Can Uzun im Exklusiv-Interview "Bin gekommen, um zu spielen"
Er gilt als eines der größten Talente hierzulande, dabei steht er vor seiner ersten Bundesliga-Saison. Eintracht Frankfurts Youngster Can Uzun spricht im Interview über den Hype um seine Person, seine Lieblingsposition und wann er endlich seinen Führerschein macht.
Can Uzun hat mit einer starken Saison in Nürnberg auf sich aufmerksam gemacht - mit erst 18 Jahren. Eintracht Frankfurt machte schließlich das Rennen um das Top-Talent. Im Trainingslager in den USA hat Uzun in einem ausführlichen Exklusiv-Interview mit dem hr-sport gesprochen.
hessenschau.de: Can Uzun, in den Medien werden Sie wahlweise als "Shootingstar", "europäisches Toptalent" oder gar als "der nächste Musiala" tituliert. Was davon stimmt denn?
Uzun: Es wird viel über mich geschrieben, das stimmt. Die Schlagzeilen hören sich zwar alle sehr gut an, aber ich will nicht der nächste Musiala, sondern der erste Can Uzun sein.
hessenschau.de: Woher kommt der Hype um Ihre Person?
Uzun: Ich denke, ich hatte ein gutes Jahr in Nürnberg. Der Hype stört mich nicht und will etwas zurückgeben, vor allem an die Fans. Und ich will diesen hohen Erwartungen standhalten.
hessenschau.de: Haben Sie sich denn darüber gewundert?
Uzun: Das nicht, denn ich habe mein ganzes bisheriges Leben dafür hart gearbeitet. Ich sehe es als Bestätigung für diese jahrelange Arbeit.
hessenschau.de: Laut Statistik treffen Sie fast in jedem zweiten Spiel. Wie machen Sie das?
Uzun: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe einfach einen guten Riecher für die entsprechenden Situationen im Spiel. Zuletzt hat es in Nürnberg sehr gut geklappt und ich hoffe, dass es bei der Eintracht so weitergeht. Ich habe viel trainiert, gleichzeitig sehe ich mich als Instinktfußballer. Ich mache auf dem Platz das, was mir gerade in den Kopf kommt.
hessenschau.de: Gab es eine Phase, in der Sie nicht getroffen haben?
Uzun: Die längste Phase umfasste fünf Spiele in Folge bei Nürnberg. Sonst hat es immer gut geklappt.
hessenschau.de: Nun sind Sie erstmals von zu Hause weg. Wie läuft es mit dem Kochen?
Uzun: Meine Eltern besuchen mich noch sehr oft und das Essen bei uns auf dem Vereinsgelände ist auch sehr gut. Von daher muss ich mich nicht so sehr ums Kochen kümmern. Immerhin Rühreier und Nudeln bekomme ich aber hin. (lacht)
hessenschau.de: Und wie sieht es mit dem Führerschein aus? Ihr Nachbar Nathaniel Brown muss Sie nun immer fahren …
Uzun: Ja, wir haben eine Wette laufen, dass ich bis zum meinem 19. Geburtstag den Führerschein in der Tasche haben muss. Das war aber eine Wette ohne Einsatz, da geht es eigentlich eher um die Ehre. Bisher fehlte mir die Motivation dazu. Doch in Frankfurt bin ich nun in einer Fahrschule angemeldet und werde mich nach dem Trainingslager damit beschäftigen.
hessenschau.de: Sie hatten auch Angebote von Klubs aus einem anderen Regal. Warum haben Sie sich für die Eintracht entschieden?
Uzun: Das mit den Angeboten stimmt, aber die Eintracht ist für mich jetzt der beste große Verein. Ich kann mich hier weiterentwickeln und werde alles geben, damit ich viel Spielzeit bekomme und kann mich auf der nächsten Bühne beweisen. Deswegen freue ich mich einfach, hier zu sein.
hessenschau.de: Wie lief die Entscheidungsfindung ab?
Uzun: Natürlich habe ich mich mit meiner Familie und meinem Berater ausgetauscht, aber am Ende habe ich allein die Entscheidung getroffen. Das war auch meinen Eltern und dem Berater sehr wichtig.
hessenschau.de: Was hatten Sie von der Eintracht zu diesem Zeitpunkt im Gedächtnis?
Uzun: Vor allem das Spiel in Barcelona 2022, bei dem gefühlt nur Eintracht-Fans im Stadion waren. Das war schon krass und ist auch einer der Gründe dafür, warum ich mich ungemein auf die Anhänger der Eintracht freue.
hessenschau.de: In der Offensive ist die Konkurrenz groß mit Hugo Ekitike, Omar Marmoush, Igor Matanovic und anderen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Uzun: Ich bin hierhergekommen, um so viel wie möglich zu spielen. Konkurrenz ist gut und hilft einem auch, sich selbst zu verbessern. Je besser die Spieler um mich herum, desto besser kann auch ich spielen und mich entwickeln.
hessenschau.de: Auf welcher Position fühlen Sie sich am wohlsten?
Uzun: Schon im linken Halbraum, als Zehner oder Achter agiere ich am liebsten. Aber wenn der Trainer mich woanders hinstellt, dann erfülle ich selbstverständlich auch die Aufgaben.
hessenschau.de: Es gibt die Geschichte, dass Rudi Völler persönlich versucht hat, Sie für die deutsche Nationalmannschaft zu begeistern. Wie läuft das ab? Steht er mit Blumen vor der Tür?
Uzun: Das nicht, aber wir hatten ein sehr schönes Gespräch auf dem Gelände des 1. FC Nürnberg. Er ist ein sehr netter Mensch, aber meine Entscheidung für die Türkei stand praktisch schon vorher fest. Das war eine Herzensangelegenheit.
hessenschau.de: Sie standen im vorläufigen EM-Kader der Türkei, wurden aber kurz vor Meldeschluss gestrichen.
Uzun: Es war nicht schön, keine Frage. Ich war wirklich enttäuscht und traurig. Denn ich war der Meinung, dass ich es mir nach dieser Saison verdient hatte, bei der EM zu spielen. Ich werde jetzt daran arbeiten, bei der WM 2026 eine wichtige Rolle in der türkischen Mannschaft zu spielen.
hessenschau.de: Welche Ziele mit der Eintracht und im Profifußball generell verfolgen Sie?
Uzun: Ich will Großes erreichen, aber ich will jetzt auch nicht zu groß reden. Ich muss erst einmal Taten sprechen lassen. Mir geht es aber immer ums Maximum, auch mit der Eintracht. Doch die Ziele für die nächste Zeit mit Frankfurt möchte ich erst einmal für mich behalten. Das können wir dann nach der Saison besprechen.
Das Interview führte Sebastian Rieth.