Der Eintracht-Glaube an die Champions League wächst

Eintracht Frankfurt macht mit Kiel kurzen Prozess und untermauert die Champions-League-Ambitionen. Sportvorstand Markus Krösche tritt zwar auf die Euphorie-Bremse, zumindest Hugo Larsson legt aber jegliche Zurückhaltung ab.

Hugo Larsson von Eintracht Frankfurt bejubelt einen Treffer gegen Kiel
Hugo Larsson sieht die Eintracht auf Kurs in Richtung Champions League. Bild © Imago Images
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Fotocollage: zwei Vereinslogos nebeneinander: links Eintracht Frankfurt, rechts Kiel. Im Hintergrund unscharf ein Symbolbild des Frankfurter Fußballstadions.
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Markige Sprüche und vollmundige Ansagen sind in der Bundesliga etwas aus der Mode gekommen. Trotz sportlicher Höhenflüge wird verbal gerne der Ball flach gehalten und von Spiel zu Spiel etwas tiefer in der Phrasenkiste gekramt. Dass Ziele nach oben korrigiert werden, kommt höchst selten vor. Es kann im Laufe der langen Saison ja noch so viel passieren!

Kampfansage von Larsson

Umso erfrischender war das, was Hugo Larsson am Sonntag nach dem 3:1-Sieg von Eintracht Frankfurt gegen Holstein Kiel tat. Der 20 Jahre alte Schwede, der den Erfolg mit seinem per Knie erzielten Führungstor eingeleitet hatte, sprach öffentlich und selbstbewusst vom großen Traum Champions League. Die Frage, ob die Hessen Platz drei noch abgeben werde, beantwortete er mit einem ebenso klaren wie simplen: "Nein!" Auf Nachfrage konkretisierte er: "Ja, wir werden das bis zum Ende halten."

Doch damit nicht genug. Denn Larsson, der bei seinen in Englisch vorgetragenen Ausführungen stets ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen hat, schickte auch schon mal ein paar Grüße in Richtung Bayern München und Bayer Leverkusen. "Wir haben dieses Jahr noch nicht verloren, dabei soll es auch bleiben", sagte er mit Blick auf die kommenden Duelle gegen den Rekordmeister am Sonntag (17.30 Uhr) und den Meister in der Woche darauf. "Wir sind keine Mannschaft mehr, die nur gut spielen will. Wir wollen auch Big Points gegen die großen Teams holen." So klingt im Jahr 2025 eine Kampfansage. Geht doch.

Krösche und Toppmöller sehen Luft nach oben

Was Larsson zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Er widersprach damit zumindest in Teilen seinen beiden direkten Vorgesetzten. Sowohl Sportvorstand Markus Krösche als auch Trainer Dino Toppmöller betonten im Nachgang des Pflichtsiegs gegen einen überforderten Aufsteiger aus Kiel, dass die Tabelle derzeit nicht von Interesse sei. "Wir werden jetzt nicht unsere Ziele ändern", betonte Krösche. "Die Fans können alle träumen, wir müssen seriös weiterarbeiten", ergänzte Toppmöller.

Die Eintracht, das wurde mehrfach verlautbart, will nach Europa. Offiziell wäre aber selbst das Erreichen der Conference League ein Erfolg. Alles andere ist demnach eine Zugabe. Hessisches Understatement.

Es gibt Kritikpunkte

Aber was sagt der Realitäts-Check? Zunächst sollte allen Beteiligten klar sein, dass der ungefährdete Heimsieg gegen Kiel keine allzu große Euphorie auslösen sollte. Die Hessen waren dem Tabellenletzten zwar in allen Belangen überlegen und brauchten letztlich "nur" einen ordentlichen Auftritt, um die nächsten drei Punkte einzufahren. Ein harmloserer und eingeschränkterer Gegner als die Störche wird in dieser Saison in Frankfurt aber nicht mehr vorstellig werden. Dass es die Eintracht gegen dieses Team versäumte, das Ergebnis noch klarer zu gestalten und am Ende tatsächlich nochmal ins Schwitzen geriet, darf deshalb nicht unerwähnt bleiben.

