Das Eintracht-Remis in der Analyse: Alte Hasen und ein Topscorer
Eintracht Frankfurt zeigt in München eine starke Leistung und belohnt sich mit einem Punkt. Die Defensive steht dank der geballten Erfahrung, in der Offensive glänzt mal wieder Randal Kolo Muani. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat bei Bayern München 1:1-Unentschieden gespielt. Der Rekordmeister aus München ging durch Leroy Sané in Führung (34. Minute), nach der Pause traf Randal Kolo Muani zum Ausgleich (69.).
1. Rode und Hasebe als Väter der Kompanie
Mit zwei seiner Änderungen in der Startelf trieb Eintracht-Coach Oliver Glasner den Altersdurchschnitt seiner Mannschaft ordentlich in die Höhe. Makoto Hasebe verteidigte in der zentralen Position der Dreierkette, Sebastian Rode startete im zentralen Mittelfeld. Für Hasebe war es (auch verletzungsbedingt) das erste Ligaspiel seit Anfang Oktober, Rode stand zuletzt im November in der Liga in der Startelf.
Ganz offensichtlich wollte Glasner seinem Team angesichts der schweren Aufgabe in München eine ordentliche Portion Erfahrung zuführen. Eine Idee, die gut aufging. Die beiden Oldies hielten gegen die Bayern den Laden zusammen, die Hessen verteidigten auffällig kompakt und diszipliniert. Und legten so den Grundstein für das verdiente 1:1.
2. Und immer wieder Kolo Muani
Matchwinner, wenn man das bei einem Remis so nennen kann, war Eintracht-Stürmer Kolo Muani. Mal wieder, muss man sagen. Der Franzose vernaschte in der 69. Minute seinen Nationalmannschaftskollegen Dayot Upamecano mit einer wunderbar eleganten Bewegung und traf aus spitzem Winkel cool ins lange Eck. Ein Treffer der gehobenen Klasse.
Mit nun 17 Scorerpunkten ist Kolo Muani Topscorer der Liga, allein in den letzten fünf Spielen traf er viermal und legte drei Tore auf. Im Nachhinein ist es kaum zu glauben, dass ein solcher Stürmer ablösefrei nach Frankfurt gewechselt ist. Der nächste Wechsel, soviel ist klar, dürfte nicht umsonst über die Bühne gehen, schon im Sommer werden Europas Topklubs mit dem Scheckheft wedeln. Und Kolo Muani wird mit jeder Woche teurer.
3. Kamada stark als Einwechselspieler
Die Vorarbeit zum 1:1 kam von Daichi Kamada, der in München zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Einerseits wegen der defensiveren Herangehensweise der Hessen, andererseits hatte Kamada gegen Schalke und in Freiburg auch nicht unbedingt Eigenwerbung betrieben und zu zögerlich und fahrig gespielt. Der Bankplatz war also gleich doppelt nachvollziehbar.
Nach seiner Einwechslung präsentierte der Japaner dann aber wieder sein Gesicht aus der Hinrunde. Vor seinem Assist zog er drei Münchner auf sich und verschaffte Kolo Muani damit den nötigen Raum. Auch anschließend, als die Hessen gar am Sieg schnupperten, hatte Kamada oft seine Füße im Spiel. In dieser Form dürfte er alsbald auch wieder in der Startelf auftauchen.
4. Die erste gute Leistung 2023
Es waren allerdings nicht nur Hasebe, Rode, Kolo Muani und Kamada, die in München eine gute Leistung zeigten. Vielmehr war es nach durchwachsenen Leistungen gegen Schalke und Freiburg das erste richtig gute Fußballspiel der Eintracht im Kalenderjahr 2023.
Vor dem Pflichtspielauftakt 2023 hatte Glasner orakelt, dass seine Mannschaft noch ein wenig Zeit brauche, um ins Rollen zu kommen. In München passte die Leistung gut, in erster Linie defensiv, später dann auch in der Offensive, als die Hessen zusehends mutiger wurden. Auf dieser Leistung lässt sich aufbauen. Oder wie es Glasner ausdrückte: "Das war heute eine tolle Leistung von meinen Spielern. Die Jungs kommen langsam in den Fluss."
5. Mittendrin statt nur dabei
Und nun? Bestimmende Frage in den letzten Wochen war, ob Eintracht Frankfurt schon das Zeug zum Bayernjäger hat. Dazu hätte es eines Sieges bedurft, der Auftritt der Hessen in München unterstrich jedoch, wie stark die Eintracht an guten Tagen sein kann.
Das Remis führt indes zu einer interessanten Tabellenkonstellation. Und die Eintracht ist mittendrin. Für die Bayern war es das dritte 1:1 in Folge, weshalb es an der Tabellenspitze ordentlich eng zugeht. Auf die Münchner folgen Union Berlin, Leipzig und Freiburg, dann die Eintracht, von hinten drücken Dortmund und Wolfsburg. "Es wird hoffentlich bis zum Schluss eine spannende Bundesliga-Saison, in der wir dann hoffentlich auch eine Rolle spielen", sagte Rode nach Schlusspfiff. Da hätte in Frankfurt sicher niemand etwas dagegen.