Angreifer unterschreibt Fünf-Jahres-Vertrag Eintracht-Neuzugang Can Uzun: Ein Zocker mit Träumen
Die EM hat Can Uzun verpasst, an seinen großen Zielen ändert das nichts: Die Eintracht verpflichtet mit dem 18-Jährigen einen Offensivspieler, der noch viel vor hat in seiner Karriere.
Einen knappen Monat ist es her, da musste Can Uzun einen herben Dämpfer hinnehmen, im Grunde den ersten seiner Karriere als Profifußballer. Der türkische Nationaltrainer Vincenzo Montella strich den 18-Jährigen auf den letzten Drücker aus dem EM-Kader, eine Stunde vor Ablauf der Uefa-Frist. Entsprechend reagierte Uzun "tief enttäuscht". Er respektiere zwar die Entscheidung, "aber ich kann sie nicht verstehen". Bittere Sache.
Uzun ist so etwas wie ein Shootingstar, oft betitelt als Top-Talent. Beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg spielte er eine erstklassige Saison. 16 Tore, zwei Vorlagen, spektakuläre Szenen. Niemand, der Uzun "zocken" sah, wie er selbst gerne sagt, konnte das Talent des Spielers übersehen. Auch der DFB nicht. Der bemühte sich um den gebürtigen Regensburger. Die Bosse Rudi Völler und Andreas Rettig sprachen vor. Doch Uzun entschied sich für die Herkunft seiner Eltern, die Türkei - auch mit der Aussicht, in der Heimat für seine Heimat eine EM zu spielen. Einzig Montella hatte andere Ideen.
"Eines der größten Talente in Deutschland"
Für Uzun war das ein Rückschlag, heißt es aus dem Umfeld des Spielers, ein paar Tage habe er gebraucht. Nun aber sei er bereit für die nächste Aufgabe, die da heißt: Eintracht Frankfurt. Seit Monaten ist bekannt, dass der hessische Bundesligist das Rennen um den Angreifer gewonnen hat. Einzig offiziell machte es niemand. Bis heute. Da verkündete die Eintracht, dass Uzun bei ihr einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 2029 unterschrieben hat. "Can Uzun ist eines der größten Talente in Deutschland. Wir sind froh, dass er sich trotz vieler interessanter Angebote aus ganz Europa für uns entschieden hat", sagt der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche und lobt sich damit auch ein Stück weit selbst.
Die Verzögerung bedeutet nicht, dass sich Uzun seiner Sache unsicher gewesen ist. Er hält die Eintracht für den richtigen Schritt. Bilanz-Belange beim abgebenden Club aus dem Fränkischen sollen eine Rolle dabei gespielt haben, den Wechsel in die neue Spielzeit zu verschieben, die am 1. Juli begann. Uzun jedenfalls freut sich auf die Aufgabe bei den Frankfurtern: "Eintracht Frankfurt ist die perfekte Station für mich und meine Weiterentwicklung."
Eintracht-Angriff mit vielen Facetten
Die Eintracht lässt sich den jungen Offensivspieler etwas mehr als zehn Millionen Euro kosten, mögliche sind zudem weitere Boni. Und sie plant fest mit ihm. Eine Leihe steht nicht zur Debatte. Mit Hugo Ekitiké, Omar Marmoush, Igor Matanovic und Uzun ist der Angriff vollbesetzt, zudem mit unterschiedlichen Typen. Hier der Sprinter Marmoush, dort der Dribbler Ekitiké. Hier der Sturmturm Matanovic, dort der Instinktkicker Uzun. Ein verheißungsvoller Mix, möchte man meinen.
Die Hessen wollen den Druck auf Uzun klein halten. Er soll erstmal ankommen, reifen, sich an die Bundesliga gewöhnen – und dann dort beweisen. Am Selbstvertrauen mangelt es dem Jungen aus Bayern nicht. "Ich habe mir immer zugetraut, dass ich Profi werde", sagte er mal in einem Sky-Interview. Oder auch: "Mein Ziel ist es, in der Champions League zu spielen." Als fußballerisches Vorbild nennt er Lionel Messi, hierzulande schaut er zu Florian Wirtz und Jamal Musiala auf.
Der beste Kumpel kickt bei der EM
Darüber kommt nur die Familie, vor allem sein Vater. Der war sein erster Trainer in Regensburg – und stets der größte Förderer. Noch heute fährt Vater Uzun seinen Sohn oft zum Training, hat der doch noch keinen Führerschein. "Er ist die wichtigste Person im Fußball für mich." Bei seinen Spielen, so erzählt es Uzun junior, suche er stets auch seinen Vater auf der Tribüne und halte mit Zeichensprache Kontakt zu ihm.
Der Eintracht-Zugang ist einer dieser Spieler, bei denen absehbar war, dass sie es bis ins Profitum packen würden. Schon mit vier Jahren trat er das erste Mal gegen den Ball, später dann sehr häufig auf einem Regensburger Bolzplatz zusammen mit seinem besten Kumpel, "meinem Bruder", Kenan Yildiz. Der ist ebenfalls Profi geworden, Shootingstar, Top-Talent bei Juventus Turin. Und er spielt für die türkische Nationalmannschaft. Im Gegensatz zu Can Uzun sogar bei der EM.
Sendung: hr1, 02.07.2024, 10 Uhr
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