"Wir waren nach dem dritten Tor zu passiv. Wir müssen lernen, solch ein Spiel auch über 90 Minuten mit einer gewissen Aktivität zu Ende bringen", bemängelte Sportchef Krösche zu Recht. Die Eintracht, die zahlreiche Chancen – darunter ein vergebener Handelfer von Hugo Ekitiké (45.) – liegenließ, machte sich das Leben selbst schwer und musste in den letzten Minuten mehr investieren als nötig. Klar: In Gefahr geriet der von Larsson (18.), Tuta (37.) und Can Uzun (60.) herausgeschossene Erfolg nie. Die Dominanz spiegelte sich am Ende aber nicht im Resultat wider. "Das ist ärgerlich", so Krösche.

Eintracht mit jüngster Startelf in dieser Saison

Dem gegenüber steht, dass die Eintracht in weiten Teilen der Partie eine wirklich reife Leistung zeigte. Nach zehn etwas wackligen Minuten wurde der qualitative Unterschied klar erkennbar, die Hessen spielten geduldig und ohne jede Hast, die Tore fielen folgerichtig. "Das war heute sehr souverän, sehr ordentlich und sehr erwachsen", fasste Toppmöller zusammen. Auch der Frankfurter Coach kritisierte zwar die nachlassende Kontrolle in der Schlussphase. Insgesamt sei das aber "Jammern auf hohem Niveau". Dass die Eintracht mit der jüngsten Startelf aller Bundesligisten in dieser Saison auflief, wertete den Erfolg zusätzlich auf. Jung und abgezockt, das gibt’s nicht oft.

Vor den richtungsweisenden Duellen mit den Bayern und Bayer darf die Eintracht deshalb durchaus breitbeinig auftreten. Dass die Verfolger Woche für Woche stolpern und kein einziger Klub einen ernsthaften Lauf startet, spielt der Eintracht in die Karten. Sechs Punkte Vorsprung auf Platz fünf und den alles andere als sattelfesten SC Freiburg ist ein ordentliches Polster.

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Eintracht-PK
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Voller Fokus auf die Bayern

Zusätzliche Hoffnung macht, dass der europacupfreie Februar endlich mal richtiges und intensives Training ermöglicht. Toppmöller kann sein Team detailliert und in Ruhe auf den FC Bayern, der am Dienstag in der Champions League gefordert ist, vorbereiten. Auch die Integration von Elye Wahi, der gegen Kiel ein weitgehend unauffälliges Heim-Debüt feierte, und Michy Batshuayi, der nicht zum Einsatz kam, kann weiter vorangetrieben werden.

Die Flexibilität und Qualität in der Offensive sind inzwischen enorm. Toppmöller kann zwischen dem im Normalfall gesetzten Hugo Ekitiké, dem immer besser werdenden Uzun sowie den beiden Neuzugängen entscheiden und sein Team individuell dem Gegner anpassen. Mehr Tempo, mehr Wucht, mehr Spielwitz, das Stürmer-Quartett gibt alle Fähigkeiten her. Auch das ist eine Weiterentwicklung und kann auch gegen die Schwergewichte aus München und Leverkusen den Unterschied ausmachen. Die Eintracht muss sich nicht verstecken.

"Wir haben Waffen, um den Bayern wehzutun. Wir fahren jetzt nach München und wollen natürlich etwas mitnehmen", betonte Toppmöller passend dazu ganz am Ende des Abends. Sein Kieler Trainerkollege Marcel Rapp hatte sich zu diesem Zeitpunkt wegen der langen Rückreise längst verabschiedet, das gerade zu Ende gegangene Spiel gegen Kiel interessierte gefühlt bereits niemanden mehr. Die Eintracht hat höhere Ziele, irgendwann vielleicht sogar offiziell.

Quelle: hessenschau.de