ist der große Pechvogel der Saison. Rode stand dreimal in der Startelf und schaffte es dreimal nicht mal bis zum Halbzeitpfiff. Dem Frankfurter Urgestein ist zu wünschen, dass ihm sein Körper in der Rückrunde einen würdigen Abschluss ermöglicht.
Note: -
Timothy Chandler: Die nächste lebende Frankfurter Legende im Team ist Timothy Chandler. Der Spaßvogel kommt über die Dauer-Reservistenrolle nicht mehr hinaus, sein elfminütiger Auftritt inklusive Torvorlage beim 6:0 gegen HJK Helsinki gehörte aber zu den emotionalen Höhepunkten der vergangenen Monate. Allein die Anwesenheit von Timmyyyyyy sorgte für mehr Stimmung als jedes Spiel der gesamten Mannschaft der TSG Hoffenheim. Auch das ist eine Leistung, die es zu würdigen gilt.
Note: 2
Junior Dina Ebimbe: Es gibt Spieler, die kommen über den Willen. Und es gibt Spieler, die kommen über das Talent. Junior Dina Ebimbe gehört definitiv zu zweiter Kategorie und vergisst dabei hin und wieder, dass auch Einsatz zum Fußball dazugehört. Dina Ebimbe, der aufgrund zu lascher Trainingseinstellung von Toppmöller zwischenzeitlich aus dem Kader verbannt wurde, hat alle Anlagen für eine große Karriere und weitere Gala-Vorstellungen wie beim 5:1 gegen die Bayern. Er muss aber erwachsen werden.
Note: 3
Mario Götze: Mario Götze war lange Zeit eines der größten Rätsel dieser Hinrunde. Mal krank, mal angeschlagen, mal gesperrt, dazu auf dem Platz seltsam orientierungslos und immer wieder nur auf der Bank. Der Weltmeister von 2014 war lange auf der Suche nach seinem Platz im Team, seine Position eher am Rande des Spielfelds bekam ihm nicht. Zu welchen Leistungen der nach wie vor beste Fußballer im Team fähig ist, zeigte dann die Partie gegen den FC Bayern. Götze dirigierte, ordnete und kämpfte als Sechser, als hätte er nie etwas anderes getan. Vielleicht liegt genau dort seine Zukunft.
Note: 3-
Paxten Aaronson: Im Gegenzug zu Larsson hat Paxten Aaronson den Schritt vom Talent zum gestandenen Profi noch nicht geschafft. Ein schönes Dribbling hier, ein guter Ansatz da. Mehr kam vom schmächtigen US-Profi in der Hinrunde nicht. Vielleicht würde Aaronson eine Leihe und mehr Spielpraxis guttun.
Note: 4
Jens Petter Hauge: Jens Petter Hauge kehrte im Sommer erschlankt und hochmotiviert von seiner erfolgslosen Leihe zum KAA Gent zurück nach Hessen und war bereit für einen neuen Anlauf bei der Eintracht. In der Vorbereitung zeigte er sich engagiert und erzielte im Testspiel gegen Arnheim (1:1) sogar einen Treffer. Danach kam wie so oft bei dem Norweger aber quasi nichts mehr. Hauge ist stets bemüht. Genau das ist vielleicht aber auch sein großes Problem.
Note: 4-
Ansgar Knauff: Ansgar Knauff hat eine aufregende Hinrunde hinter sich. Nach einem Schlüsselbeinbruch bei der U21-Nationalmannschaft feierte er zwar früher als erwartet sein Comeback in der Bundesliga. Ein Platzverweis im ersten Spiel nach seiner Rückkehr und mehrere unglückliche Auftritte in der Folgezeit dämpften die Euphorie dann aber schnell. Knauff schwankte in seinen Leistungen sehr. Dass er trotzdem drei Treffer erzielte und vor allem gegen die Bayern brillierte, zeigt aber sein Potenzial. Knauff muss sich stabilisieren, dann ist er gesetzt.
Note: 3
Der Sturm
Omar Marmoush: Als Randal Kolo Muani am letzten Tag der Sommer-Transferperiode das Weite suchte und kein Ersatz mehr verpflichtet wurde, lagen plötzlich alle Sturm-Hoffnungen auf den Schultern von Omar Marmoush. Der ehemalige Wolfsburger, der eigentlich für eine der Positionen hinter Kolo Muani vorgesehen war, nahm die Rolle des Neuners an und entwickelte sich dann zu einem Torjäger der Extraklasse. Marmoush ist viel unterwegs und hat auch mit Ball Tempo. Dass er zudem abschlussstark ist, macht ihn zu einem kompletten Stürmer. Wer hätte das im August gedacht?
Note: 1
Jessic Ngankam: Auch er hätte die Lücke im Sturmzentrum füllen können, Jessic Ngankam kam in seinen ersten Monaten bei der Eintracht aber nie ins Rollen. Dass der 23-Jährige trotz komplett absolvierter Vorbereitung auch am Ende des Jahres noch immer einen Fitnessrückstand hatte, gibt Rätsel auf. Ngankam, der es oft nicht mal in den Kader schaffte, war ein Totalausfall.
Note: 5
Lucas Alario: Ja, Lucas Alario gibt es auch noch. Der Argentinier, der einst bei Bayer Leverkusen ein wirklich guter Mittelstürmer war, verdient sein Geld mittlerweile mit mehr oder weniger lustlos abgespulten Trainingseinheiten. Trotz der Sturmmisere und der von Trainer Toppmöller mehrfach aufgestoßenen Tür, empfahl sich Alario nicht einmal für den Kader. Eigentlich unfassbar.
Note: 5-
Nacho Ferri: Wie man seine Chance nutzt, zeigte hingegen Nachwuchs-Stürmer Nacho Ferri. Der 19-Jährige, eigentlich für das Regionalliga-Team vorgesehen, drängte sich im Training auf und verdiente sich seine Einsätze. Dass er bei Union Berlin seinen ersten Bundesliga-Treffer erzielte, ist der Lohn seiner Leistung. Dass er damit genau einen Treffer mehr erzielte als Ngankam, passt ins Bild. Ob Ferri auf lange Sicht wirklich die Klasse für die Bundesliga hat, wird sich zeigen müssen.
Note: 2
Noel Futkeu: Noel Futkeu feierte an seinem 21. Geburtstag sein Profi-Debüt und flog dann nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung wegen einer Tätlichkeit vom Platz. Weiß er selbst.
Note: -