Das ist Eintracht-Gegner Besiktas Istanbul Die schwarzen Adler mit dem Düsenjet-Rekord

Eintracht Frankfurt trifft in der Europa League auf Besiktas Istanbul und damit auf den wohl ältesten Sportverein der Türkei. National sind die Schwarzen Adler ein Gigant, international dürfte es ein bisschen mehr sein. Vor einem "echten Krieger" sollte sich die Eintracht vorsehen.

Ciro Immobile
Ciro Immobile mit dem türkischen Supercup Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt trifft im zweiten Spiel der Europa-League-Saison am Donnerstag um 21 Uhr (live im hr-iNFO-Audiostream) auf Besiktas Istanbul. Was macht den Verein aus der Türkei aus?

Der Verein

Traditionsreicher geht es in der Türkei nicht: Besiktas Istanbul ist der älteste Sportverein des Landes. Gegründet 1903 im Istanbuler Stadtteil Besiktas als Verein für Gymnastik, Ringen und Gewichtheben, mussten die Mitglieder zunächst gar Repressionen befürchten. Der damalige Sultan Abdülhamid II. glaubte, durch Vereinsgründungen könnten sich Aufständische vereinigen. Deshalb war es eigentlich verboten, Sportvereine zu gründen. Wenige Jahre später wurde das Verbot gelockert und Besiktas, das zunächst noch Bereket geheißen hatte, immer größer.

Insbesondere die Fußballsparte entwickelte sich zum Aushängeschild des Klubs, wenngleich die Wurzeln des Klubs auch heute noch am offiziellen Namen ersichtlich sind: Beşiktaş Jimnastik Kulübü. Die "Schwarzen Adler" gewannen seit Gründung 21-mal die türkische Meisterschaft, hinzu kommen zahlreiche weitere nationale Pokale. Besonders erfolgreich gestaltete sich dabei die Ära unter Präsident Süleyman Seba zwischen 1984 und 2000, als der Klub 15 Titel holte und unter anderem als einzige türkische Mannschaft jemals die Meisterschaft gewann, ohne ein einziges Saisonspiel zu verlieren.

Bei all den Meriten: Auf einen internationalen Triumph wartet Besiktas noch. Obwohl der Klub bereits 245 Spiele in den europäischen Wettbewerben absolvierte, sind das Erreichen des Viertelfinals im Pokal der Landesmeister 1986/87 und zwei Viertelfinals in der Europa League 2002/03 und 2016/17 das Höchste der Gefühle.

Der Star

"Er ist ein richtiger Krieger, darauf habe ich richtig Bock", freute sich einst niemand geringeres als Jürgen Klopp auf seinen neuen Spieler Ciro Immobile. 2014 wechselte der Italiener zu Borussia Dortmund, besonders kriegerisch ging es dort dann aber nicht zu. Nach nur drei Toren in 24 Spielen war schon wieder Schluss. "Die Deutschen sind kalt", beschwerte sich Immobile in der Presse. Keiner seiner Mitspieler habe ihn je zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen.

Hätte sich also Marco Reus, Mats Hummels oder wer auch immer mal erbarmt und an den Herd gestellt, wer weiß, ob Fußballdeutschland den wahren Ciro Immobile kennengelernt hätte. Der Mann ist nämlich eine echte Tormaschine. Immobile wurde in seiner Karriere siebenmal Torschützenkönig, davon viermal in der Serie A. 2020 gewann er zudem den Goldenen Schuh für Europas besten Torschützen des Jahres, als er für Lazio 36 Hütten machte.

Insgesamt kommt der Europameister von 2021 auf schwindelerregende 321 Profitore in 541 Spielen, die drei davon in der Bundesliga wirken dabei wie ein schlechter Treppenwitz. Mittlerweile ist Immobile 34 Jahre alt, wo die Kiste steht, weiß er aber immer noch: Sein erstes Tor für Besiktas erzielte er im Supercup nach 23 Sekunden. In den sechs Ligaspielen seither traf er schon sechs Mal.

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Der Trainer

Wem der Name Giovanni van Bronckhorst nichts sagt, sollte sich eine Zusammenfassung der besten Szenen der WM 2010 anschauen. Ziemlich sicher würde dort nämlich das Tor van Bronckhorsts gegen Uruguay als schönster Treffer des Turniers geführt, als er aus knapp 35 Metern aus halblinker Position einfach mal draufhielt und mit Pfosten ins Kreuzeck traf.

Was schon ganz gut anzeigt, auf welchem Level der Mann Fußball gespielt hat: Van Bronckhorst wurde in den Niederlanden, Schottland, England und Spanien Meister, kickte für Klubs wie Arsenal und Barcelona und bestritt 106 Länderspiele für die Niederlande, deren Kapitän er war. Keine allzu schlechte Vita.

Seit 2011 ist er nun Trainer, seit 2015 Cheftrainer, und auch das lässt sich ganz gut an. Seinen Heimatverein Feyenoord führte er in seiner Debütsaison zum Pokalsieg, zwei Jahre später gar zum Double. Bei Besiktas steht er seit Sommer an der Seitenlinie und holte direkt im ersten Spiel den Supercup. Nur die Station dazwischen, ein Engagement bei den Glasgow Rangers, dürfte für van Bronckhorst einen kleinen Beigeschmack haben: Zwar holte er mit dem Rangers den schottischen Pokal, Glückwunsch dazu. Für den Sieg in der Europa League 2022 reichte es aber nicht. Die Fans des Finalgegners Eintracht Frankfurt dürften sich erinnern.

Und sonst so?

Die Eintracht und Besiktas trafen noch nie in einem Spiel aufeinander, zumindest gibt es aber einige Spieler, die bereits für beide Teams die Schuhe schnürten, etwa Michael Fink, Kevin Prince Boateng oder Cenk Tosun. Und auch zwei Trainer standen bereits bei beiden Klubs an der Seitenlinie: Christoph Daum sowie Pokalsiegertrainer 1988 Kalli Feldkamp.

Sie alle dürften in den Genuss der außergewöhnlichen Lautstärke im legendären Inönü-Stadion gekommen sein, wo 2013 im Spiel gegen Genclerbirligi mit 141 gemessenen Dezibeln ein Weltrekord für das lauteste Stadion aufgestellt wurde. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Lautstärke eines Düsenjets. 2016 wurde das alte Stadion abgerissen, an selber Stelle entstand das Tüpraş Stadyumu. Ob es dort auch so laut ist, können die mitreisenden Eintracht-Fans am Donnerstag in Erfahrung bringen.

Quelle: hessenschau.de