Brief des Vorstands sorgt für Irritationen Nächste Runde im Eintracht-Machtkampf

In der Führungsetage von Eintracht Frankfurt gibt es erneut Irritationen: Der Vorstand hat dem Aufsichtsrat ein pikantes Schreiben zukommen lassen. Der wehrt sich nun.

Philip Holzer Axel Hellmann Eintracht Frankfurt
Philip Holzer und Axel Hellmann Bild © Imago Images

Nächste Runde im Führungsstreit bei Eintracht Frankfurt: Auslöser ist ein Schreiben des Vorstands an den Aufsichtsrat, in dem der komplette Vorstand von Eintracht Frankfurt seine Irritationen über die zuletzt öffentlich getätigten Aussagen seitens des Aufsichtsrats formuliert. Am Sonntag hatte darüber zunächst Bild berichtet.

Hintergrund des Streits ist, dass laut Vorstand die finanzielle Bewertung der Eintracht durch ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten vom Aufsichtsrat in Zweifel gezogen worden sein sollte. "Einzelne Mitglieder des Vorstandes sind wiederholt von verschiedenen Seiten in Kenntnis gesetzt worden, dass Mitglieder des Aufsichtsrats in persönlichen Gesprächen mit Dritten (...) Zweifel zum Ausdruck bringen an dem von Nomura (...) erarbeiteten Wertgutachten vom 13. Januar 2023, das einen Unternehmenswert der Eintracht Frankfurt Fußball AG in Höhe von 503 Millionen Euro ermittelt hat", zitiert die Bild.

Orenstein widerspricht Darstellung des Vorstands

Demnach soll Eintracht-Aufsichtsrat und -Investor Stephen Orenstein aufgrund der hohen Bewertung zunächst ein für die Gegenseite "unfreundliches" Angebot für weitere Anteile abgegeben haben und nun auf ein weiteres Angebot verzichten. Orensteins Angebot, schreibt die Bild, basierte auf einem Aktienpreis von 100 Euro, durch die Bewertung der Bank Nomura liegt der Preis aber bei über 150 Euro.

Dieser Darstellung widersprach Orenstein gegenüber dem hr-Sport. Sein Angebot aus dem August 2022 habe sich an einer Bewertung aus dem Jahre 2020 orientiert. Die Bewertung der Bank Nomura stamme aus dem Januar 2023.

In einem Schreiben Orensteins an den Eintracht-Vorstand vom Sonntag, das dem hr-sport vorliegt, berichtet Orenstein davon, dass sein Angebot "einstimmig begrüßt" worden sei. "Im angesprochenen Bild-Artikel beabsichtigte ich ausschließlich eine Einordnung des Wertgutachtens der Nomura Financial Products Europe GmbH vom 13. Januar 2023, das mir erstmals am 02. Februar 2023 zur Verfügung gestellt wurde, im Hinblick auf die Unwägbarkeiten des Fußball-Geschäfts", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Natürlich hat eine Bewertung stets eine hohe Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg. Gerade aufgrund der teils historischen sportlichen Erfolge von Eintracht Frankfurt in den vergangenen Jahren konnte eine Steigerung des Unternehmenswertes erreicht werden."

Orenstein: Hellmann und Fischer reagierten positiv

Nach einem von Eintracht Berater Nomura initiierten Sondierungsgespräch am 21. Juni 2022 habe er am 18. August 2022 dem Vorstand und Aufsichtsrat sein Angebot vorgelegt. "Dieses Angebot lag bereits 40% über der Bewertung, die als Basis für die Kapitalmaßnahme aus dem Jahr 2020/2021 diente." In seinem Schreiben beschrieb Orenstein die positive Reaktionen nach Abgabe seines Angebots durch Axel Hellmann ("Lösung mit einem Investor am besten. Chapeau!") und Peter Fischer ("Großer Respekt und Stolz").

"Dass die Nomura-Bewertung von Januar 2023 auch aufgrund des erreichten Champions League Achtelfinales sowie guter Perspektiven in Bundesliga und DFB-Pokal noch einmal deutlich höher ist freut uns alle", schreibt Orenstein weiter. "Ich bin bereit meinen Beitrag dazu zu leisten, dass die Kapitalmaßnahme mit möglichst geringer bzw. keiner Verwässerung der Anteile des e.V. umgesetzt werden kann." Wie genau dieser Beitrag aussehen solle, schrieb Orenstein nicht.

Zuvor hatte Aufsichtsratsboss Philip Holzer nach hr-Informationen ebenfalls ein Schreiben an den Eintracht-Vorstand verfasst. Darin hatte er betont, die Pläne des Vorstands zu begrüßen und zu unterstützen.

Krösche glaubt an Hellmann-Verbleib

Der Vorstand hatte dem Aufsichtsrat laut Bild zuvor eine Frist bis zum 11. April gesetzt, um sich zu äußern. Das Schreiben, in dem der Vorstand über die Zweifel des Aufsichtsrats am Gutachten berichtet hatte, war von Axel Hellmann, Markus Krösche, Oliver Frankenbach und Philipp Reschke und damit von sämtlichen Vorstandsmitgliedern signiert.

"Wir sind vollkommen davon überzeugt, dass das auf der Basis der ermittelten Zahlen erstellte Unternehmenswertgutachten von Nomura methodisch und inhaltlich nicht zu beanstanden ist und damit den Unternehmenswert der Gesellschaft zutreffend wiedergibt“, wird der Vorstand weiter zitiert. "Wenn jetzt aber im Umfeld der Eintracht, bei möglichen Kapitalgebern oder gar öffentlich der Eindruck entsteht, dass Organmitglieder der Eintracht Frankfurt Fußball AG Zweifel an der vom Vorstand erarbeiteten Unternehmensplanung und damit an der Arbeit des Vorstandes haben, dann müssen wir sehr zeitnah Fragen zum weiteren Prozess der Kapitalstärkung, aber auch der Bewertung möglicher Interessenkonflikte innerhalb der Organe klären", hieß es darin.

Zwischen Hellmann und Holzer hatte es zuletzt vermehrt Dissonanzen gegeben. Da Hellmann aktuell interimsmäßig auch als DFL-Chef fungiert, wird über einen dauerhaften Abgang Hellmanns zur DFL spekuliert. Wie FFH überdies berichtet, soll Hellmann bei der Eintracht bleiben wollen. Auch Sportvorstand Krösche zeigte sich am Samstagabend im Sportstudio von Hellmanns Verbleib überzeugt.

Quelle: hessenschau.de