Chronik der Eintracht-Saison Ein ständiges Wellenbad
Rekord-Transfer, Pokalblamage, Kantersieg gegen die Bayern, Europapokal-Quali und gleichzeitig Kritik. Die Saison von Eintracht Frankfurt glich einem einzigen Auf und Ab. Ein Rückblick.
Eintracht Frankfurt beendet die Saison auf dem sechsten Rang und qualifiziert sich für das internationale Geschäft. Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Zeit für einen Rückblick auf bewegte Monate.
August bis Oktober: Kolo Muani-Zoff und starke Zugänge
Der Saisonstart stand unter dem Schatten der fortwährenden Diskussionen um Randal Kolo Muani. Der wechselwillige Stürmer zeigte sich zunächst unbeeindruckt von all dem Getöse und erzielte sowohl beim Pokalspiel bei Lok Leipzig wie auch beim Saisonauftakt gegen Darmstadt 98 das 1:0. Erst am letzten Tag der Transferperiode - und sogar in den letzten Sekunden - wurde der Rekordtransfer der Eintracht von Kolo Muani zu PSG besiegelt. Durch den gleichzeitigen Abgang von Rafael Borré zu Werder Bremen allerdings mangelte es den Hessen somit zunächst an Stürmern.
Der aus Berlin geholte Jessic Ngankam machte zwar mit einem Treffer in der Conference-League-Quali gegen Sofia auf sich aufmerkam, konnte aber die Erwartungen in der Folge nicht erfüllen. Vielmehr kristallisierte sich Omar Marmoush als (treffsichere) Spitze heraus. In der Europapokal-Gruppenphase markierte er das 1:0 gegen Aberdeen, der zweite einschlagende Neuzugang Robin Koch traf zum Sieg. In der Liga blieb die Kost mit Remis gegen Köln, Bochum und Freiburg mager. Erst der "goldene Oktober" änderte die Stimmung: Die Eintracht zeigte in Hoffenheim Spielzüge aus dem von Trainer Dino Toppmöller postulierten Ballbesitzfußball, zerlegte Helsinki mit 6:0 und lieferte beim 3:3 gegen Dortmund eines der besten Saisonspiele.
November bis Januar: Pokalaus und Transfer-Offensive
Nach acht ungeschlagenen Pflichtspielen kam der VfB Stuttgart in den Stadtwald. Die Partie stand unter dem Zeichen der Vorfälle vor dem Heimbereich und dem folgenden Stimmungsboykott. Auf dem Feld zeigte der VfB den Frankfurtern die Grenzen auf, die drei Mal in Folge mit 1:2 unterlagen (Stuttgart, PAOK, Augsburg). Damit machten die Hessen nicht nur ihre gute Position in der Tabelle zunichte, sondern mussten auch in die Extrarunde des Europapokals. Der absolute Tiefpunkt wurde allerdings Anfang Dezember erreicht, als die Mannschaft gegen den Drittligisten Saarbrücken sang- und klanglos aus dem DFB-Pokal ausschied.
Toppmöller stand schon danach stark in der Kritik, trug aber auch seinen Teil dazu bei, dass die Eintracht nur drei Tage später den bis dahin ungeschlagenen FC Bayern mit 5:1 aus dem Stadion schoss. Unter anderem hatte der Coach Mario Götze auf die Sechs gezogen. "Wir haben unserem Namen 'launische Diva' alle Ehre gemacht", sagte Toppmöller später - aber die gleiche Wankelmütigkeit zeigte sich fünf Tage später beim 0:2 in Aberdeen. Erst ein Last-Minute-Siegtreffer von Koch im letzten Spiel des Jahres gegen Gladbach beruhigte die Gemüter. Die Eintracht ging auf Platz sechs in die Winterpause - nur drei Zähler hinter dem BVB.
Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen 2024 und der offensive Transferwinter (Hugo Ekitiké, Sasa Kalajdzic, Donny van de Beek) weckten die Hoffnung auf einen Angriff der Eintracht auf die Top4.
Februar bis Mai: Maulwürfe und Lichtblicke
Doch schon der Februar förderte die erneute Ernüchterung am Main zutage. Beim 0:2 in Köln präsentierte sich die Eintracht desolat, beim 1:1 gegen Bochum absolut uninspiriert und gegen Union Saint-Gilloise kopflos. Eine 2:0-Führung gaben die Frankfurter bereits im Hinspiel aus der Hand, im Rückspiel zeigten sie sich zwar bemüht, aber viel zu harmlos. Zu allem Überfluss zog sich Kalajdzic kurz vorher noch einen Kreuzbandriss zu, Leihgabe van de Beek fand auch in Frankfurt nicht zu seiner Form aus Ajax-Tagen.
Immerhin: Die Mannschaft zeigte Moral in den Spielen in Freiburg und gegen Wolfsburg, als sie Rückstände aufholte. In Heidenheim half dann sogar ein Maulwurf-Hügel, um die Eintracht wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Anfang März lieferte Toppmöllers Mannschaft einen überzeugenden Auftritt gegen den direkten Konkurrenten Hoffenheim und hätte mit einem Erfolg in Dortmund sogar wieder an den Königsklassen-Plätzen schnuppern können. Doch trotz der 1:0-Führung agierte die Eintracht zu zaghaft und brachte sich durch die Schwäche bei Standards um den Lohn.
Probleme bei ruhenden Bällen, fehlende Ideen im Spiel nach vorne, zu wenig Feuer - all das setzte sich bis zum Saisonabschluss fort. In den letzten neun Saisonspielen gewann Frankfurt nur ein Mal, dies aber sehr wichtig gegen den Konkurrenten Augsburg. In Stuttgart und gegen Leverkusen wurde die Elf zeitweise hergespielt. Einziger Lichtblick: Winter-Neuzugang Hugo Ekitiké fand nach Startproblemen immer besser in die Mannschaft, er schaffte im Schlussspurt vier Tore und zwei Assists. Das Remis am letzten Spieltag gegen Leipzig sei ein Spiegelbild der Saison gewesen, sagte nicht nur Vorstand Markus Krösche. Es war das 14. (!) Unentschieden der Saison.
Fazit
Die Konkurrenz um Freiburg, Augsburg und Hoffenheim patzte gleichzeitig reihenweise - weswegen die Eintracht den sechsten Rang behauptete. "Wenn man am Ende einer Saison auf diesem Platz steht, hat man es auch verdient", meinte Torhüter Kevin Trapp. Dennoch blieb ein fader Beigeschmack aufgrund der spielerischen Magerkost und dem frühen Ausscheiden aus den Pokal-Wettbewerben. Glanzlichter-Auftritten wie gegen Dortmund, die Bayern oder Hoffenheim standen viel zu oft erschreckende Darbietungen wie in Köln, Stuttgart oder ganz besonders Saarbrücken gegenüber. Trainer Toppmöller wurde lange gestärkt, erhielt nun kein Treue-Bekenntnis vom Vorstand. So ist man bei der Eintracht wohl auch wie so oft in dieser Saison bei der Bewertung: unentschieden.